Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Charles Pic: «Nicht scheu, aber reserviert»

Von Agnes Carlier
Charles Pic: «Man lernt in jedem Rennen etwas Neues»

Charles Pic: «Man lernt in jedem Rennen etwas Neues»

Charles Pic bestreitet in Japan sein 15. Formel-1-Wochenende. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Der Caterham-Pilot spricht über die Tour de France, das Duell gegen Giedo van der Garde und Tony Fernandes.
Charles Pic, wie bewertest Du Deine Fortschritte in dieser Saison und allgemein seit Deinem Formel-1-Debüt 2012?

Es ist immer schwierig, sich selbst zu bewerten. Ich gebe in jedem Rennen mein Bestes. Das ist meine zweite Formel-1-Saison. Ich fühle mich stärker und habe mich im Vergleich zum letzten Jahr verbessern können. Und natürlich arbeite ich weiterhin hart an mir, um mich zu verbessern.

Wie läuft diese Arbeit ab?

Das geht vom körperlichen Training über die Art, wie man ein Rennwochenende angeht bis hin zur Optimierung des eigenen Feedbacks an die Ingenieure, wenn man neue Teile testet. Ich konzentriere mich darauf, denn da besteht noch Entwicklungsspielraum. Insgesamt ist diese Saison bisher gut verlaufen, auch wenn die ersten paar Rennen schwierig waren, weil wir mit dem 2012er-Renner gestartet sind. Wir haben Marussia hinter uns gelassen. Das ist das Positive.

Was lief nicht so gut?

Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein wollen, nämlich näher an Williams dran zu sein. Wir wollen die Lücke schliessen und schneller Fortschritte erzielen als Williams. Um das zu erreichen, arbeiten wir unter Hochdruck.

In Japan wirst Du Deinen 15. Grand Prix bestreiten. Was lernt ein Pilot in 15 Rennen mit einem neuen Auto?

Gegen Ende der Saison kennt man das Auto ziemlich gut. In einem kleinen Team läuft die Fahrzeugentwicklung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Da keine neuen Teile mehr kommen, geht es dann nur noch darum, das Bekannte zu optimieren.

Wie gut gefällt dir das Rennwochenende in Japan?

Japan ist eines der besten Rennen der Saison. Mir gefällt vor allem der erste Teil mit den schnellen Kurven. Nach Spa ist das die aufregendste Passage.

Dein Teamkollege hat es in Spa ins zweite Qualifying-Segment geschafft. Warst Du enttäuscht, weil es bei Dir nicht geklappt hat?

Die ersten Runden drehten wir auf nasser Piste. Wir blieben beide vor den Marussia-Rennern, doch ich war nicht in der Lage, ins Q2 vorzustossen. Als die Strecke abtrocknete, schickte das Team Giedo van der Garde auf Slick-Reifen raus, während ich auf der Intermediate-Mischung ausfuhr. Das war nicht ganz so optimal, aber das lässt sich nicht voraussehen.

Im teaminternen Qualifying-Duell hast Du die Nase vorn...

Ich freue mich, dass ich sowohl was das Qualifying angeht als auch im Rennvergleich vorne liege. Es ist natürlich schön, dass es gut läuft.

Wie gross ist der Unterschied zwischen der Nachwuchsserie GP2 und der Formel 1?

Der grösste Unterschied ist die Menge der Leute, die um einen Fahrer arbeiten. In der GP2 sind 30 Leute im Team beschäftigt, in einem kleineren Formel-1-Team sind es etwa 250 Beschäftigte. Bei den grösseren Teams arbeiten teilweise mehr als 500 Mitarbeiter. Das ist natürlich eine ganz andere Geschichte. Die Arbeitsteilung ist nicht vergleichbar. In der GP2 ist ein Ingenieur für Reifen, Aerodynamik und alle anderen Bereiche zuständig, während in der Formel 1 ein Chefingenieur für jede Abteilung zur Verfügung steht. Jeder Einzelne hat mehr Zeit, sich eingehender mit seinem Bereich zu befassen. Man muss natürlich lernen, diesen Vorteil für sich zu nutzen.

Welche Person hat Dich in Deiner Formel-1-Karriere am meisten beeindruckt?

Ich habe viele grossartige Leute getroffen: Fahrer und Ingenieure. Aber ich bin kein Fan von einem speziellen Menschen, denn jeder hat Respelt verdient. Man kann von Jedem was lernen. Ein spezieller Name wäre vielleicht mein Teamchef Tony Fernandes. Er kann einfach mit jedem kommunizieren, ist freundlich und ein ganz besonderer Mensch.

Welche ist – abgesehen von der Formel 1 – Deine Lieblingssportart?

Ich mag Radrennen, die Tour de France mit Alberto Contador zum Beispiel. Auch Fussball, die MotoGP-Läufe und Tennis schaue ich mir oft an. Manchmal auch die NBA, aber das ist schwierig, wegen der Zeitscherschiebung.

Würdest Du Dich selbst als scheu bezeichnen?

Scheu vielleicht nicht, aber als reserviert.

Was ist Dein grösster Traum?

Eines Tages Formel-1-Weltmeister zu werden.

Und für welches Jahr hast Du Dir das vorgenommen?

Das kann ich wirklich nicht sagen, da es von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt, die man nicht alle kontrollieren kann. Ich arbeite so hart es geht, um dieses übergeordnete Ziel zu erreichen.

Existiert so etwas wie ein Karriere-Plan?

Nein, ich will Schritt für Schritt nach vorne kommen, und mich stetig weiter verbessern. Aber einen Zeitrahmen kann ich da nicht setzen, das ist unmöglich.

Welche Erinnerungen hast Du an Deinen ersten Grand Prix?

Das war sehr speziell, in Melbourne habe ich mein erstes Formel-1-Rennen bestritten. Da waren so viele Fragen offen. Alles war noch so neu.

Gab es Momente, in denen Du gedacht hast: Das mache ich nie wieder?

Beim ersten Mal klappt nichts reibungslos. Man gibt natürlich immer sein Bestes. Beim zweiten, dritten Mal klappt alles besser.

War Dein erster GP deine schönste Erfahrung?

Man lernt in jedem Rennen etwas Neues – bei den schwierigsten GP lernt man am Meisten. Wenn es sehr einfach ist, lernt man nicht so viel.

Hast Du den Film Rush schon gesehen?

Nicht ganz, ich habe mir im Flugzeug den Anfang angeschaut. Doch nach 20 oder 25 Minuten landeten wir leider schon.

Wie hast Du die Woche nach dem Singapur-GP verbracht?

Ich habe die längste Autogramm-Session meines Lebens gegeben in Le Castellet im Rahmen des Rennwochenendes der Renault World Series. Da waren 75.000 Fans...

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