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Sebastian Vettel: Hatte er ein Motivationsproblem?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel nach seinem Monaco-Sieg 2011

Sebastian Vettel nach seinem Monaco-Sieg 2011

Der vierfache Champion Sebastian Vettel über den Aufwärtstrend bei Red Bull Racing, die Herausforderung Monaco, ein angebliches Motivationsproblem und den Tod von Sir Jack Brabham.

Sebastian Vettel ist zwar derzeit kein Seriensieger, aber kein Pilot zieht so viele Berichterstatter zur Medienrunde an. Und das gab der Red Bull Racing-Star vor seinem hundertsten Grand Prix für Red Bull Racing zum Besten.

Sebastian, der GP-Tross reiste in nachdenklicher Stimmung Richtung Monaco: der grosse Jack Brabham ist von uns gegangen. Wie erinnerst du dich an ihn?

Ich darf mich glücklich schätzen, ihn noch kennengelernt zu haben, das war vor ein paar Jahren, im Rahmen des Australien-GP. An Brabham werden sich die Fans so lange erinnern, wie es die Formel 1 geben wird, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass noch einmal ein Pilot im Auto gleichen Namens Weltmeister werden wird. Das ist eine Bestmarke für die Ewigkeit, so wie es John Surtees zum Weltmeister auf zwei und vier Rädern gebracht hat. Das wird es auch nie wieder geben. Jack Brabham ist 88 Jahre alt geworden, und ich stelle mir gerne vor, dass er seine Zeit auf Erden genossen hat.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat nach dem Spanien-GP gemeint, du hättest dein Mojo zurückgewonnen, also gewissermassen den Dreh wieder raus. War das Rennen in Barcelona wirklich so ein grosser Schritt vorwärts?

Es stimmt: das Rennen in Spanien war in Sachen Speed, Reifenverschleiss und Ergebnis eine feine Sache. Nun müssen wir sehen, ob der Fortschritt real ist. Das ist auf dem Strassenkurs von Monaco etwas schwierig herauszufinden, ein realistischeres Bild werden wir in Kanada erhalten.

Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko wird mit der Aussage zitiert, du hättest deine Einstellung geändert. Das würde ja unterstellen, du hattest ein Motivationsproblem. Was sagst du dazu?

Helmut ist immer sehr offen und ehrlich. Vielleicht hatte ich zu Beginn des Jahres wirklich Probleme, mich mit dem neuen Konzept der Formel 1 anzufreunden. Aber ich würde nun nicht daraus schliessen, dass meine Motivation gelitten hätte. Das zeigt sich ja auch dadurch, dass ich wenig Freude daran hatte, Rennen zu verlieren. Die Autos sind langsamer geworden, und ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass mir das nicht schmeckt. Die Autos sind auch nicht mehr so laut, auch dazu habe ich mich geäussert.

Ist Monaco derzeit für euch die beste Chance, um Mercedes ein Bein zu stellen?

Das ist schwer zu sagen. Der Mercedes wird auch hier stark sein, und Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben bewiesen, dass sie beide Monaco-Spezialisten sind. Ich hoffe, wir rücken etwas näher. Das Ziel ist ein gutes Qualifying, das ist hier die halbe Miete.

Ist die Dominanz von Mercedes mit jener von Red Bull Racing zu vergleichen?

Nein, das ist etwas anderes. Wir haben nie zu Beginn einer Saison fünf Rennen in Folge gewonnen. Wenn man zurückblickt, ist es vielleicht leicht zu behaupten, wir hätten dominiert. Aus dem Renncockpit sah das alles nicht so leicht aus! Unser Vorsprung war gewiss nie so gross wie jener von Mercedes zu Beginn der Saison 2014.

Es gibt Stories, dass Adrian Newey mit Ferrari liebäugle ...

Ja, davon habe ich auch gehört. Normalerweise bin ich es, der um diese Zeit wieder mal mit Ferrari in Verbindung gebracht wird! Wir haben uns noch nicht gesprochen, aber natürlich habe ich jedes Interesse daran, dass er bei uns bleibt.

Wäre sein Abgang ein Grund für dich, ebenfalls zu gehen?

Pah – wäre, hätte, würde! Natürlich arbeiten wir seit Jahren eng zusammen, und natürlich ist er ein wichtiges Element dieses Rennstalls. Aber manchmal finde ich es nicht fair, immer nur von ihm zu sprechen, es arbeiten ja auch andere Fachkräfte hier, die Anerkennung verdienen. Ich bin sicher, er würde das Gleiche sagen. Wieviel hinter der Newey-Ferrari-Story steckt, wird sich zeigen.

Du fährst hier schon den 100. Grand Prix für Red Bull Racing.

Ja, wie die Zeit verfliegt! Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir so viel Erfolg haben würden. Wir sind zusammen gewachsen, vor allem 2009, als ich Fehler machte und das Team auch. Es war damals schmerzhaft, den Titel zu verlieren. Dafür haben wir ihn dann vier Mal in Folge gewinnen dürfen.

Wie würdest du die Faszination Monaco in wenigen Worten beschreiben?

Da ist zunächst die grosse Rennhistorie hier, dann der ganze Trubel drumherum mit Stars und Sternchen, und last but not least ist es eben ein echter Strassenkurs, da ist kein Platz für Fehler, die Konzentration muss extrem hoch sein.

Welches ist deine liebste Stelle der Monaco-Bahn?

Die Casino-Passage. Das ist die zweitschnellste Kurve der Strecke, sie ist blind und führt über eine Kuppe – genial.

Was hast du eigentlich gedacht, als du den neuen Auspuff am Mercedes von Rosberg beim Barcelona-Test gesehen hast?

(Beginnt zu lachen.) Ich musste an alte Grammphone denken ...

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