Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Massa löst Ticket ein

Von Peter Hesseler
massa korea so pic12

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Der Brasilianer wieder auf Augenhöhe mit dem grossen Alonso - und sonstige Trends aus Südkorea.

Unglaublich, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 immer noch – und immer wieder – wandeln können.
 
Der in Japan ankündigte Rücktritt von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher beschäftigt schon längst niemanden mehr. Inzwischen hat Sebastian Vettel zwei weitere Rennen gewonnen, Fernando Alonso die WM-Führung abgerungen und bringt sich und sein Team mit diesem Hattrick (Siege in Singapur, Japan, Südkorea) in Stellung für den grossen Dreierschlag, den jeweils dritten Gewinn in Fahrer- und Konstrukteurs-WM in Serie.
 
Schlüssel dazu war ein mustergültiger Start, mit dem der Red Bull Racing-Pilot Teampartner Webber schon auf dem Weg zur ersten Kurve die Führung abknöpfte. Webber hatte Probleme mit dem Kontaktpunkt der Kupplung und durchdrehende Räder. Allerdings: Webber startete zwar von der sauberen Seite, aber selten gut. Der Australier behielt Rang 2 bis ins Ziel und sicherte dem Team somit den ersten Doppelsieg seit dem Brasilien-GP 2011 (damals in umgekehrter Reihenfolge).
 
Inzwischen ist auch der Name Alonso, bis vor drei Wochen ein magisch klingendes Synonym für das Bewältigen des Unmöglichen und einzig wahrer Titelanwärter, vom Wandel ergriffen. «Es wird ein harter Endkampf», prognostiziert er als chancenloser Dritter, etwas opportunistisch, denn die Härte seiner gefürchteten Gegenwehr entfachte zuletzt bei Ferrari eher Felipe Massa, Alonsos Teamkollege. Der Brasilianer widerum, im Sommer so totgesagt wie kein zweiter Fahrer im Fahrerlager, sammelte aus den letzten fünf Rennen 56 Punkte, elf mehr als Alonso, der bei den Roten gott-ähnlichen Status geniesst, aber nun unerwartet an seinem Denkmal kratzen lassen muss. – Gipfel der neuesten Entwicklung: In Südkorea musste Ferrari Massa zurückpfeifen, damit er Alonso nicht überrollt. Massa war – diesmal – der Schnellere.
 
Seine Vertragsverlängerung liegt nach etlichen starken Leistungen (zuvor Platz 2 in Japan) in der Luft. «Wir werden unsere Fahrer sehr bald verkünden», sagt Teamchef Stefano Domenicali. Und wer, ausser Massa, sollte bei der Scuderia ausgerufen werden? Wenn Felipe nach katastrophalen Leistungen seinen Platz behalten darf, wieso sollte er dann nach starken Fahrten auf die Strasse gesetzt werden? Wir merken: Hinter Massa und Ferrari können wir ein Häkchen setzen. Damit sind – nebenbei bemerkt – alle vier Spitzencockpits für 2013 besetzt ...
 
Wie schnell der Weg von ganz oben nach weit unten führt, zumindest stimmungsmässig, weiss auch Sauber-Pilot Sergio Pérez. Der Mexikaner wurde kurz vor Schumis Rückritt als kommender McLaren-Mann verkündet, hatte gerade erst bravourös Platz 2 in Monza rausgefahren – und drei Rennen danach muss er sich von Jenson Button sagen lassen, dass er und sein Teamkollege Kamui Kobayashi (der Button aus dem Rennen warf) fahren wie Anfänger. «Manche Fahrer wissen nicht, dass ein Rennen mehr als eine Runde dauert.»
 
Pèrez hatte schon am Start erkennbar Mühe, die Kontrolle über sein Auto zu behalten. Er scheiterte in Runde 18 beim Versuch, den sperrigen Lewis Hamilton zu überholen, vermeldete hinterher als Elfter (hinter Hamilton) kleinlaut einen eigenen Fehler. Schon in Japan hatte er am Start eine unglückliche Figur gemacht. Himmel und Hölle lernte sein Teamkollege Kobayashi in Fernost binnen sieben Tagen kennen: erst makelloser und gefeierter Dritter im Heimrennen von Suzuka, dann mit Erstrunden-Verbremser in Südkorea der Depp und Buttons Gespött. Genau solche Aktionen machen es Sauber schwierig, sich nochmals längerfristig an den Japaner zu binden. Schon ein  Kurz-Kontrakt birgt enorme Risiken.
 
Was uns in diekter Linie zur Leistung von Nico Hülkenberg führt. Inzwischen hat sich bis in die letzte Ecke des Fahrerlagers rumgesprochen, welch ein Kaliber hier am Werk ist. Der Emmericher, der Anfang dieser Saison mit Force India aus einjähriger GP-Pause auftauchte, hat sich bei seinem Team gegenüber dem als stark gehandelten Paul Di Resta durchgesetzt. Er belegte in Südkorea den «Mega-Platz 6», O-Ton Nico. Damit zog er in der WM-Wertung an Michael Schumacher vorbei auf Platz 13.
 
Hülkenberg scheint dauerhaft enormes Tempo mit geringer Fehlerquote zu kombinieren. Wie der Schlaks aus dem Westen in einem Blitz-Manöver beherzt Grosjean und Hamilton hinter sich liess und dem düpierten Duo dann wegzog, um seine acht Punkte ins Körbchen zu bringen, war schlichtweg atemberaubend.
 
Weniger Wandel vermeldet derzeit Mercedes-Benz, eher Konstanz. Nico Rosberg zum zweiten Mal in Folge am Start abgeräumt, Schumi blass:  auf Platz 10 gestartet, fiel der Rekord-Weltmeister auf Rang 13 zurück. «Es war so ein Rennen, bei dem nichts zusammen gehen wollte.» Die Silberpfeile sind damit seit zwei Rennen ohne Punkt, Schumi seit dreien. Dabei war uns angekündigt worden, mit neuem Aero-Paket seit Singapur werde alles besser, wenn das Team es mit dem Training und jedem Rennen mehr verstehe.

Timo Glock blieb wie immer dem leicht überlegenen Caterham mit Heikki Kovalainen auf den Fersen. Nur neun Sekunden fehlten dem Marussia-Piloten aus dem Odenwald in Yeongam auf Platz 18 im Ziel auf den Finnen. Timo wurde einmal überrundet, sein Teamkollege Charles Pic zweimal.

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