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Dr. Robert Hubbard tot: HANS-Erfinder, Lebensretter

Von Adam Cooper
In den USA ist Dr. Robert Hubbard verstorben. Der Professor für Biomechanik und Materialforschung bleibt Schutzengel der Rennfahrer. Sein Hals- und Nackenschutz-System HANS hat viele Leben gerettet.

Dr. Robert Hubbard hat für immer die Augen geschlossen. Der seit 2006 pensionierte Professor für Biomechanik und Materialforschung hatte Mitte der 80er Jahre jenes Kohlefasergestell entwickelt, das seither bei unzähligen Unfällen die Rennfahrer vor schweren Kopfverletzungen bewahrt hat – das Hals- und Nackenschutz-System HANS.

HANS (steht für «head and neck support», also Kopf- und Nackenstütze) ist eine Rückhaltevorrichtung, welche die Piloten bei einem Aufprall vor Blessuren im Kopf und Halsbereich schützt. Es besteht aus einem Schulterkorsett (Kohlefaser-verstärktes Kunstharz), das seitlich am Helm mit einem Gurt befestigt wird. Bei Unfällen verhindert es das gefürchtete Peitschenschlag-Syndrom, wenn die Halwirbelsäule überdehnt wird. HANS vermindert die gewaltigen Kräfte, die beim Aufprall auf Kopf und Hals wirken.

Dr. Hubbard hat HANS damals in Zusammenarbeit mit seinem Schwager entwickelt, dem IMSA-Sportwagenfahrer Jim Downing. Auslöser war der Unfall von Downings Freund Patrick Jacquemart, der bei Testfahrten in Mid-Ohio 1981 mit einem Renault 5 Turbo ums Leben kam. Downing und Hubbard erkannten, dass zahlreiche tödliche Unfälle darauf zurückgingen, dass der Kopf des Piloten bei einem Crash unkontrolliert herumpendelt, was zum Schädelbasisbruch führen kann.

Hubbard, der in den 70er Jahren als Sicherheitsexperte bei General Motors gearbeitet hatte, und Downing tüftelten mit einem Schmalspur-Forschungsbudget der Universität von Michigan an Lösungen. 1985 wurde das erste Patent eingereicht, Downing fuhr den ersten Prototypen eines HANS beim IMSA-Finale von Daytona im November 1986. Das erste Modell war recht klobig, und die Begeisterung der anderen Piloten hielt sich in engen Grenzen – denn die Beweglichkeit war arg eingeschränkt.

Von HANS überzeugt wurden viele Piloten durch Testversuche mit Prallschlitten an der Wayne State University von Detroit. Die Daten belegten klipp und klar, wie sehr HANS den Fahrer vor schlimmen Verletzungen schützen kann. Das erste verkaufstaugliche Produkt wurde 1991 angeboten, inzwischen beteiligten sich auch General Motors und Ford an der Forschung.

International bekannt wurde HANS durch die tödlichen Unfälle von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna in Imola 1994. Der Autoverband FIA suchte nach einem Weg, Kopf und Nacken der Fahrer besser zu schützen. 1995 testete Gerhard Berger ein HANS, der einstige Mercedes-Ingenieur Hubert Gramling leistete für die FIA bei der Entwicklung von HANS einen wesentlichen Beitrag. Seit 2003 ist das Tragen eines HANS in der Formel 1 vorgeschrieben,

Auch in den USA führte der Tod zum Durchbruch von HANS: Als NASCAR-Legende Dale Earnhard in Daytona 2001 ums Leben kam, wussten die Piloten, dass sie handeln mussten. Der HANS-Verkauf verzehnfachte sich nach dem Tod des Stock-Car-Idols.

Das grösste Vermächtnis von Dr. Robert Hubbard sind die vielen Fahrer, die nach einem Unfall ohne Kopf- und Nackenverletzungen aus dem zerstörten Renngefährt gestiegen sind.

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