Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Coronavirus: McLaren geht, WM-Start vor dem Aus

Von Mathias Brunner
Prepare to stop – nichts wäre zutreffender auf die Formel 1 in Australien

Prepare to stop – nichts wäre zutreffender auf die Formel 1 in Australien

​McLaren hat sich vom GP-Wochenende in Melbourne zurückgezogen, nachdem ein Team-Mitglied am Coronavirus leidet. Nur der erste Dominostein, der den ersten F1-WM-Teil zu Fall bringen kann.

Es war lediglich eine Frage der Zeit, nun ist es bestätigt: Der Formel-1-Zirkus hat seinen ersten Coronavirus-Erkrankten, ein Mitglied von McLaren ist positiv auf die Lungenkrankheit gestetet worden. Der Mann befindet sich in Melbourne in Quarantäne. McLaren-CEO Zak Brown und Teamchef Andreas Seidl zogen die Reissleine: McLaren verzichtet auf den Start in Australien!

Die Anzeichen verdichten sich, dass die Formel 1 vom Coronavirus in die Knie gezwungen wird. Der GP-Organisator in Melbourne bestätigt, dass es neun Coronavirus-Verdachtsfälle gegeben hat. Nur die Erkrankung des McLaren-Mitarbeiters ist bestätigt. Ein Ergebnis steht noch aus, bei sieben Menschen steht fest, dass sie Grippesymptome haben, aber nicht am Coronavirus leiden.

Auf den sozialen Netzwerken finden viele GP-Fans, obschon sie lieben gerne ein Rennen sähen: Schon seltsam, auf der ganzen Welt werden Sportveranstaltungen reihenweise abgesagt, aber die Formel 1 macht weiter, als sei alles in bester Ordnung.

Die Formel-1-Führung meldet sich aufgrund der jüngsten Entwicklungen so zu Wort: «Nach dem Testergebnis eines McLaren-Teammitglieds beraten Formel 1 und FIA über die nächsten Schritte, in engem Kontakt mit den relevanten Behörden. Unsere Priorität gilt der Sicherheit der Fans, der Rennställe und aller Fachkräfte an der Rennstrecke.»

RTL-Formel-1-Moderator Florian König: «Um es klar zu sagen – nach dem bestätigten positiven Test eines Mechanikers wäre alles Andere als eine Absage des Australien-GP meiner Meinung nach unverantwortlich!»

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul hatte längst festgehalten: «Wir fordern die Leute auf, sich in einer Art und Weise zu verhalten, damit die Ausbreitung des Virus gehemmt wird. Aber es entsteht der Eindruck, dass wir mit unserem Zirkus nur um den Planeten spazieren, was mir persönlich etwas peinlich ist. Ich finde, dass die Formel 1 da zu gelassen ist. Wir müssen alle verantwortungsvoll sein, aber der Sport kann mehr Verantwortung übernehmen. Natürlich will auch ich, dass wir Rennen fahren, aber nicht um jeden Preis.»

Eine Ansicht, die auch Formel-1-Champion Lewis Hamilton vertreten hat: «Ich bin sehr, sehr überrascht, dass wir alle hier sind», sagte der Mercedes-Star am Donnerstag in Melbourne. «Ich finde es fabelhaft, dass wir Autorennen austragen können, aber ich persönlich bin schockiert, dass wir hier alle in diesem Raum sitzen.»

«Die ganze Welt reagiert auf den Coronavirus, vielleicht ein wenig spät. Ich höre, dass Donald Trump die US-amerikanische Grenze dicht gemacht hat für Europäer. Die NBA ist ausgesetzt, die Formel 1 macht einfach weiter.»

«Ich weiss nicht, wieso wir mit diesem Rennen weitermachen. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Ich hoffe, die Fans ergreifen Vorsichtsmassnahmen. Ich habe Vertrauen in mein Team und in die FIA. Ich bin Racer, also blende ich das alles irgendwann aus und kümmere mich um meinen Job. Aber auch ich weiss nicht, wie schnell sich der Virus noch verbreitet und was alles auf uns zukommt. Ich bin da sehr gemischter Gefühle. Der Racer in mir ist glücklich, in Australien zu sein, der Mensch nicht.»

«Wir leben in einer Art Blase und versuchen, so gut es geht die Kontrolle zu bewahren. Aber es stellen sich schon sehr viele Fragen. Wenn es zu weiteren Rennverschiebungen kommt, dann wird das gute Gründe haben.»

Auf die Frage, wieso eine Veranstaltung fortgeführt wird, wo es doch die ersten Coronavirus-Verdachtsfälle gebe, meinte der Engländer: «Geld regiert die Welt.»

Möglicherweise werden der Formel 1 die Zügel ohnehin aus der Hand genommen. Dann nämlich, wenn Dr. Brett Sutton ein Machtwort spricht, der leitende Mediziner des australischen Bundesstaates Victoria.

Dr. Sutton hatte wohlweislich erklärt: «Sollte sich der Verdacht erhärten und Menschen aus dem Formel-1-Fahrerlager sind wirklich erkrankt, dann müssen deren Mitarbeiter in Quarantäne gesteckt werden. Sollte dies dazu führen, dass der Rennbetrieb letztlich eingestellt werden muss, dann ist es halt so.»

Und Daniel Andrews, Premierminister von Victoria, hatte seine Bürger darauf vorbereitet, was für eine Lawine da möglicherweise anrollt, als er am 10. März festhielt: «Die Bürger müssen sich auf extreme Massnahmen gefasst machen. Früher oder später könnten wir an einen Punkt kommen, an welchem wir Schulen schliessen und Sportanlässe unterbinden müssen. Derzeit haben wir von den entsprechenden Behörden den Rat, mit dem Grand Prix und der australischen Fussballsaison weiterzumachen. Aber dieser Rat könnte sich ändern. Die Experten sagen: Es wird eine Zeit kommen, in welcher es nicht mehr akzeptabel ist, dass so viele Menschen auf so engem Raum zusammenkommen.»

Selbst wenn die Gesundheitsbehörden von Victoria bei grünem Licht bleiben würden, stehen der Autoverband FIA und die Formel-1-Führung in der Pflicht: Machen sie mit dem GP-Wochenende einfach weiter wie gehabt, werden sie sich Kritik gefallen lassen müssen, geschäftliche Interessen über die Gesundheit von Teilnehmern und Besuchern zu stellen. Was exakt den eigenen Beteuerungen widerspräche.

Und Australien ist nur der erste Stein: Findet der WM-Auftakt von Australien vom 15. März wegen des Coronavirus nicht statt, drängt sich die Frage auf, warum dann eine Woche später in Bahrain gefahren werden soll (22. März). An die GP-Premiere von Vietnam am 5. April glaubt ohnehin keiner mehr.

Als sich der Coronavirus im vergangenen Winter über die Grenzen Chinas hinaus auszubreiten begann, wurde Mitte Februar bei den Wintertests bei Barcelona noch gewitzelt: «Wir sehen uns dann beim WM-Auftakt Anfang Mai in Zandvoort.»

Inzwischen wären wir uns nicht einmal dessen mehr sicher.

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