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Toto Wolff (Mercedes): Alles passiert aus einem Grund

Von Mathias Brunner
Geliebter Feind: Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und Mercedes-Teamchef Toto Wolff

Geliebter Feind: Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und Mercedes-Teamchef Toto Wolff

​Mercedes hat in Frankreich dank des neuen Motors zu alter Stärke zurückgefunden: Erste Startreihe auf dem Circuit Paul Ricard mit Lewis Hamilton vor Valtteri Bottas. Aber Teamchef Toto Wolff bleibt vorsichtig.

Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz wollte den neuen, schärferen Motor eigentlich beim Grossen Preis von Kanada einsetzen. Dann tauchten Fragezeichen in Sachen Haltbarkeit auf, wegen Toleranzmängeln beim Kurbelwellentrieb. Nun sind die Silberpfeile von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in Le Castellet mit Evo-Stufe 2 ausgerüstet worden des 1,6-Liter-V6-Turbomotors. Ergebnis: Erste Startreihe.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff blickt zurück: «Alles schien für Montreal klar zu sein. Dann sind bei einem der letzten Dauerlauftests Unregelmässigkeiten in den Daten aufgetaucht, die uns daran zweifeln liessen, ob die Motoren in Kanada halten würden. Also haben wir das verschoben. Stufe 2 bietet ein wenig mehr Leistung, und die Probleme sind aus der Welt geschafft. Ich glaube an Karma – alles passiert aus einem Grund. Vielleicht war es ganz gut so, dass wir etwas mehr Zeit investieren mussten, um den neuen Motor zu bringen.»

Blicken wir auf den kommenden Frankreich-GP: Mercedes geht einen anderen Weg als WM-Rivale Ferrari. Welche Denke steckt dahinter? Toto Wolff: «Wir fanden die Reifenwahl kniffliger als erwartet, und am Ende waren wir verblüfft. Wir hatten erwartet, dass Red Bull Racing vielleicht versuchen würde, mit dem ultraweichen Pirelli ins Rennen zu gehen und dass wir und Ferrari wohl auf die superweichen Walzen setzen. Dann war es aber umgekehrt, also Ferrari auf ultra, Red Bull Racing auf dem gleichen Reifen wie wir. Wir haben einfach mehr Vertrauen in die superweiche Mischung, was die Haltbarkeit angeht. Daher glauben wir, dass dies für uns die bessere Wahl ist. Wir erwarten fürs Wetter ungefähr die Temperaturen vom Samstag, wir erwarten auch keine grossen Variationen in Sachen Strategie.»

Das Pendel schwingt hin und her. Mercedes ist bislang in Frankreich vorne – ist das nur streckenspezifisch? «Wir verstehen unsere Schwächen besser, das ist ein wichtiger Punkt. Das Ziel muss darin bestehen, auf jeder Rennstrecke konkurrenzfähig zu sein.»

Die Boxeneinfahrt gibt viel zu reden: Übertreibt es dort einer, kann er leicht mitten in die Mercedes-Box kreiseln. Toto Wolff meint: «Ja, das macht mir ein wenig Bauchweh. Ich bin bei diesem Thema besonders sensibel, weil wir Verletzte beim DTM-Rennen in Ungarn hatten. Das Speed-Limit ist hier begrenzt worden. Aber das wird wenig nützen, sollte es nass sein. In Budapest kreiselte Mortara mit nur 40 km/h davon, gegen Aquaplaning hast du keine Chance. Die Boxenausfahrt ist auch kritisch, weil sie direkt auf die Ideallinie zielt. Ich bin sicher, die Franzosen schauen sich das fürs kommende Jahr gut an.»

Wenn wir von 2019 sprechen: Sollte künftig auf die Schikane verzichtet werden, welche die Mistral-Geraden teilt? «Absolut», sagt der Wiener Wolff sofort. «Ich bin selber in Le Castellet gefahren. Es war grandios, diese scheinbar endlose Gerade runterzupfeifen und dann in die Signes-Rechts zu tauchen. Ich habe Formel-1-CEO Chase Carey gesagt – die Schikane muss weg. Die Fahrer sollen mit 340 Sachen in die Signes fahren. Das würde auch Überholmanöver begünstigen.»

Ein Stolperstein könnte Pirelli sein. Den Reifen nach zwei Kilometern Vollgas in eine Kurve mit hoher Querbeschleunigung zu jagen, setzt Fragezeichen in Sachen Belastbarkeit.

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