Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Lewis Hamilton: «Niki Lauda ist immer bei uns»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton ist zum sechsten Mal Weltmeister

Lewis Hamilton ist zum sechsten Mal Weltmeister

​Der Brite Lewis Hamilton spricht über eine schwierige Saison, die zum sechsten Titel führte: «Es war kein Spaziergang. Und wir haben Niki Lauda verloren. Heute hätte er seine Kappe gelüftet, er ist immer bei uns.»

«Ich bin nicht auf Wolke 7», meint Lewis Hamilton nach seinem sechsten Formel-1-WM-Titel. «Ich schwebe viel höher als das. Es ist schwierig, so kurz nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Worte zu fassen, was dies alles für mich bedeutet. Es ist auch für die Menschen schwer nachzuvollziehen, wie schwierig diese Saison gewesen ist, vielleicht kann das sogar nur ein anderer Athlet. Das war kein Spaziergang. Das war ein stetiges Auf und Ab, eine wahnsinnige Herausforderung. Es ist das härteste Jahr meiner Formel-1-Karriere.»

«Es ist auch deshalb das härteste Jahr, weil wir Niki Lauda verloren haben. Er war für dieses Team ganz wichtig. Ich weiss, heute würde er vor dem Team wieder mal seine Kappe ziehen. Ich hätte all dies ohne ihn nicht erreicht. Ich vermisse ihn sehr, jeden Tag. Aber ich weiss auch: Er ist immer bei uns.»

«Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so zusetzen würde, ihn zu verlieren. Ich war wirklich sehr verstört nach seinem Tod. Mir wurde schlagartig klar, wie sehr ich ihn mochte. Ich musste daran denken, wie er es war, der mich ein einem Hotelzimmer von Singapur davon überzeugen konnte, zu Mercedes zu wechseln, an die vielen anderen Moment, an seinen Humor, seinen Scharfsinn.»

«Das Rennen war ebenfalls ein hartes Stück Arbeit. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie um alles in der Welt ich es vielleicht vom fünften Startplatz zum Sieg schaffen könnte, da fiel mir nur eines ein – die Reifen zu schonen, so gut es geht. An diesem Renntag war es wärmer als im Training, daher wurde eine Einstoppstrategie noch schwieriger. Letztlich ist die Rechnung nicht ganz aufgegangen, aber ich bin Weltmeister, da sollte man sich über einen zweiten Rang nicht ärgern. Generell ist das in diesem Jahr eine Stärke, dass ich es schaffe, das Beste aus dem Wagen zu holen, egal wie das Rennen verläuft.»

«Mitte der Saison hatten wir unseren Vorsprung eingebüsst, wir haben uns wieder zurückgekämpft. Das ist ein schönes Gefühl. Und ich kann gar nicht oft genug sagen, wie stolz ich auf meine Mannschaft bin. Ich habe heute morgen etwas gepostet über die ganz persönlichen Kämpfe, die jeder in seinem Leben durchmachen muss. Von aussen gesehen scheinen wir es nicht so schwer zu haben, aber in Wahrheit ist das ganz anders. Jeder muss da selber durch, jeder wächst an seinen Aufgaben. Das ist bei mir nicht anders.»

«Ich habe das Privileg, sechs Titel gewonnen zu haben. Aber wie andere Spitzensportler bin ich nur das Glied einer starken Kette. Ich weiss, was ich beitragen kann und vertraue auf meine Fähigkeiten, aber ohne mein Team und das gute Auto, das sie jedes Jahr bauen, könnte ich all das nicht umsetzen. Ich bin Fahrer-Weltmeister, aber Formel 1 bleibt ein Mannschaftssport.»

«Ich glaube, ich fahre besser denn je. Das musste auch sein, weil wir in diesem Jahr von Ferrari und Red Bull Racing viel Gegenwind erhalten haben. Generell bin ich mit meinem Jahr sehr zufrieden, ich glaube nicht, dass ich je zuvor so konstant auf hohem Niveau gefahren bin. Ich arbeite an einem Meisterwerk, und ich bin noch nicht fertig. Man braucht Jahre, um es in einem bestimmten Handwerk zum Meister zu bringen, um alles zu verstehen, und auf dieser Reise bin ich. Ich muss noch immer mehr lerne, aber ich habe den Eindruck, dass ich mein Metier besser ausüben kann als je zuvor.»

«Als ich am Morgen vor dem Rennen aufgewacht bin, wollte ich nicht an den Titel denken. In den letzten Jahren bin ich gut damit gefahren, mich um ein Rennen nach dem anderen zu kümmern. Also wollte ich an dieser Vorgehensweise nichts ändern. Aber am Samstag war ich ein wenig niedergeschlagen. Ich liebe Qualifying, aber ich schaffte es nicht, zwei gute Runden zu fahren. Mir war klar, dass ich es von Startplatz 5 nicht einfach haben würde. Ich habe alle Videos aus den letzten Jahren angeschaut, wie ich am besten Boden gutmachen kann. Und beim Start habe ich nicht links und rechts geschaut, sondern nur Bottas im Auge gehabt.«

«Valtteri hat in diesem Jahr einen grossen Schritt nach vorne geschafft, er hat sich echt gesteigert. Daher musste auch ich wieder zulegen, um die Oberhand zu behalten. Hier in Austin hat Valtteri einen hervorragenden Job getan, Gratulation. Über die Saison konnte ich die Nase vorn haben, aber die Abstände waren dabei gering.»

«Es fällt mir noch immer schwer zu verstehen, was in meiner Karriere alles passiert. Ich finde es gar nicht so lange her, dass mir mein Vater ein Speck-Sandwich gemacht hat, und dann setzten wir uns zusammen vor den Fernseher und schauten Formel 1. Und nun bin ich hier als sechsfacher Weltmeister in Texas, umgeben von meinen Liebsten. Das fühlt sich unwirklich an. Früher schaute ich diese ganzen tollen Rennfahrer im Fernseher, und nun sitzen irgendwo auf der Welt Kinder und sehen vielleicht mich und träumen selber davon, Rennfahrer zu werden. Das ist einfach unwirklich.»

«Vielleicht werde ich am Ende der Saison die Zeit erhalte, um über all dies in Ruhe nachzudenken. Dann hau ich mich mit den Hunden aufs Sofa und werde über alles nachdenken. Im Moment denke ich eher daran, wie ich bei den letzten zwei Rennen der Saison bessere Qualifyings fahre. Wie gesagt – das Meisterwerk ist noch in Arbeit.»


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