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Nico Rosberg, Lewis Hamilton: Die Zeitbombe tickt

Kolumne von Mathias Brunner
Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach dem China-GP

Nico Rosberg und Lewis Hamilton nach dem China-GP

Neues Gewitter bei Mercedes, und der Öffentlichkeit wird weisgemacht, alles sei wieder in Butter zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Ja gewiss – bis zum nächsten Grand Prix.

Nico Rosberg ist in China der Kragen geplatzt wegen Lewis Hamilton. Wieder einmal. Für Niki Lauda, den Aufrichtsrats-Chef des Mercedes-Formel-1-Rennstalls ist das nicht überraschend: «Klar ist ein Fahrer wie Nico unmittelbar nach so einem Rennen sauer. Aber nach einer Weile wird er einsehen, dass Lewis an der Spitze sein eigenes Rennen fährt. Die Reaktion von Rosberg ist als Zweitplatzierter nachvollziehbar. Rang 2 schmerzt. Als ich ständig von Prost geschlagen wurde, war ich auch nicht hell begeistert. Aber Nico ist ein Typ, der sich von solchen Erlebnissen sehr schnell erholt. Zum Gück haben wir nur wenige Tage, bis wir alle in Bahrain sind, dann hört das ganze Gerede von selber auf.»

Das Gerede über China vielleicht, aber neuer Gesprächsstoff ist so sicher wie Sonne in Bahrain. Denn Nico Rosberg fährt nun mal im gleichen WM-verdächtigen Auto wie Lewis Hamilton. Da ist Ärger programmiert, wenn der Anspruch auf die gleiche Startplätze und Rennergebnisse erhoben werden. Ärger, der ziemlich genau vor einem Jahr in Bahrain begann und jede Menge heisser Momente brachte.

Bahrain 2014
Nach einem atemraubenden Nacht-GP von Bahrain ist Rosberg sauer. Er findet mindestens ein Manöver von Hamilton fragwürdig. Später wird die Kritik relativiert. Und es kommt heraus, dass Rosberg mit einer vom Team nicht genehmigten Motoreinstellung gefahren ist.

Spanien 2014
Nun ist es an Hamilton, mit einer unerlaubten Einstellung zu fahren, um den Sieg in Barcelona zu sichern. Nach dem Rennen stichelt der Engländer davon, Nico mental zu brechen. Rosberg: «Da wird er sich schwertun.»

Monaco 2014
In den Tagen vor Monaco lässt Hamilton anklingen, er habe ich im Rennsport hochgearbeitet, Rosberg sei quasi mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Im Abschlusstraining verbremst sich Rosberg, gelbe Flaggen verhindern eine schnelle Runde des dahinter folgenden Hamilton. Der ist überzeugt – das war pure Absicht. Die FIA-Regelhüter sprechen den Deutschen von einer Schuld frei. Hamilton nach dem Rennen: «Die Leute sprechen immer von Freundschaft. Ich habe eine Handvoll Freude. Und Nico gehört nicht dazu.»

Deutschland 2014
Erneut wird eine Aussage von Hamilton aufgebauscht. Rosberg, so Hamilton sei eigentlich gar kein richtiger Deutscher. Schliesslich sei er in Monaco und Spanien aufgewachsen. Später sagt Hamilton, das sei als Scherz gemeint gewesen. Ein Nadelstich ist es trotzdem.

Ungarn 2014
Die Silberpfeile mit unterschiedlichen Strategien unterwegs. Rosberg läuft auf Hamilton auf, das Team bittet Lewis, Platz zu machen. Der hat keine Lust dazu, Nico mault am Funk. Später korrigiert sich das Team – dieser Funkbefehl für Hamilton sei nicht richtig gewesen. Hamilton sagt, er sei von dieser Anordnung schockiert.

Belgien 2014
Es kommt, was schon lange kommen musste: die beiden Silberpfeile geraten aneinander. Hamilton fällt mit Reifenschaden zurück, Rosbergs Frontflügel ist kaputt, Daniel Ricciardo sagt Dankeschön. In den Tagen nach dem Rennen werden die Fahrer zum Rapport zitiert. Schon in Belgien war offene Kritik an Rosberg aufgefallen. Ist Hamilton das Liebkind im Team?

Italien 2014
Unter dem Druck von Hamilton macht Rosberg zwei Fahrfehler, er verbremst sich. Der Deutsche wirkt das ganze Rennwochenende geknickt. Nachwirkungen von einer internen Strafe nach dem Belgien-GP?

Singapur 2014
So oft Mercedes das Lenkrad am Wagen von Nico Rosberg wechselt – nichts hilft. Später ergibt eine Untersuchung: ein Reinigungsmittel hatte zu einem Kurzschluss geführt, nach und nach verabschiedeten sich alle Systeme. Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur. Für sie steht sowieso fest – der global grössere Magnetkraft verströmende Hamilton soll zum Champion gemacht werden. Was in Abu Dhabi auch passiert. Weil der Silberpfeil von Rosberg wieder schwächelt: dieses Mal gibt es ein Problem mit der Energierückgewinnung.?

Suzuka 2014
Hamilton überholt Rosberg in Kurve 1 aussen herum zum Sieg. Ex-GP-Star David Coulthard: «Eine Demütigung.»

Russland 2014
Rosberg bremst sich in der ersten Runde die Reifen eckig. Damit ist die Chance auf den Sieg dahin.

USA 2014
Wieder überholt Hamilton Rosberg auf dem Weg zum Sieg mit einem beinharten Manöver.

Malaysia 2015
Sebastian Vettel siegt im Ferrari – unter anderem deshalb, weil Mercedes (wie Rennchef Toto Wolff zugibt) «möglicherweise bisher vom Fairplay-Gedanken gelähmt gewesen ist. Vielleicht hätten wir im Rennen anders reagieren und die Taktik splitten müssen – einer kommt gleich rein, einer bleibt auf Schlagdistanz zu Sebastian. Aber wenn wir dann das Rennen mit einem Piloten gewinnen und der andere wird hinter Vettel Dritter, dann kannst du dir das Geschrei vorstellen. Jetzt müssen wir anerkennen: wir haben einen echten Gegner, da werden wir vielleicht auch mal Entscheidungen treffen müssen, die dann beim einen der zwei Fahrer unpopulär sind.»

China 2015
Rosberg mault am Funk, Hamilton fahre zu langsam. Das schadet Rosbergs Reifen und lässt Vettel gefährlich aufrücken. Das Team weist Lewis darauf an, das Tempo zu erhöhen. Andernfalls man Rosberg zuerst zum Stopp hereinhole. Was das Team auch prompt macht. Rosberg beklagt sich nach dem Rennen, Hamilton habe sein Rennen kompromittiert, das sei Fakt. Hamilton ist gleichmütig: «Er gehört nicht zu meinen Aufgaben, Nico Rosberg ein gutes Rennen zu ermöglichen.»

Fortsetzung in Bahrain.

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