Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Vettel: «Es war toll, gegen Schumi zu fahren»

Von Werner Jessner
Schumi und Vettel: Zwei, die sich gut verstehen

Schumi und Vettel: Zwei, die sich gut verstehen

Interview mit dem dem dreifachen Weltmeister: Vettel über die Senna, Schumacher und die eigene Angstschwelle.

Formel-1-Fahrer werden gerne zu Superstars verklärt. Einigen geht bei so viel Lob die Bodenhaftung verloren. Nicht so dem Heppenheimer Sebastian Vettel. Werner Jessner hat dem Red-Bull-Racing-Piloten für THE RED BULLETIN auf den Zahn gefühlt. Hier der dritte und letzte Teil des Gesprächs.

101 nahezu unfallfreie Grands Prix: Momente, in denen du zurückgesteckt hast?

Man muss immer Respekt haben. Das hat sich nie geändert.

Wie kalkulierst du Risiko im Alltag?

Je nachdem, was man macht, steigt das Risiko. Angst ist gut, aber zu viel Angst haben bringt auch nichts. Als ich zum Beispiel einmal aus dem Flugzeug sprang, hatte ich bis zum Absprung keine Angst im Sinne einer Lähmung. Die Angst kam dann im freien Fall: Auf den ersten Metern hatte ich vergessen, dass jemand an mir dran hängt, ich einen Fallschirm trage und alles gut ist.

Wo ist deine Angstschwelle?

Das weiss man erst, wenn man in der Situation ist. Im Auto wägt man das Risiko auf Basis seiner Erfahrungen ab. Wenn man sich entschliesst, ein Risiko zu nehmen, besteht eher die Angst, dass das Manöver in die Hose geht, dass man «versagt». Diese Angst ist jedoch gut, sie macht dich wachsamer.

Wo suchst du deine Herausforderungen?

Rennfahren gibt mir im Moment mehr Zufriedenheit als alles andere im Leben. Ich habe das Glück, mein Ding gefunden zu haben. Mir vorzustellen, dass dieser Kick eines Tages nicht mehr da sein wird, das ist unheimlich schwer.

In deiner Kart-Zeit hattest du das Senna-S am Helm …

Als Kind war ich Senna-Fan. Als ich dann das Red-Bull-Logo tragen durfte, hat mich das stolz gemacht, und es hat das Senna-S am Hinterkopf abgelöst. Das war insofern leicht, als ich vor dem Blau-Silber nie ein eigenes Design hatte.

Heute hast du so viele WM-Titel wie der Brasilianer …

Darüber darfst du gar nicht nachdenken. Wenn du in den Spiegel schaust, siehst du ohnehin dich selbst und nicht den Rennfahrer.

In Nachhinein: Hast du Rennfahrer als Kind verklärt?

Man kriegt natürlich eine Insider-Perspektive, die aber das Ansehen des jeweiligen Rennfahrers für mich nicht ändert. Jeder hatte auch mal ein schlechtes Rennen, das ist normal.

Hat sich dein Bild von Michael Schumacher gewandelt, seit ihr gegeneinander gefahren seid?

Neben Senna war natürlich auch Michael mein Held. Jetzt sehe ich eher den Menschen Michael im Vordergrund, nicht den Rennfahrer. Auf einer sportlichen Ebene war es natürlich wahnsinnig toll, gegen ihn zu fahren.

Gibt es emotionale Nähe in der Formel 1?

Man verbringt als Team am Wochenende viel Zeit zusammen, da muss die Chemie schon stimmen. Das heisst nicht, dass ich beispielsweise mit meinem Ingenieur jeden Sonntag ein Bier trinken muss, aber ich muss ihm neben der technischen auch auf einer menschlichen Ebene vertrauen können. Das gilt für alle im Team. Wenn ich zum Boxenstopp komme, will ich wissen, dass jeder einzelne für seinen Job lebt. Natürlich geht es während der Saison nicht nur rosig zu, aber ich bin da einer, der Probleme, sobald sie auftauchen, direkt anspricht, weil ich der Überzeugung bin, dass nur das uns weiterbringt. Schlechte Stimmung färbt früher oder später auf die Leistung ab.

Welche Grenzen ziehst du gegenüber jenen Menschen, mit denen du zusammenlebst, im Sinne von «Ich will nicht, dass du das in meiner Gegenwart machst»?

Wenn ich nicht will, dass in meiner Gegenwart geraucht wird, gehe ich dort nicht hin. Wenn ich nicht will, dass die Menschen, mit denen ich rumlaufe, die leere Dose auf die Strasse werfen, laufe ich nicht mit ihnen herum. Regeln kann ich nur für mich selbst aufstellen. Ich will niemanden ändern.

Welche Headline würdest du gern über dich lesen?

Ich lese generell nicht so viel und habe, was das angeht, auch keine wirkliche Erwartung. Für das, was geschrieben oder gesagt wird, hat bisher immer der Leitsatz gegolten: Man ist nie so gut, wie gesagt oder geschrieben wird, und nie so schlecht, wie gesagt oder geschrieben wird.

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