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FIA-Chef Jean Todt: «Ferrari-Kritik ungerechtfertigt»

Von Mathias Brunner
Die goldene Ferrari-Ära: Todt, Schumacher, Barrichello, Montezemolo

Die goldene Ferrari-Ära: Todt, Schumacher, Barrichello, Montezemolo

Ferrari seit 2007 ohne Fahrer-WM-Titel, seit 2008 ohne Markenpokal, seit Juli 2012 ohne Pole-Position, seit Mai 2013 ohne Sieg. Aber Ex-Ferrari-Chef Jean Todt nimmt die Roten in Schutz.

Die Tifosi brauchen derzeit viel Geduld – viel zu lange dauert die Durststrecke ihrer Scuderia Ferrari schon, und ein Teil der angeblich Schuldigen musste den Hut nehmen: Rennleiter Stefano Domenicali im April, Motorenchef Luca Marmorini Ende Juli, Firmenchef Luca Motezemolo auf Mitte Oktober. Viele Experten vergleichen die Misere beim berühmtesten Rennstall der Welt mit dem Wellental anfangs der 90er Jahre. Aber darüber kann der frühere Ferrari-Teamchef und –Direktor Jean Todt nur lächeln.

Der heutige FIA-Präsident aus Frankreich findet: «Die Situation von Ferrari heute ist überhaupt nicht mit jener von Ferrari 1993 zu vergleichen, als ich zum Team kam. Damals lag der Mythos Ferrari in Scherben. Es war ein Wunder, wenn ein Wagen überhaupt eine Zielflagge erreichte. Der grösste Teil der heutigen Kritik ist völlig ungerechtfertigt.»

Jean Todt, Baumeister der goldenen Ferrari-Ära mit Michael Schumacher mit WM-Titel von 2000 bis 2004, gegenüber den Kollegen des «Giornale»: «Das heutige Ferrari braucht gar nicht so viele Puzzleteilchen, um wieder Erfolg zu haben. Die Leute scheinen ein kurzes Gedächtnis zu haben – als Fernando Alonso in Monza wegen eines Defekts ausrollte, da sprechen wir vom gleichen Fahrer, der einen Rekord für die meisten Punktefahrten hielt.»

Zur Verabschiedung des Ferrari-Präsidenten Luca Montezemolo sagt Todt: «Luca stand Ferrari 23 Jahre vor, das ist eine ungewöhnlich lange Zeit für diese Branche. Zu einem gewissen Zeitpunkt ist es normal, dass es Änderungen gibt. Auch zu unserer erfolgreichen Ära bei Ferrari war mir klar, dass sie irgendwann zu Ende gehen würde.»

«Ende 2004 wollte ich Ferrari verlassen, nachdem Michael zum fünften Mal in Folge den Titel gewonnen hatte. Ich hatte Max Mosley bereits versprochen, dass ich als FIA-Chef kandidieren würde. Dann hat mich Luca Montezemolo vor Capri auf einem Schiff davon überzeugt, zu bleiben. Wir haben Max zusammen angerufen. Es ist nie einfach, den richtigen Zeitpunkt für den Abschied zu erwischen. Ganz besonders dann nicht, wenn man sich einer Firma so verbunden fühlt. Und dann weiss man nie, wo einen das Schicksal hinführt: Im gleichen Jahr sollte Luca nach Shanghai fliegen, zusammen mit einer Delegation der italienischen Regierung. Aber Montezemolo hatte eine Terminkollision, als Chef des Industrieverbands Confindustria. Also hat er mich nach Shanghai geschickt. Und was ist passiert? Ich habe meine Ehefrau Michelle kennengelernt ...»

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