Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Daniel Ricciardo, Max Verstappen: Besser als erwartet

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo und Max Verstappen in Texas

Daniel Ricciardo und Max Verstappen in Texas

​Nach fast drei Jahren Zusammenarbeit trennen sich die Wege von Max Verstappen und Daniel Ricciardo: Der Australier zieht von Red Bull Racing zu Renault. Die beiden sagen, wie die Zusammenarbeit wirklich war.

Im Mai 2016 wurde der junge Max Verstappen von Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert und gewann sensationell seinen ersten Grand Prix für RBR, den Grossen Preis von Spanien. Gut, das wurde damals möglich, weil sich die Silberpfeil-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton über die Vorfahrt nicht einigen konnten und neben der Piste landeten, aber wen interessiert das später noch?

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner ist bis heute überzeugt: «Wir hatten mit Max und Daniel das stärkste Fahrerduo der Formel 1.» Darüber darf ruhig diskutiert werden. Fakt hingegen ist: Die beiden kamen prächtig miteinander aus, was vor allem auf das sonnige Gemüt von Ricciardo zurückgeht. Max Verstappen sagt: «Daniel ist immer gut drauf, er ist einfach ein fabelhafter Kerl.»

Klar knirschte es zwischendurch im Getriebe: In Malaysia 2016 gab es ein Duell, dass am RBR-Kommandostand einige Herzen fast zum Stillstand brachte (Ricciardo gewann vor Verstappen), in Ungarn 2017 rasselten sich die beiden in die Kiste. Ricciardo erinnerte sich später so: «Du bist beim Start ohnehin voller Adrenalin, und die Kollision brachte alles zum Überkochen. Die Streckenposten bedrängten mich, von der Strecke wegzukommen. Und ich zischte sie an: “Nicht anfassen!“ Ich wollte unbedingt am Rande der Piste bleiben, um Max den Vogel zu zeigen. Ich war so unfassbar sauer, am liebsten hätte ich ihm meinen Helm aufs Auto geschmissen.»

«Als mir Max nach unserer Kollision in Ungarn ein Bier herübergereicht und sich entschuldigt hat, fand ich das seltsam. Ich dachte: “Das kann es jetzt aber nicht sein, dass er glaubt, mit einem Bierchen sei das erledigt.” Dann meinte Verstappen sofort: „Wir werden nach dem Meeting länger reden.“ Das haben wir dann auch getan. Aber dieser erste Moment, als mir Max das Glas gab, das war etwas peinlich.»

So peinlich wie Baku 2018, als sich die beiden so lange beharkten, bis beide Renner neben der Bahn lagen. Wir dürfen behaupten: Hier wurde ein Sieg weggeworfen.

Max Verstappen redet nicht lange um den heissen Brei herum. Auf die Frage, wie der Baku-GP ausgehen würde, wenn der Niederländer ihn noch einmal fahren könnte, meint er: «Wir würden das Rennen gewinnen. Allerdings machst du natürlich alles anders, wenn du in Ruhe überlegen kannst. Du würdest die Boxenstopps anders legen. Du würdest in der Safety-Car-Phase anders vorgehen. Und alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Du willst natürlich nie ausgerechnet mit deinem Stallgefährten zusammenkrachen. Wir dürfen so etwas nicht wiederholen.» Und wie soll das gehen? Max: «Indem wir uns etwas mehr Raum lassen. Ungefähr zwei Millimeter reichen.»

In einem Podcast von Red Bull Racing sagt nun Daniel: «Wir sind in der Regel prima miteinander klargekommen. Vielleicht verstehen wir uns künftig noch besser, wenn wir nicht um das gleiche Stück Asphalt kämpfen. Um ehrlich zu sein: Es lief besser mit Max als ich erwartet hatte. Es läge in der Natur eines Racers, dass es zwischen uns mehr gescheppert hätte, weil sich jeder für den Besten hält. Aber ich finde, zu 99 Prozent haben wir das gut hingekriegt. Die Zeit mit Max war cool, wir haben unsere Haut so teuer verkauft wie es geht, das hat Spass gemacht.»

Max über Daniel: «Daniel ist eine dermassen positive Person, seine gute Laune wirkt auf das ganze Team ansteckend. Das ist doch viel besser als ein Miesepeter als Stallgefährte, der kaum ein Wort über die Lippen würgt. Ich finde es wichtig, eine gesunde Atmosphäre im Team zu haben. Ich will das auch mit Pierre Gasly schaffen.»

Nochmals Daniel Ricciardo: «Max hat sehr viel Potenzial, und er lernt ständig dazu. Er ist gewiss ein besserer Fahrer als damals in Spanien 2016, als er seinen ersten Grand Prix gewonnen hat. Ob er in der Formel 1 Grosses vollbringen kann, das hängt von zwei Faktoren ab – von seiner Entwicklung, da mache ich mir keine Sorgen; und von der Qualität seines Rennwagens. Als Fazit unserer gemeinsamen Zeit würde ich sagen: Wir sind durch eine gesunde Rivalität zu besseren Rennfahrern geworden.»

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