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Wendlinger und der Horrorcrash: Der Anfang vom Ende

Von Andreas Reiners
Karl Wendlinger nach dem Unfall 1994

Karl Wendlinger nach dem Unfall 1994

Karl Wendlinger lag nach seinem schweren Unfall 1994 in Monaco fast drei Wochen lang im Koma. Der Österreicher versucht 1995 ein Comeback, das aber scheitert.

Die Erinnerung ist verschwunden. Komplett weg. Als hätte es den schweren Trainingsunfall nie gegeben. Dabei hat der Crash das Leben von Karl Wendlinger verändert, vor allem beruflich.

Wendlinger wurde 1989 Formel-3-Meister, vor Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher. Das Trio schaffte daraufhin den Sprung in das Mercedes-Juniorenprogramm. Alle drei hatten riesiges Potenzial. Wendlinger fuhr von 1991 bis 1995 insgesamt 41 Rennen in der Formel 1, ehe ein Crash für das vorzeitige Ende sorgte.

1994 in Monaco ist er am Donnerstag im Training seitlich mit einer Geschwindigkeit von 177 km/h gegen einen Behälter geknallt und mit dem Kopf dagegen geschlagen. Fast drei Wochen lang lag er im Koma.

Seine erste Erinnerung? Ein Morgen im Krankenhaus von Innsbruck. «Da bin ich aufgewacht und dachte: ‚Das sieht nach Krankenhaus aus. Wie komme ich hierher? Und wieso tut mein Knie so verdammt weh?‘ Dann hat mir meine Mutter erklärt, was passiert ist», sagte Wendlinger Sport1.

Am 30. Juli wurde er entlassen und arbeitete fortan an seinem Comeback. Doch das war alles andere als einfach. «Die erste Privatfahrt mit dem PKW war wie in Zeitlupe. Hinter mir blinkten die Leute auf und hupten, weil ich den ganzen Verkehr aufhielt. Aber zu diesem Zeitpunkt war das mein Limit. Kurz danach drehte ich mit einem Porsche-Supercup-Auto Runden am Salzburgring. Am Ende des Tages waren die Zeiten dann so gut, dass ich mich in die Formel 1 wagen konnte», sagte er.

Bei seiner ersten Fahrt in einem Formel-1-Auto war er zweieinhalb Sekunden langsamer als sein Teamkollege Heinz-Harald Frentzen. Der nächste Test in Barcelona 14 Tage später wurde abgebrochen, weil er starke Kopfschmerzen bekam. Im Dezember 1994 ging es schließlich um seine Zukunft, um ein Cockpit für 1995.

«Es gab zwar immer noch Kopfschmerzen, aber der Maßstab war Heinz-Harald. Ich glaube, er fuhr nicht am Limit, deshalb war ich gar nicht mehr so weit weg von ihm. Aber ich war vor allen Dingen schneller als die anderen Bewerber. Deshalb erhielt ich wieder den Zuschlag», sagte Wendlinger.

Doch die Karriere in der Motorsport-Königsklasse befand sich damals schon auf den letzten Metern. Bei den Tests Anfang Februar in Barcelona habe er sich nicht mehr konzentrieren können, so Wendlinger.

«In den zwei Winter-Monaten musste irgendwas in meinem Kopf passiert sein, was ich mir nicht erklären konnte. Die Ärzte erklärten mir, ich könnte zwar ein normales Leben führen, aber die Kopfverletzungen waren wahrscheinlich zu stark, um den Belastungen der Formel 1 standzuhalten. Ich fuhr vier Rennen und merkte, dass ich zu langsam war. Das musste ich mir dann eingestehen», sagte er.

Gehadert hat er damit nie. «Ich konnte es nicht ändern. Ich gönnte auch Michael und Heinz-Harald ihre Erfolge. Völlig neidlos. Ich fuhr danach noch Touren- und Sportwagenrennen und irgendwann merkte ich, dass es Zeit ist aufzuhören. Danach wurde ich Markenbotschafter und Instruktor bei AMG-Mercedes. Diese Tätigkeit fülle ich auch heute noch mit viel Freude aus. Und ich verfolge natürlich weiter den Motorsport, besonders die Formel 1. Mit Heinz-Harald habe ich immer noch einen sehr netten, freundschaftlichen Kontakt. Ebenso mit Gerhard Berger, der mich in meinen Nachwuchsserien extrem unterstützt hat.»


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