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Montezemolo platzt der Kragen: «Keine Ausreden mehr»

Von Petra Wiesmayer
Luca di Montezemolo holte zum Rundumschlag aus

Luca di Montezemolo holte zum Rundumschlag aus

Seit sechs Jahren ist Ferrari ohne Weltmeistertitel. Luca di Montezemolo hat genug von zweiten Plätzen und schimpfte im italienischen Fernsehen.

2013 sei «ein Jahr zum Vergessen» und eine «enttäuschende Saison» gewesen, schimpfte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Dienstagabend bei TG1. Mangelnde Weiterentwicklung des Autos, die Reifen, das Reglement und eine enttäuschende Leistung von Felipe Massa, der 66-Jährige verschonte kaum jemand. Für 2014 sei er optimistisch, betonte er zwar, aber «es gibt absolut keinen Raum für Fehler.»

«Ich will Erklärungen, denn wenn wir nicht wissen, warum das passiert ist, ist das ein schlechtes Zeichen», sprach das Problem mit dem F138 an. «Das zweite Problem sind die Reifen, auch wenn das als Ausrede erscheinen mag. Wir haben ein Auto für bestimmt Reifen entwickelt. Mit denen haben wir auch gezeigt, dass wir sehr konkurrenzfähig sind. Dann wurden die Reifen geändert, was für uns definitiv ein Nachteil und für andere ein Vorteil war. Außerdem war die Interpretation des Reglements eines bestimmten Teams etwas seltsam und hatte eine Strafe zur Folge, die wenig Auswirkung hatte. Zu guter Letzt haben uns Punkte von Massa für die Konstrukteurs-WM gefehlt. Wir müssen jetzt gut verstehen, was dieses Jahr alles passiert ist, um nächstes Jahr besser arbeiten zu können.»

Politik

Dass Ferrari in der Formel 1 mehr Mitspracherecht habe, als andere Teams, bestritt Montezemolo. «Das höre ich schon, seit ich in den 1970er Jahren mit Enzo Ferrari gearbeitet habe. Wir haben mit Ecclestone und der FIA eine Übereinkunft getroffen und sind das einzige Team, das ein Veto-Recht hat: Mehr politisches Gewicht ist nicht möglich! Wir kennen aber auch unsere Bedeutung für die Formel 1, die ohne uns nicht dieselbe wäre. Dieses politische Gewicht verlangt aber auch ein Siegerauto und das fehlte uns. Alles andere ist nur Gerede.»

Die Fahrer

«Wer die Ehre und Verantwortung hat, für Ferrari zu fahren, muss als Erstes ans Team denken und nicht an sich selbst», spielte Montezemolo auf die Querelen mit Fernando Alonso im Sommer und Felipe Massas Entschluss, nur noch für sich selbst zu fahren an. «Keiner unserer Piloten darf jemals dem anderen schaden. Alonso ist vielleicht der stärkste Pilot im Rennen, den ich je getroffen habe, auch wenn es immer schwer ist, Vergleiche zur Vergangenheit zu ziehen. Räikkönen haben wir wegen seiner Erfahrung wieder geholt, aufgrund dessen, was er in den letzten zwei Jahren geleistet hat und, weil er sehr beliebt ist, im und außerhalb des Teams. Ich bin sicher, dass sich beide gegenseitig helfen werden.»

Sebastian Vettel

«Besser als Senna?» meinte Montezemolo hinsichtlich einer Bemerkung Bernie Ecclestones. «Ecclestone sagt das, was er denkt, aber Vettel ist zweifellos ein großartiger Fahrer. Er ist ein ernsthafter junger Mann, der schon sehr viel gewonnen hat und dafür Respekt verdient. Ich gratuliere ihm und Red Bull Racing. Vettel bei Ferrari? Die Wege des Herrn sind unergründlich, aber im Moment haben wir kein Fahrerproblem.»

Über 2014

«Unser Ziel ist es, ein Auto zu bauen, das gewinnen kann. Wir haben unser Team im großen Stil reorganisiert und es sind hochangesehene Ingenieure wie Allison gekommen – oder zurück gekommen. Die neuen Regeln verlagern die Schwerpunkte auf andere Gebiete, wie den Motor, ein Gebiet, auf dem wir sehr gut sind. Wir haben gute Gründe, optimistisch zu sein: Wir haben alle Zutaten, um zu gewinnen. Wir haben den Erfolg zu oft verloren, jetzt müssen wir gewinnen und ich hoffe nur, dass es nicht wieder Grauzonen gibt, die einen Einfluss haben. Kein Raum für Fehler? Das gilt für alle.»

Felipe Massas Strafe in Brasilien

«Ich glaube, das wurde überbewertet und war ungerecht – wie es auch mit Hamilton passierte», fuhr Montezemolo fort. «Wenn Felipe Vierter geblieben wäre, hätten wir den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Wertung geholt. Mitunter treffen die Herren, die sich als Rennkommissare betätigen, aber etwas lächerliche und unzeitgemäße Entscheidungen. Man muss schon aufpassen, wegen der Glaubwürdigkeit, der Arbeit der Teams und der Piloten, die ihr Leben riskieren.»

Fernando Alonso

«Fernando kann auf seinen zweiten Platz stolz sein, er hatte eine großartige Saison», fand Montezemolo zumindest für einen etwas Lob. «Wir müssen ihm künftig ein schnelleres Auto geben, dann kann er das Maximum herausholen. Würde ich ihm eine Acht von Zehn Punkten in der Bewertung geben? Meine Acht ist wie eine Zehn, denn die Wertung soll als Ansporn dienen: Ich hoffe, ich kann Fernando nächstes Jahr eine Zehn geben und die Acht zumindest dem Team. Ich will ihm nächstes Jahr ein besseres Auto geben, besser noch als das von Red Bull Racing. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir wissen wie es geht: man muss sich nur an unsere Siegesserie von 2000 bis 2004 erinnern und unsere Siege 2007 und 2008. Ich danke Fernando für all seine Arbeit und seine Leidenschaft in diesem Jahr und dafür, dass er Felipe in Brasilien das Podium überlassen hätte. Das beweist, was im Team für eine gute Atmosphäre herrscht. Newey ist nicht sein Konkurrent: Es sind die Piloten, allen voran Vettel, dann Hamilton und ein Rosberg, der sehr gereift ist. Räikkönen wird auch versuchen, zu gewinnen. Das wir stimulierend sein und die Punkte einbringen, die uns dieses Jahr gefehlt haben.»

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