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Romain Grosjean zu Haas: Riesenfehler? Ferrari-Plan?

Von Mathias Brunner
Romain Grosjean ist sichtlich happy

Romain Grosjean ist sichtlich happy

​Gerüchten zufolge hat der Genfer Romain Grosjean nur deshalb beim neuen Formel-1-Team des US-Amerikaners Gene Haas unterzeichnet, weil damit eine Option bei Ferrari einherging.

Der neue Haas-Formel-1-Fahrer Romain Grosjean sagt klipp und klar: «Die Partnerschaft bei Ferrari war nicht der Hauptgrund, wieso ich bei den Amerikanern unterzeichnet habe.» Doch Gerüchten zufolge hat der 29jährige Genfer bereits eine Option bei Ferrari unterzeichnet. Der Genfer könnte für 2017 zu Ferrari geholt werden, wenn Kimi Räikkönen in Rente geht. Aber so weit sind wir noch nicht. Im Gespräch mit Canal+ spricht der diesjährige Lotus-Fahrer über seine Entscheidung, beim neuen US-amerikanischen Team anzuheuern – ist das nun Karriere-Selbstmord oder wegen Ferrari ein äusserst cleverer Schachzug?

Also, Romain, einfache Frage – wieso?

Zunächst einmal hatte ich einfach Lust, etwas Neues zu probieren. Ich sehe Haas als tolle Gelegenheit, und das hat sich verhältnismässig schnell entwickelt. Klar weiss auch ich nicht im Detail, wie das alles kommen wird, aber nach vielen Gesprächen mit Teambesitzer Gene Haas und mit Technikchef Günther Steiner bin ich sehr bald zum Entschluss gekommen, dass das für mich das Richtige ist. Ich habe zehn Jahre mit der Truppe aus Enstone hinter mir, im September 2005 war ich dort erstmals im Rennwagenwerk, ich war Entwicklungsfahrer, ich war Renault-Werksfahrer, ich war Lotus-Fahrer. Wir haben eine schöne gemeinsame Zeit gehabt, aber nun war es Zeit reif für etwas Neues.

Hast du dich bei der Entscheidung schwer getan?

Nein, das passierte eingeblich auf sehr natürliche Weise. Wenn du vor solch einer Entscheidung stehst, dann schreibst du dir mal auf – was spricht dafür, was dagegen? Gut, wir reden hier von einem neuen Team. Aber man darf die Unterstützung durch Ferrari nicht unterschätzen. Gene Haas ist sehr ehrgeizig. Wir sprechen hier vom ersten US-amerikanischen Team in der Formel 1 seit fast dreissig Jahren! Ich spürte auch, dass sie mich wirklich wollen, das ist für einen Piloten immer ein schönes Gefühl. Gleichzeitig gab es um Lotus sehr viel Unsicherheit, lange Zeit wusste keiner, ob das mit Renault klappen würde. Schliesslich konnte ich leichten Herzens sagen – Haas ist das Richtige für mich.

Was stand denn auf der Plus-Seite?

Einfach schon mal die ganze Art und Weise, wie dieser Rennstall entsteht. Das ist nicht übers Knie geschlagen, sondern wohl überlegt. Das ist ein Projekt, das seit gut drei Jahren reift, mit einer sehr cleveren technischen Partnerschaft mit Ferrari und Dallara. Haas ist auch nicht dazu gezwungen, mit Bezahlfahrern zu arbeiten. Sie wollten von Anfang an die bestmöglichen Fahrer, die bestmöglichen Ingenieure, die bestmöglichen Lösungen, um von Anfang an konkurrenzfähig zu sein. Das hat mir Eindruck gemacht.

Welche Rolle spielt dabei Ferrari?

Ferrari war nicht der vorrangige Aspekt, wieso ich bei Haas unterzeichnet habe. Es ist mehr das grosse Ganze, das mir gefällt. Die Art und Weise, wie das Projekt aufgegleist worden ist, der Wille, es zum Erfolg zu führen, die amerikanische Mentalität – das sind Racer, keine Politiker, das gefällt mir. Aber natürlich ist es auch schön zu wissen, auf einen Partner wie Ferrari zählen zu können.

Aber du musst doch Ferrari im Hinterkopf gehabt haben, als du für Haas unterzeichnet hast.

Später ist später. Gut, es ist klar, dass alle von Ferrari träumen – Ingenieure, Mechaniker, Fahrer. Ferrari ist kein Rennstall wie jeder andere, das ist ein Mythos, also wieso nicht davon träumen, eines Tages Werkspilot von Ferrari zu sein? Aber genau so gut darf ich davon träumen, eines Tages zu Renault zurückzukehren und zu versuchen, als Franzose mit einem französischen Team Weltmeister zu werden. Alles ist offen.

Welches sind deine Ziele?

Zu Beginn eines Projekts ist das nicht so einfach zu umreissen. Wir wollen uns so bald es geht im Mittelfeld einnisten, und ich sehe keinen Grund, wieso wir nicht im ersten Saisonteil schon punkten sollten.

Du wirst Team-Leader, ist das ein anderer Druck als zuvor?

Das finde ich nicht. Seit Kimi Räikkönen Lotus verlassen hat, habe ich bei diesem Rennstall die Richtung vorgegeben, es ist also nicht so, dass das eine neue Rolle für mich wäre. Wir hatten 2014 ein ganz schwieriges Jahr, 2015 läuft es besser, mit dem dritten Rang in Belgien als Krönung. Ich kann also sehr wohl ein Team führen. Haas ist eine neue Herausforderung. Es wäre gewiss einfacher gewesen, in Enstone zu bleiben, wo ich alle kenne und wo ich mit allen Abläufen vertraut bin. Aber ab und an willst du im Leben etwas Frisches versuchen. Ich bin hungrig nach einer neuen Erfahrung. An meinem Ziel hat sich nichts geändert – ich will eines Tages Weltmeister werden.

Wie fühlst du dich in der Stunde der Verkündung hier in Amerika?

Das ist ein ganz besonderer Moment für meine Karriere. Das ist ein US-amerikanisches Team, wie es die Formel 1 so noch nie gesehen hat. Ich fühle mich aufgewühlt, überglücklich mit meiner Wahl. Gleichzeitig will ich mich mit fünf starken letzten Rennen aus Enstone verabschieden – und dann fiebere ich der Saison 2016 entgegen.

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