Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari und IndyCar: Mattia Binotto bestätigt Pläne

Von Mathias Brunner
Der Ferrari 637 für die IndyCar-Serie, der nie zum Einsatz kam

Der Ferrari 637 für die IndyCar-Serie, der nie zum Einsatz kam

​Seit Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, Ferrari plane einen Einstieg in die IndyCar-Serie. Nun bestätigt Teamchef Mattia Binotto zum ersten Mal: «Ja, wir schauen uns das gegenwärtig an.»

Die Formel 1 erhält einen Kostendeckel. Die Budgetobergrenze wird 2021 bei 145 Millionen Dollar pro Jahr liegen, mit Senkung auf 140 Millionen im Jahr 2022 und auf 135 im Jahr darauf. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto reagierte darauf so: «Diese Grenze kann nicht erreicht werden ohne erhebliche Opfer zu erbringen, vor allem in Sachen Personal. Wir kommen in eine Position, an welcher wir uns überlegen müssen, ob wir unsere Renn-DNA nicht auch in anderen Serien einbringen sollen.»

Schnell kursierte: Diese andere Serie sei der IndyCar-Sport. Und erstmals bestätigt jetzt Mattia Binotto gegenüber der italienischen Sky: «Wir tragen für unsere Angestellten die Verantwortung, und wir wollen sicherstellen, dass jeder von ihnen auch künftig einen Arbeitsplatz hat. Aus diesem Grund haben wir begonnen, andere Rennprogramme unter die Lupe zu nehmen. Wir schauen uns IndyCar gegenwärtig an. Auch der Langstreckensport ist ein Thema.»

Mario Andretti würde ein IndyCar-Einstieg von Ferrari freuen, wie er vor kurzem gegenüber den Kollegen der Gazzetta dello Sport sagte: «Ferrari im IndyCar-Sport? Wunderbar! Das würde die Popularität der Serie schlagartig erhöhen. Sie könnten als Motorenlieferant neben Honda und Chevy auftreten oder ein eigenes Team einsetzen, das Auto wäre sogar ganz italienisch, weil die Chassis ja von Dallara stammen. Wenn ich Mattia Binotto wäre, würde ich Roger Penske schleunigst ein Angebot unterbreiten.»

Andretti enthüllt: «1971 zeigten mir Enzo Ferrari und Technikchef Mauro Forghieri Pläne für ein Auto, und der Fahrer im Wagen hatte ungefähr meine Nase! Später habe ich erfahren, dass Gianni Agnelli das Projekt abgewürgt habe, weil er fand, Ferrari sollte sich ganz auf die Formel 1 konzentrieren.»

Mitte der 80er Jahre ging es in der Formel 1 um ein neues Motorreglement und darum, dass Ferrari nach Ablauf der ersten Turbo-Ära wieder Zwölfzylindermotoren einsetzen kann. Als Zeichen dafür, dass es ihm durchaus ernst war, liess Enzo Ferrari den IndyCar-Ferrari 637 bauen. Um mehr über CART-Renner zu erfahren, reiste Truesports-Star Bobby Rahal samt eines March 85C-Cosworth nach Italien, wo der Amerikaner in Fiorano auf die Bahn ging. Auch Ferrari-Pilot Michele Alboreto bewegte den March.

Der Ferrari 637 wurde sogar der Presse vorgestellt, aber es kam nie zu einem Renneinsatz. Inzwischen hatten sich die Wogen mit den Regelhütern geglättet, zudem sprach sich der neue Ferrari-Technikchef John Barnard gegen ein Indy-Programm aus. Der Wagen wanderte direkt ins Ferrari-Museum, wo er noch heute steht.

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