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Sebastian Vettel: Grösster Gegner - bester Mutmacher

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

​Ferrari-Star Sebastian Vettel hat erklärt, wer sein grösster Gegner ist – er selber. Aber Vettel ist mit einer hohen Fehlerquote 2018 nicht nur sein grösser Gegner, er ist sich selber auch der beste Mutmacher.

30 Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton: Kein Zweifel, Sebastian Vettel geht mir ordentlich Ballast in diesen Singapur-GP. Gegen einen Hamilton, der fast fehlerfrei auftritt, ist die Fehlerquote des Deutschen in dieser Saison zu hoch. Sky-GP-Experte Martin Brundle tadelt: «Vettel macht derzeit zu viele Fehler, um den WM-Titel zu holen. 2018 ist er in Baku bei einer Attacke auf Bottas geradeaus gerutscht, in Frankreich mit Valtteri zusammengestossen, in Österreich hat er wegen Blockierens von Sainz eine Strafe erhalten, in Deutschland hat er 25 Punkte weggeworfen. Dann kam die erste Runde von Monza.»

30 Punkte Rückstand gegen einen bärenstarken Lewis Hamilton – ist das in sieben Rennen gutzumachen? Vettel betont immer wieder, es sei noch genügend Zeit. Und keiner dürfe vergessen, dass Ferrari das beste Auto habe. Tatsächlich sollte Vettel ausgerechnet von seinem grössten Gegner Mut schöpfen: ebenfalls von ihm selber. Denn einige Beispiele aus der Vergangenheit zeigen: In der Formel 1 ist so gut wie alles möglich. Nicht vergessen: 2017 lag Lewis Hamilton auch mal 25 Punkte hinter Vettel – und wurde dennoch Champion.

Sieben Rennen, das sind theoretisch 175 Punkte, die Vettel erobern kann. In der Formel-1-Historie haben wir einige spektakuläre Aufholjagden erlebt. Vettel selbst schaffte in seinen WM-Jahren mit Red Bull Racing gleich zwei davon.

2010: Vier Fahrer hatten beim Finale in Abu Dhabi noch Chancen auf die WM-Krone. Fernando Alonso stand mit 246 Punkten vor seinem dritten Titel, dem ersten auf Anhieb mit Ferrari, sein grösster Konkurrent war damals Vettels Red Bull Racing-Teamkollege Mark Webber (238). Vettel (231) lag dahinter, auch Lewis Hamilton (222) hat noch Chancen. Doch in einem dramatischen Rennen in Arabien hingen Alonso und Webber nach unkluger Strategie hinter Gegnern fest, Ferrari machte den Fehler, das Rennen auf Webber auszurichten statt auf Vettel. Sebastian fuhr zum Sieg und sensationell zum Titel. Sechs Rennen vor Schluss hatte sein Rückstand auf die Spitze 31 Punkte betragen.

2012: Red Bull Racing war in dieser Phase vier Jahre lang nicht zu schlagen, viermal in Folge triumphierte Vettel. Doch nicht jede Saison war dominant. Neben 2010 wurde es auch 2012 ganz eng. Zwischenzeitlich hatte Vettel 44 Punkte Rückstand auf Alonso, kämpfte sich aber wieder heran. Beim Finale in Brasilien gab es Dramatik pur, mit einer Kollision inklusive Drehers in Runde 1, Wetter-Kapriolen, Funk-Chaos und drei Aufholjagden reichte Vettel ein sechster Platz, um zum dritten Mal in Serie Weltmeister zu werden.

2007: Es sah alles nach einem Duell der beiden McLaren-Streithähne Hamilton und Alonso aus. Aber wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, der zwischenzeitlich 20 Punkte zurücklag, bei alter Punkteregelung (heute wäre da erheblich mehr): Hamilton und Alonso waren so sehr mit ihrer Privatfehde beschäftigt, dass Kimi Räikkönen beim dramatischen Finale von Interlagos mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister wurde.

1976: Eine der dramatischsten und legendärsten Formel-1-Saisons. Niki Lauda gegen James Hunt, der Zweikampf, der im Kinofilm «Rush» verewigt wurde. Lauda fuhr zur Halbzeit dem Titel scheinbar sicher entgegen, der Österreicher führte die Wertung mit 26 Punkten Vorsprung an. Dann verunglückteder Ferrari-Star auf dem Nürburgring, er kämpfte tagelang um sein Leben und verpasste zwei Rennen. Beim Finale in Japan kam er in den Fluten von Fuji nach zwei Runden in die Box, stieg aus dem Auto und gab auf. «Dieses Rennen war heller Wahnsinn. Ich hatte Angst, mit 180 Stundenkilometern durch eine Regengischt zu rasen, ohne etwas zu sehen. Es gibt wichtigere Dinge als eine Weltmeisterschaft. Zum Beispiel mein Leben», sagte Lauda damals. Hunt musste Dritter werden, den Rang holte er sich in der letzten Runde. Am Ende hatte Hunt einen einzigen Punkt Vorsprung.

1964: Den umgerechnet grössten Rückstand bisher holte Ferrari-Fahrer John Surtees auf. Er lag nach fünf von zehn Rennen bereits um 20 Punkte zurück. Seine Rivalemn Graham Hill und Jim Clark aber holen in den letzten vier Rennen jeweils nur noch einmal Punkte. Surtees wurde mit einem Zähler Vorsprung Champion. Auch dank Hilfe seines Stallgefährten Lorenzo Bandini, der den Briten kurz vor Schluss zum Platz 2 durchwinkte. Damit war Surtees Champion, nur einen Punkt vor Hill.

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