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Kein Lola oder Brabham: Force India ist Racing Point

Von Mathias Brunner
Lance Stroll bei Testfahrten mit Force India nach dem WM-Finale von Abu Dhabi 2018

Lance Stroll bei Testfahrten mit Force India nach dem WM-Finale von Abu Dhabi 2018

​Am 13. Februar will der jahrelang als Force India bekannte Rennstall angeben, unter welchem Namen er in der WM 2019 antritt. Dem Investoren Lawrence Stroll sind die Möglichkeiten ausgegangen.

Eigentlich wollte der Force-India-Rennstall zur Saison 2018 hin das India im Team-Namen loswerden. «Force One» war die erste Idee, das ging der neuen Formel-1-Führung gegen den Strich, denn das war CEO Chase Carey zu nahe an Formula One. Die Bezeichnung Force sollte in irgendeiner Form verwendet werden, damit die Fans den Rennstall noch immer als den gleichen erkennen.

Dann tauchte ein unerwartetes Problem auf: Cybersquatting. Darunter verstehen wir, dass Menschen gewisse Namen als Marken eintragen lassen, nicht etwa weil sie eine eigene Firma planen, sondern weil sie später ihre Rechte an echte Unternehmer verkaufen wollen. Diese Domänen-Piraten machten Bob Fernley Kopfweh, dem damaligen, stellvertretenden Teamchef von Force India. «Die brauchst für einen solchen Namenswechsel viel Vorlaufzeit. Leider standen wir dem Problem gegenüber, dass jeder Kerl samt Bruder und Hund hingeht und alle möglichen Markennamen registrieren lässt.»

Schon im Rahmen des Aserbaidschan-GP 2017 in Baku hatte Force-India-Geschäftsleiter Otmar Szafnauer festgehalten: «Ja, es stimmt, wir werden den Namen unseres Rennstalls wechseln. Die Rahmenbedingungen haben sich seit dem Einstieg von Force India einfach geändert. Wir haben keinen Grossen Preis von Indien mehr. Wir haben kaum noch Sponsoren aus Indien. Wir haben den Eindruck, dass wir bei der Geldgebersuche mehr Möglichkeiten hätten, würden wir mit einem anderen Namen auftreten.»

Cybersquatting, das Registrieren von Namen ohne Absicht der Eigennutzung, ist ein echtes Problem. Gemäss Informationen der Europäischen Kommission ist rund ein Viertel aller Privatpersonen oder Firmen, die eine neue Bezeichnung registrieren lassen wollen, von Domänenbesetzern betroffen, mit welchen sie sich herumschlagen müssen. Meist werden solche Konflike aussergerichtlich beigelegt – worauf die Besetzer natürlich hoffen, um einen schönen Profit rauszuschlagen.

Als Force India im Sommer in andere Hände überging, wurde der «neue» Rennstall «Racing Point» genannt. An sich eine Notlösung. Doch seither scheinen dem Kanadier Lawrence Stoll und den anderen Investoren die Möglichkeiten ausgegangen zu sein. Unsere Kollegen Dieter Rencken und Keith Colladine, in Sachen Force India überdurchschnittlich gut informiert, preschen vor und berichten auf racefans.net: Der Rennstall habe den Autoverband FIA darüber informiert, dass die Bezeichnung Racing Point bleibe. Angeblich soll sich das Team aus Silverstone auch um Namen früherer Rennställe bemüht haben. An klingenden Team- oder Rennautobezeichnungen gäbe es wenig Mangel: Lola, Lotus, Brabham oder Tyrrell. Die Formel-1-Kommission soll die Bezeichnung Racing Point ebenso abgenickt haben wie die Änderung, wonach das bisherige Sauber-Team ab 2019 Alfa Romeo heisst.

Eine andere, sensationelle Möglichkeit schien sich 2017 anzubahnen. Da war davon die Rede, dass aus Force India durch Vermittlung von Bernie Ecclestone Brabham werde! Der damalige Force-India-Mitbesitzer machte dem Gerücht schnell den Garaus: «Es gab keine Verhandlungen mit Brabham, ich habe David Brabham noch nicht einmal getroffen.»

Der Name Brabham kehrt zwar zurück, aber nicht in die Formel 1. David Brabham, Sohn der 2014 verstorbenen Rennfahrerlegende Sir Jack Brabham, hat Anfang Mai 2018 in London den Brabham BT62 präsentiert; einen Supersportwagen mit 710 PS. «Brabham Automotive» soll als Fernziel die Marke wieder auf die Rennstrecke zurückbringen. David Brabham hat dabei den Ort seines grössten Triumps als Weltmeister im Visier: 2009 gewann er zusammen mit Alexander Wurz und Marc Gené im Peugeot die 24 Stunden von Le Mans, 50 Jahre nach dem ersten WM-Titelgewinn seines Vaters Jack und 16 Jahre, nachdem sein Bruder Geoff Brabham ebenfalls in Le Mans gewonnen hatte, wie David in einem Peugeot.

David Brabham: «Vor zwölf Jahren habe ich beschlossen, den grossen Namen Brabham auf die Rennstrecke zurück zu bringen. Ich brauchte die ganze Entschossenheit, die meinen Vater auszeichnete, um mich durchzubeissen. Es war nicht leicht, aber wir haben es geschafft, und ich bin sehr stolz. Brabham schreibt ein neues Kapitel Rennhistorie.» Nur nicht in der Formel 1.

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