Ferrari in Ungarn chancenlos: Das sagt der Teamchef
Das hatte den Tifosi Hoffnung gemacht: Im zweiten Teil des Deutschland-GP war Sebastian Vettel nur so über den Hockenheimring geflogen, seine Aufholjagd von ganz hinten zum zweiten Platz – ganz grosses Kino. In Ungarn jedoch fielen die Italiener brutal auf den Boden der Tatsachen zurück: Schon im Training war gegen Max Verstappen (Red Bull Racing-Honda) sowie das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nichts zu machen, Ferrari musste sich mit den Starträngen 4 (Charles Leclerc) und 5 (Sebastian Vettel) begnügen.
Teamchef Mattia Binotto sprach nicht um den heissen Brei herum: «Unser Auto baut zu wenig Abtrieb auf.» Aber der Italiener witterte auch: «Wenn wir auch nicht schnell genug waren, um ein Wörtchen bei der Pole mitzureden, so war der Abstand zur Spitze doch kleiner als erwartet. Das ist ermutigend. Wir sehen uns daher bei der Entwicklung des SF90 auf dem richtigen Weg.»
Der Rennverlauf von Ungarn untermauert das leider nicht: Der führende Max Verstappen zog davon, nur Lewis Hamilton konnte diesen Rhythmus halten, nach 20 Runden hatten die Ferrari von Charles Leclerc und Sebastian Vettel bereits einen Rückstand von fast 20 Sekunden. Am Ende belegte Ferrari die Ränge 3 (Vettel) und 4 (Leclerc), und wenn Valtteri Bottas nicht an Leclerc geraten wäre, wenn Pierre Gasly halbwegs den Speed von Verstappen mitgehen könnte, dann hätten die Fans eher erlebt, was an diesem Tag Fakt war – Ferrari ist dritte Kraft. Der beste Ferrari eine Minute hinter dem Sieger im Ziel, das ist in der Formel 1 eine schallende Ohrfeige.
In der Fahrer-WM ist Max Verstappen mit 181 Punkten WM-Dritter und macht Valtteri Bottas nervös (188 Zähler), Sebastian Vettel ist WM-Vierter mit 156 Punkten, Leclerc kommt auf 132. In der Markenwertung liegt Ferrari auf dem zweiten Zwischenrang, mit 288 Punkten, aber Mercedes vorne ist enteilt (438 Punkte), von hinten naht Red Bull Racing (244).
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in Ungarn: «Die Sommerpause ist wichtig, die Mannschaft hat sehr viel gearbeitet. Wir schauen uns jetzt nochmals in Ruhe alle Daten an, dann haben wir einige Tage, um die Batterien aufzutanken.»
Zum Rennen meint der Italiener: «Sebastian ist im ersten Teil des Rennens sehr klug mit seinen Reifen umgegangen. Eine andere Rennstrategie wäre nicht möglich gewesen, weil die Reifen am Wagen von Charles zerschlissen waren.»
Vettel hielt seine mittelharten Walzen bis in Runde 39 am Leben, dann wechselte er auf die weichen Pirelli und konnte kurz vor Schluss seinen monegassischen Stallgefährten abfangen. Leclerc, ebenfalls auf mittelhart ins Rennen gegangen, kam schon in Runde 27 zur Box und liess harte Reifen anbringen.
Mattia Binotto: «Unsere Schwäche in Sachen Abtrieb hat sich über eine Renndistanz noch stärker bemerkbar gemacht. Es hat auch nicht geholfen, dass es am Renntag heisser war als im Training, ganz im Gegenteil. Die Leistungsfähigkeit des Autos variiert von Strecke zu Strecke, aber wir können nichts schönreden – unser bestes Auto ist um eine Minute hinter dem Sieger ins Ziel gekommen, weil wir nicht stark genug sind.»