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Mattia Binotto (Ferrari): Kein Favorit beim Baku-GP

Von Mathias Brunner
​Ist die lange Vollgaspassage auf dem Strassenkurs von Baku nicht wie geschaffen für die schnellen Ferrari? Teamchef Mattia Binotto ist vor dem Grossen Preis von Aserbaidschan eher skeptisch.

Mercedes-Star Lewis Hamilton rechnete am China-GP-Wochenende vor: «Von Ferrari wissen wir – auf den Geraden gewinnen sie während einer Runde gut vier Zehntelsekunden. Aber sie verlieren Zeit in den Kurven. Ich bin selber gespannt, wann sie anfangen, die Abstimmung entsprechend zu ändern.» Über den Topspeed-Vorteil von Ferrari wird weiter gerätselt.

Schon in Bahrain war aufgefallen, wie bärenstark die roten Renner auf den Geraden sind. Die Gegengerade von Shanghai war die längste aller aktuellen Formel-1-Strecken. Mit 1209 Metern ist sie vier Meter länger als jene von Abu Dhabi, annähernd so lange sind auch die Geraden in Baku und Mexiko-Stadt.

Martin Brundle weiss: «Alle fragen sich, was Ferrari vor dem Bahrain-GP getan hat, um zum Speed der Wintertests zurückzufinden. Der Vorteil von Ferrari auf den Geraden war in Arabien offensichtlich. Viele vermuten, Ferrari habe etwas Besonderes gefunden, was den Kraftstoff angeht. Jedenfalls riecht es ziemlich eigenartig, wenn die Wagen in der Box angelassen werden.» Der Geruch wird je nach Schnüffelndem mit Grapefruit oder Himbeere beschrieben.

Die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Shell ist seit Jahren exemplarisch eng. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto enthüllte im Fahrerlager des Albert Park Circuit in Melbourne: Der PS-Zuwachs des 2018er Motors von Ferrari ging zu 21 Prozent auf Shell zurück!


Nico Rosberg, Sieger des ersten Grossen Preises in den Strassen von Baku, findet: «Ferrari hat derzeit Mühe. Sie haben ihr Auto aerodynamisch einfach nicht ideal abgestimmt. Das Auto ist zwar windschlüpfig, baut aber zu wenig Abtrieb auf. Das kostet die ganze Zeit. Eine solche Abstimmung ist einfach nicht ideal für die bestmögliche Rundenzeit.»

«Ferrari hat angefangen zu reagieren. Die Wagen wurde auf mehr Abtrieb an der Hinterachse getrimmt, aber sie waren nicht in der Lage, das effizient umzusetzen. Einfach mit steiler gestellten Flügeln hinten zu fahren, das reicht nicht. Das muss alles in der Balance sein, also auch, was die Arbeit mit Frontflügel, Luftleit-Elementen und Endplatten angeht. Darauf muss sich Ferrari jetzt konzentrieren. Das ist sehr viel Arbeit, das bindet viel Zeit, das ist nicht grossartig.»

«Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sich das alles in Baku auswirken wird. Klar haben wir dort diese lange Vollgaspassage, aber wir haben auch jede Menge langsamer Ecken. Dort werden sie massiv Zeit verlieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Plus an Speed auf den Geraden reichen wird. Derzeit würde ich Mercedes vorne sehen, auch fürs auf Aserbaidschan folgende Rennen in Spanien.»

Und was sagt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto? Der Italiener blickte vor seiner Abreise aus China auf den kommenden WM-Lauf an der Kaspischen See: «Wenn wir die Topspeed-Messungen von Shanghai betrachten, dann sehen wir – die Mercedes sind auf den Geraden auch nicht eben langsam. Ich glaube gar nicht, dass wir einen solch grossen Vorteil haben. Baku erfordert wieder eine ganz andere aerodynamische Abstimmung. Es geht nicht nur um rohe Power, es geht um aerodynamische Effizienz. Baku hat nicht nur Geraden, der Kurs hat vor allem sehr viele Kurven. Ich erwarte weiterhin viel Gegenwind.»

Das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen: Ferrari rechnet für Baku mit heftiger Gegenwehr von Mercedes und Red Bull Racing-Honda, und in der Stadt des Windes ist mit einer steifen Brise zu rechnen. Die bläst allerdings für alle gleich.

Grand Prix von Baku

2016
Qualifying: 1. Nico Rosberg (Mercedes)
Rennen: 1. Nico Rosberg (Mercedes)

2017
Qualifying: 1. Lewis Hamilton (Mercedes)
Rennen: 1. Daniel Ricciardo (Red Bull Racing)

2018
Qualifying: 1. Sebastian Vettel (Ferrari)
Rennen: 1. Lewis Hamilton (Mercedes)

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