Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Vor 20 Jahren: Senna testet ChampCar

Von Guido Quirmbach
Schweigen in Adelaide 1992: Senna und Dennis (li. Barry Sheene)

Schweigen in Adelaide 1992: Senna und Dennis (li. Barry Sheene)

War es nur eine Drohgebärde oder schielte Senna tatsächlich zu den IndyCars? Ein paar Erinnerungen zu Sennas turbulentem Winter 92/93.

Ende 1992 war Ayrton Senna extrem frustriert. Sein McLaren-Honda war über die Saison nicht immer konkurrenzfähig. Dennoch gelangen ihm gegen den dominierenden Williams von Nigel Mansell einige beeindruckende Siege.

Doch Senna vertrat die Ansicht, der beste Fahrer gehört auch ins beste Auto. Das war nun mal Williams. Doch die servierten zwar unmittelbar, nachdem feststand, dass Mansell Weltmeister ist, diesen ab. Doch anstelle von Senna engagierte man dort ausgerechnet Sennas Intimfeind Alain Prost für 1993, der im Jahr 1992 eine Pause eingelegt hatte. Dass bei McLaren der langjährige Motorenpartner Honda ausgestiegen ist und man für ’93 mit Ford-Kundenmotoren vorliebnehmen musste, besserte die Laune des dreifachen Weltmeisters nicht wirklich.

Im Winter 92/93 stand der vermeintlich beste Fahrer dieser Zeit ohne Cockpit da. Er wollte eigentlich nicht bei McLaren bleiben und bot sich bei Williams zum Nulltarif an. Natürlich ohne Erfolg, denn Prost hatte schon vorher sich vertraglich zusichern lassen, dass Senna nicht sein Teamkollege werden kann. Im Endeffekt blieb nur McLaren, dessen war sich auch Ron Dennis bewusst. Doch Senna pokerte.

So kam es, dass Senna auf Initiative von Emerson Fittipaldi in Phoenix einen ChampCar (heute IndyCar) testete. Nicht auf dem Oval, sondern auf dem Firebird-Raceway, wo auch einige Wochen zuvor Nigel Mansell seine ersten Tests im Lola von Newman-Haas-Racing absolvierte. Nur hatte der Engländer zu diesem Zeitpunkt längst seinen Abschied aus der Formel 1 verkündet und bei Newman-Haas für die ChampCars unterschrieben. Nach dem Test sprach Senna euphorisch von den IndyCars, unterstrich, dass die Bedeutung des Fahrers dort viel höher ist als bei der Formel 1 mit all ihren Fahrhilfen. Damals war die F1 technisch extrem hochgestochen, Aktive Aufhängung, teilweise vollautomatische Getriebe, Traktionskontrolle. Alles Dinge, wo Williams 1992 wesentlich besser war als McLaren.

Doch Mansell brauchte nicht zu befürchten, dass Senna ChampCar fährt. Es blieb bei dem einen Test, doch der brachte einige Bewegung über die festgefahrenen Verhandlungen von McLaren-Chef Ron Dennis sowie Senna. Gut zwei Wochen vor dem ersten Rennen in Kyalami sass Senna dann erstmals im McLaren-Ford, wobei noch kein Vertrag unterschrieben war.

Ohne Vertrag startete er in die Saison 1993. Dem Vernehmen gab es erst nach dem Rennen in Imola eine fixe Einigung. Das war das Rennen nach Donington, wo Senna 1993 im Regen die Konkurrenz deklassiert hatte. Da es bis dahin immer noch keinen Vertrag zwischen McLaren und Senna gab, blieb Senna bis zuletzt in Brasilien, bis Dennis auf seine Forderungen einging. Er reiste erst am Donnerstagabend per Nachtflug nach Italien, traf erst eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn übernächtigt in Imola ein. Und haute prompt gleich zweimal das Auto raus. Doch ab dann bekam er eine Million Dollar pro Grand Prix und fuhr die Saison zu Ende. Danach bekam er auch das Williams-Cockpit, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde.

Einige Fotos und ein Interview mit Senna zu dessen Penske-Test gibt es HIER.

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