Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Lewis Hamilton: Mehr Kontrolle für Fahrer ist besser

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton liebt Silverstone

Lewis Hamilton liebt Silverstone

Der englische Formel-1-Champion spricht nach seiner 46. Pole-Position und vor seinem Heimrennen in Silverstone über ein schwieriges Training und den Reiz der Formel 3.
Lewis, du hast in zweiten Quali-Teil kurz ein Rad blockiert. Das ist aber jener Reifensatz, mit dem du ins Rennen gehen musst. Ist das ein Anlass zur Sorge?

Nein, weil das Rad nicht lange genug stand, um mir eine Bremsplatte einzuhandeln. Es stimmt, dass ich das Rad kurz blockiert, ich habe die Bremse dann aber gleich wieder aufgemacht, um eben ein längeres Stehenbleiben zu verhindern. Das macht mir fürs Rennen keine Sorgen.

Ist die Pole hier für dich etwas Besonderes?

Natürlich. Erstens der Fans in Silverstone wegen, denen ich eine gute Show versprochen hatte. Und zweitens, weil es kein einfaches Training gewesen ist, mit vielem Auf und Ab. Wenn du danach Trainingsschnellster bist, dann ist das befriedigender als wenn du in allen Trainings dominiert hättest. Wir hatten Probleme im zweiten freien Training, im dritten lief es wieder besser. Wir haben dann weiter am Wagen umgebaut, vielleicht sind wir dabei sogar ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Mit meiner letzten Runde war ich aber sehr zufrieden.

Du hattest in Österreich Probleme mit dem Start. Ist das gelöst?

Die Startversuche hier haben sich sehr konstant angefühlt, da schlafe ich ruhig. Meinen besten Start will ich dann am Sonntag zeigen.

Du hast über Änderungen am Wagen gesprochen. Wie sehr kannst du dich da einbringen?

Die ganzen Ingenieure sind eine grosse Hilfe, aber im Auto sitze nur ich. Ich sage, was ich im Wagen spüre, dann kommen sie mit Vorschlägen, manchmal bin ich mit diesen Ideen einverstanden, manchmal diskutieren wird. Gestern gab es ein Problem mit Übersteuern in schnellen Kurven. Die Änderungen, welche eigentlich hätten helfen sollen, machten es nur noch schlimmer. Das kommt selten vor. Zum Glück konnten wir in der Nacht Lösungen finden – der Schlüssel für Speed in Silverstone liegt bei einem guten Kompromiss, was die Balance des Wagens in schnellen und in langsamen Kurven angeht. Wir bauten die Aufhängung so um, dass ich die Vorderachse in den langsamen Ecken besser spüre. Wir haben auch die Flügeleinstellung verändert, um die Aero-Balance in den schnellen Passagen zu verbessern. Wir haben aber auch bei der generellen Einstellung des Wagens ein paar Sachen gefunden, die nicht ganz in Ordnung waren.

Du hattest auch in Österreich in Sachen Abstimmung ein eher zähes Wochenende. Hat sich denn am Wagen fundamental etwas geändert, oder kann das einfach mal vorkommen?

Österreich ist für die Abstimmung überaus knifflig, Silverstone genau so. Es ist also wohl eher streckenabhängig. Auf der anderen Seite – wäre in in jedem Training vorne, wäre es nicht die gleiche Befriedigung. Ich mag es, wenn ich gefordert werde. Ein nicht perfektes Auto Schritt zum Schritt zu verbessern und dann am Ende vorne zu sein, das macht einfach mehr Spass.

Die Fahrer sollen sich ab dem Belgien-GP beim Start mehr einbringen können. Was sagst du dazu?

Das hängt davon ab, wie das im Detail aussieht. Generell finde ich – je mehr Kontrolle für den Fahrer, desto besser. Wie gut ein Start heute ist, hängt weitgehend von Feineinstellungen des Wagens, also vom Team ab. Ich fand die Starts am coolsten als ich noch in der Formel 3 war – da ging es nur darum, wie gut du mit der Kupplung gespielt hast.

Müssen die Formel-1-Wochenenden ein anderes Format erhalten?

Manchmal wäre ich generell froh, man würde die Fahrer bei solchen Fragen mehr um ihre Meinung bitten. Denn nur wir wissen, was sich wirklich in diesen Autos abspielt. Wir haben doch von den Ingenieuren gesprochen. Sie kommen mit den theoretisch besten Lösungsansätzen daher. Aber manchmal zählt eben das Bauchgefühl des Piloten mehr.
Was den Ablauf des Wochenendes angeht, so bin ich offen für eine Änderung – seit ich Formel 1 fahre, ist es das Gleiche, und vielleicht wäre es mal Zeit für frischen Wind. Aber ich habe mir nun keine konkreten Überlegungen gemacht, was man da ändern müsste.

Was würde dir ein Sieg hier bedeuten?

Sehr viel. Seit ich hier 2007 die Pole-Position erringen konnte, habe ich verfolgt, wie ich Jahr um Jahr mehr Unterstützung erhalte. Diese Unterstützung ist einfach sagenhaft. Und die ist immer gleich hoch, egal wie schlecht oder ungenau über die Formel 1 berichtet worden ist. Ich will morgen die britischen Fans stolz machen. Das ist mein Ziel.

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