Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 ohne Windkanal: Geht das überhaupt?

Von Mathias Brunner
Im Windkanal von Sauber (und ja, wir wissen, dass das kein aktuelles Auto ist)

Im Windkanal von Sauber (und ja, wir wissen, dass das kein aktuelles Auto ist)

​Die Strategiegruppe der Formel 1 will zum Kostensenken anregen, künftig auf die Nutzung der Windkanäle zu verzichten. Ist ein Rennwagen ohne Windkanalarbeit denkbar?

Riesenwirbel vor kurzem im Fahrerlager: Die so genannten Strategiegruppe der Formel 1 will anregen, zum Kostensenken künftig auf Windkanäle zu verzichten. Dafür soll die Flussdynamikberechnung (computational fluid dynamics, CFD) intensiviert werden. Das hat bei einigen Teamchefs blankes Entsetzen ausgelöst.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Natürlich ist es nicht in unserem Interesse, dass dies wirklich passiert, denn Sauber verfügt über einen ausgezeichneten Windkanal, ein wichtiges Instrument unserer Techniker.»

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost meint: «Ich bin gegen dieses Verbot, weil hinter solchen Bestrebungen immer gewisse Gründe stecken. Einige Teams machen sich doch nur für ein Verbot stark, weil sie in jenem Bereich vielleicht nicht so gut aufgestellt sind.»

Claire Williams sagt: «Wir haben sehr viel in die Modernisierung unserer zwei Kanäle in Grove investiert, sie sind ein elementares Mittel bei der Entwicklung unserer Rennwagen. Wir würden daher einem Windkanalverbot nie zustimmen.»

Aber geht das überhaupt? Ist ein Formel-1-Renner ohne Windkanalarbeit denkbar?

McLaren-Geschäftsleiter Jonathan Neale sagt dazu in Suzuka: «Ja, ich halte das für möglich. Die ganze Entwicklung in Sachen immer genauerer CFD-Software und mehr und mehr Rechenkapazität bei den Teams deuten in diese Richtung. Ich würde aber nicht abschätzen wollen, wann die Flussdynamik den Windkanal ersetzen wird.»

Mercedes-Technikchef Paddy Lowe meint: «Es wird der Tag kommen, an dem die Teams aus freien Stücken auf den Windkanal verzichten. Weil die neue Technik dann überlegen sein wird. Aber das ist noch viele Jahre in der Zukunft. Derzeit ist CFD ein wunderbares Mittel, um die Arbeit im Windkanal zu ergänzen.»

Noch handelt es sich beim Windkanalverbot nur um ein Denkmodell, eine Abstimmung darüber steht erst bei der nächsten Sitzung der Strategiegruppe auf dem Programm.

Doch selbst wenn der Vorschlag innerhalb der Strategiegruppe bei der nächsten Sitzung eine Mehrheit erhielte, kann er noch immer von der Formel-1-Kommission verworfen werden. Und selbst wenn die Kommission ein Verbot gutheissen würde, hat Ferrari noch immer das Sonderrecht, gegen technische Änderungen ein Veto einzulegen. Ferrari hat 2014 den eigenen Windkanal modernisiert. Schwer vorstellbar, dass sie nun tatenlos zusehen würden, wie dem der Stecker rausgezogen wird.

Fazit: Ein Windkanalverbot ist sehr unwahrscheinlich.

Formel-1-Entscheidungsfindung: So geht es

Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der so genannten Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig sind das Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA sowie der «Formula One Group». Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen.

Der weitere Ablauf: die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Über die gegenwärtige Zusammensetzung der Kommission ist im FIA-Reglement nichts zu finden. Einst bestand sie aus: einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 24 Fachleuten.

Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder nur zehn wie heute. Wenn von diesen zehn eine interne Abstimmung zum Beispiel 6:4 ausgeht, so werden die restlichen zwei Stimmen zur Mehrheit addiert (8:4).

Wir könnten auch sagen: Wenn die grössten fünf Teams zusammenhalten, dann haben die kleinen fünf nichts zu sagen.
Auch die «Formula One Group» ist machtvoll: kein Rennpromoter würde es sich bei Abstimmungen mit jener Firma verscherzen, welche die Rennen vergibt! Die FIA hingegen hat hier so gut wie nichts zu melden.

Ist in der Kommission ein Vorschlag gutgeheissen, geht der zum Abnicken an den so genannten Weltrat der FIA. Hier könnte die FIA eine Idee blockieren. Die Ratsmitglieder stellen sich in der Regel hinter ihren Präsidenten, schliesslich wollen sie ihre feinen Posten nicht verlieren.

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