Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Niki Lauda: «Die Regeln sind doch eine Katastrophe!»

Von Rob La Salle
Zweiter Teil des ORF-Interviews mit Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda: Auch der Formel-1-Weltmeister von 1975, 1977 und 1984 hat langsam genug vom Thema Reifen.

Viele Formel-1-Insider murren gegen das FIA-Urteil gegen Mercedes und Pirelli. Aber nur, wenn das Tonband abgeschaltet ist. Man will sich am Thema nicht den Mund verbrennen. Der dreifache Formel-1-Champion Niki Lauda – Aufsichtsrat im GP-Rennstall von Mercedes – hat im TV-Interview von Boris Kastner-Jirka beim ORF erstmals ausführlich zum Test-Skandal Stellung genommen. Im ersten Teil des Interview (Link unten) spart er nicht mit Kritik für Red Bull Racing und Ferrari. Im zweiten Teil des Gesprächs steht auch Pirelli am Pranger.

Seit Wochen sprechen wir über dieses Reifenproblem, weniger über Ergebnisse und Fahrer. Verstehen Sie Fans, die sagen – es nervt mich, ich will es nicht mehr hören?

Also mich nervt es auch, muss ich ehrlich sagen. Ich bin ja nicht nur bei Mercedes mitverantwortlich, sondern ich sehe auch, wie die Rennen ablaufen. Es kann meiner Meinung nach überhaupt nicht sein, dass man nach drei Runden oder vier Runden schon Reifen wechseln geht. Kann kein Zuschauer das noch nachvollziehen? Im letzten Jahr hatten wir weitgehend zwei Stopps. Die sind für mich genau der richtige Weg, dass Zuschauer noch verstehen können: wann kommt einer herein. Die Kommentatoren berichten entsprechend, das ist alles richtig. So kann man durchs letzte Renndrittel verfolgen, wer kann jetzt hier gewinnen. Dazu brauchst du zwei Stopps, oder maximal einen dritten, aber sicher keine vier. Plötzlich wird man überrascht am Schluss, dass irgendein anderer vorne ist, mit dem man nie gerechnet hat. Und dieses Problem wurde leider nicht gelöst.

Jetzt wurde alles wieder blockiert, durch dieses Tribunal. Jetzt musste Pirelli wieder warten. Nach Montreal wollten sie neue Reifen bringen, keine andere Gummimischung, nur etwas haltbarer. Die konnten in Kanada am Freitag getestet werden, von allen Teams. Und dann hätten diese Reifen nach Silverstone gebracht werden sollen. Jetzt kommen sie nicht nach Silverstone. Also wenn es in Silverstone richtig heiß wird, was ja in England auch manchmal passieren kann, so wird das Problem mit den vielen Boxenstopps wahrscheinlich weitergehen. Das muss man in den Griff bekommen.

Der Vertrag von Pirelli läuft ja aus. Sind da die Folgen schon absehbar, aufgrund dieser Diskussionen?

Die Geschichte schadet der Formel 1 generell, schadet natürlich auch Pirelli. Es gibt zum Beispiel eine Regel, die ich ja überhaupt nicht verstehe. Wenn Pirelli jetzt sagt, wir wollen eine andere Gummimischung fahren, weil wir der Meinung sind, die ist besser, für uns, für die Autos, für alle, dann kann man die nur dan auch wirklich bringen, wenn alle Teams zustimmen. Aber einer sagt immer nein! Also das Regelwerk, in dem wir uns befinden, ist eine Katastrophe.

Eigentlich haben, wenn überhaupt, nur Lotus und Ferrari in manchen Rennen profitiert. Warum? Weil sie beide ein reifenschonendes Auto haben. Am meisten gelitten hat der Sebastian Vettel mit seinem Red Bull. Der ja rennenlang langsam fahren musste, dass er überhaupt über die Distanz kommt. In Montreal war er wieder dort, wo er hingehört. Das Auto ist das Beste, Sebastian ist der beste Fahrer, und er hat einen Start-Ziel-Sieg herausgefahren. In Wirklichkeit kann doch nur darum gehen, dass die Rennfahrer mit ihren Autos volle Pulle fahren können, und am Schluss gewinnt der Bessere. Wenn man gegen die Reifen fahrt, und nicht gegen den Konkurrenten, dann stimmt irgend etwas nicht.

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