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Williams in der F1: Vom Dominator zur Lachnummer

Von Andreas Reiners
Frank Williams und seine Tochter Claire

Frank Williams und seine Tochter Claire

Der Formel-1-Traditionsrennstall Williams strauchelt gewaltig. Das Team hat dicke finanzielle und sportliche Probleme und zieht sogar einen Verkauf in Betracht.

Dabei war Williams mal das Maß der Dinge in der Königsklasse. SPEEDWEEK.com zeigt den Weg vom Dominator zur Lachnummer der Formel 1.

Der Mann hinter dem Team ist Sir Frank Williams, der in den 60er und 70er Jahren mit desaströsen finanziellen Rahmenbedingungen anfing, Geschäfte aus einer Telefonzelle abwickelte und um Geld oder Benzin bettelte, um von Rennen irgendwie wieder nach Hause zu kommen.

1977 gründete er mit seinem Angestellten Patrick Head «Williams Grand Prix Engineering». Der Anfang war gemacht.

Erfolg stellte sich recht schnell ein. 1979 wurde dank Clay Regazzoni der erste Grand Prix gewonnen, es war der Durchbruch, denn sein Teamkollege Alan Jones gewann vier der verbliebenen sechs Rennen des Jahres, Williams wurde als Konstrukteur Gesamtzweiter. 1980 wurden dann sowohl das Team als auch Jones Weltmeister.

Das dritterfolgreichste Team

Williams steht heute bei neun Konstrukteurs-Titeln und sieben Fahrer-WM-Titeln. 114 Siege feierte Williams bis heute, 128-Pole-Positions und 133 besten Rennrunden. Nur Ferrari und McLaren sind erfolgreicher!

Die dominantesten Jahre waren die 90er Jahre. Nach Jones 1980 wurden Keke Rosberg 1982 und Nelson Piquet 1987 Champions, Nigel Mansell 1992, Alain Prost 1993, Damon Hill 1996 und Jacques Villeneuve 1997 räumten dann in den 90ern ab. Was auch zur Geschichte gehört: Der tragische Unfalltod von Legende Ayrton Senna, der am 1. Mai 1994 in Imola in seinem Williams verunglückte.

Im Anschluss wurde Williams von der italienischen Staatsanwaltschaft wegen Totschlags angeklagt, nach einem jahrelangen Verfahren wurde er aber freigesprochen. Alle Williams-Renner tragen seitdem einen Aufkleber mit dem Senna-S auf den Frontflügeln.

Im Kurzzeit-Gedächtnis sind natürlich vor allem die jüngeren Jahre, also in erster Linie 2018 und 2019, die wahnsinnig trostlos, für so ein Traditionsteam fast schon unwürdig waren. Der letzte Sieg liegt inzwischen acht Jahre zurück, 2012 gewann Crashkid Pastor Maldonado (sic!) den Grand Prix in Spanien.

Claire übernimmt

1987 wurde Frank Williams, der seit einem Autounfall 1986 im Rollstuhl sitzt, von der Queen mit dem CBE (Commander of the Most Excellent Order of the British Empire) ausgezeichnet, 1999 wurde er zum Ritter geschlagen. Seine Tochter Claire arbeitet seit 2002 im Team und übernahm seitdem diverse Aufgaben, seit 2013 ist sie stellvertretende Teamchefin. Ihr Vater zog sich, vor allem aus gesundheitlichen Gründen, immer mehr aus dem täglichen Geschäft zurück.

Was folgte, war nochmal ein Aufbäumen: 2014 und 2015 belegte Williams Platz 3 in der Konstrukteurswertung, der heutige Mercedes-Pilot Valtteri Bottas wurde WM-Vierter, Felipe Massa Sechster. Ein Jahr später fuhren beide auf den Plätzen fünf und sechs durchs Ziel.

Dritte Kraft in der Formel 1: Fünf Jahre ist es erst her, und doch wirkt es wie eine Ewigkeit. Denn 2018 und 2019 wurde Williams abgeschlagen Letzter, wurde zur Lachnummer der Königsklasse. Acht magere Punkte gab es in zwei Jahren, sieben Zähler (Lance Stroll 6., Sergej Sirotkin 1) 2018 und einen mickrigen Punkt durch Robert Kubica 2019.

Einsames Duell um die goldene Ananas

In der vergangenen Saison lieferte sich der Pole ein einsames Duell mit seinem Teamkollegen George Russell, waren beide in der Regel rund drei Sekunden langsamer als das restliche Feld.
Ein Trauerspiel. Claire Williams musste wie bei solchen Ergebnissen üblich viel Spott ertragen – doch die Kritik wurde immer lauter und absurder, auch jene an ihrer Person.

«Sobald du nicht mehr erfolgreich bist, führen das einige auf die Tatsache zurück, dass du eine Frau bist», erzählte sie im PA-Interview. «Mir wurde sogar gesagt, dass viele im Formel-1-Fahrerlager denken, dass sich die Dinge verschlimmerten, seit ich schwanger wurde und ein Kind bekommen habe. Wie können sie nur!»

Fakt ist: Williams kämpft um die Zukunft, um eine erfolgreiche. «Williams hat immer gute Arbeit geleistet, um neue Partner für unseren Sport und unser Team zu gewinnen, und ich glaube und bin zuversichtlich, dass wir dies auch weiterhin tun werden», sagte sie: «Dies ist eine großartige Marke. Es ist ein großartiges Team. Und wir sind auf einer sehr aufregenden Reise.»


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