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Sutil: «Sauber und Force India? Wie Tag und Nacht!»

Von Mathias Brunner
Interview mit Sauber-Pilot Adrian Sutil: Wieso der Deutsche optimistisch ist, warum er sich bei Force India langweilte, was er von seiner Saison mit den Schweizern erwartet.

Donnerstagmorgen in der Wüste von Sakhir. Auf dem «Bahrain International Circuit» brummen die V6-Turbos um den Kurs. Was in den sozialen Netzwerken von vielen Fans abschätzig als Moped-Gedröhn bezeichnet wird, klingt live kernig und interessant. Einer, der heute viel Zeit zum Zuhören hat, ist Sauber-Fahrer Adrian Sutil – nach seinem ersten Testtag gestern Mittwoch hat heute Stallgefährte Esteban Gutiérrez das Lenkrad übernommen.

Adrian, wie würdest du deinen ersten Testtag in Bahrain zusammenfassen?

Wir sind noch immer am Anfang und verbringen die meiste Zeit mit System-Checks. Es gibt so Vieles in Einklang zu bringen – Fahrbarkeit des neuen Motors, Standfestigkeit der neuen Antriebseinheit, Kommunikation zwischen den ganzen Elementen der V6-Turbos mit Mehrfach-Energierückgewinnung, Feinabstimmung der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie aufwändig das alles ist und wie kompliziert.

Selbst wenn noch nicht alles rund läuft, kann ich jetzt schon feststellen: wir stehen besser da als in Jerez. Aber von Abstimmungsarbeit sind wir weit entfernt. Dank der neuen Aero-Teile spüre ich den Wagen besser, der Wagen liegt stabiler, endlich kann ich auch etwas Gefühl für die neuen Pirelli-Reifen aufbauen. Es war eine gute Entscheidung, hier nach Bahrain zu kommen.

Mit welchem Ziel wirst du übermorgen wieder in den Sauber klettern?

Bis dann sollten wir die ganzen Checks hinter uns zu haben. Ich sollte an der Abstimmung arbeiten können, mehr Erfahrung mit den Pirelli-Reifen sammeln und anfangen, der Leistungsfähigkeit dieses Wagens auf den Grund zu gehen.

In Jerez gab es bei euch grosse Probleme mit dem so genannten «brake by wire», also der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse. Wie muss ein Fahrer für dieses Bremssystem seinen Stil anpassen?

Du kannst nicht mehr so hart wie zuvor auf das Bremspedal treten, auch deshalb nicht, weil wir weniger Abtrieb haben als mit den 2013er Autos. Du musst also sehr sachte bremsen, und wenn du das nicht tust, dann kann dir mir nichts, dir nichts das Heck ausbrechen. Du musst dich sehr auf die Elektronik verlassen, und wenn die nicht optimal funktioniert, wird es schwierig. Es läuft besser als in Jerez, aber optimal ist es noch nicht. Ich vermisse die manuelle Bremsbalance-Verstellung im Auto!

In Jerez konntest du so gut wie nichts über die Reifen sagen. Was hast du nun gestern hier in Bahrain gelernt?

Das stimmt, in Spanien war es zu kalt, um etwas Gescheites sagen zu können. Beim Pirelli sind ja nicht nur die Mischungen härter geworden, auch die Konstruktion ist neu. Was ich bisher sagen kann – der Reifen arbeitet konstanter als die 2013er Ausführung. Der Reifen baut also nicht so dramatisch ab wie der letztjährige, die Rundenzeiten bleiben gleichmässiger. Der Reifen ist steifer geworden. Wenn du jedoch – was mit den Turbos leicht ist – die Räder zum Durchdrehen bringst, dann verlierst du einen Haufen Haftkraft, und es dauert eine Weile, bis sich der Reifen erholt hat. Auch hier muss du als Fahrer jede Menge Neues lernen. Meine Zwischenbilanz für den Reifen: er funktioniert gleichmässiger, das finde ich gut, aber er ist viel zu hart, das finde ich nicht so gut.

Was bedeutet ein steiferer Reifen für die verschiedenen Rennstrecken?

Auf einer so glatten Bahn wie Bahrain hat das kaum Auswirkungen. Aber es wird interessant sein zu sehen, wie das auf einer Rumpelpiste wie Singapur geht. Der Reifen hilft ja beim Dämpfen mit. Wenn er das nicht mehr so gut tut, dann musst du mit einer Veränderung beim Chassis reagieren. Aber mir ist das lieber so, dafür habe ich einen konstanter arbeitenden Reifen. Im vergangenen Jahr haben wir bis zu vier Sekunden pro Runde verloren, wenn der Reifen hinüber war – das ist einfach zu viel.

Du hast am ersten Tag mehr Runden als jeder andere zurückgelegt. Ist das ein Hinweis darauf, dass ihr in Sachen Standfestigkeit bereits auf der sicheren Seite seid?

Das würde ich nicht sagen. Die Antriebseinheit von Ferrari hat zwar gut funktioniert, aber wir müssen überall zulegen. Mit Standfestigkeit alleine wirst du keine WM-Punkte schaffen, du brauchst auch Speed. Da stehen wir erst am Anfang.

Sauber ist nach so vielen Jahren Formel 1 erst dein zweites Team. Was kannst du über Sauber gemessen an Force India sagen?

Das Werk von Sauber muss sich vor keinem anderen verstecken. Wir haben alle Voraussetzungen, um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen, einschliesslich eines Windkanals, der erstklassig ist. Die Ergebnisse aus dem Kanal und die Daten hier von der Rennstrecke stimmen überein. Die Arbeit von Sauber ist absolut auf dem Niveau eines Top-Teams. Für mich ist das ein Schritt nach vorne, und deshalb habe ich mich auch für Sauber entschieden.

Wie sehr fühlst du dich inzwischen bei Sauber zuhause?

Ich lebe seit Jahren in der Schweiz, sie ist mein Zuhause, Sauber ist ein Schweizer Team – besser geht es für mich nicht. Ich kann ins Privatauto steigen und bin im Nu im Werk. Das konnte ich mit Force India natürlich nicht. Ich habe viele Jahre bei Force India verbracht und brauchte einfach einen Tapetenwechsel. Es wurde mir etwas langweilig, da war mir zu viel Routine. Sauber ist ein aufregender Neubeginn. Die Arbeit mit anderen Mitarbeitern empfinde ich als erfrischend. Du lernst immer mehr, wenn du mit verschiedenen Fachkräften zusammen arbeitest.

In Sachen Rennwagenwerk ist Sauber zu Force India wie der Tag zur Nacht. Umso erstaunlicher ist es, dass diese zwei Rennställe, die so völlig anders operieren, seit Jahren ungefähr auf Augenhöhe kämpfen.

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