Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Bernie Ecclestone hilft Lotus, Force India, Sauber

Von Mathias Brunner
Bernie Ecclestone mit Lotus-Besitzer Gérard Lopez

Bernie Ecclestone mit Lotus-Besitzer Gérard Lopez

​Einer der grössten Geldgeber der Formel-1-Saison 2015 ist kein Sponsor, sondern Serienpromoter Bernie Ecclestone. Der 85-Jährige muss links und rechts Rennställen helfen.

Vor zwanzig Jahren war es in der Formel 1 völlig normal, zum Saisonschluss hin bei kleineren Rennställen neue Gesichter zu entdecken: Für die letzten Rennen in Europa, dann in Japan und Australien wurden oft Gastpiloten verpflichtet, welche die Kasse aufbesserten. Teilweise machen das die Rennställe heute noch, einfach in etwas anderer Form – wenn sie bei Testfahrten Nachwuchsfahrer mit potenten Geldgebern hinters Lenkrad lassen.

Einer der grössten Geldgeber der Formel-1-Saison 2015 ist jedoch kein Sponsor, sondern Serienpromoter Bernie Ecclestone.

Rennställe wie Force India, Lotus, Manor und Sauber sind wiederholt auf den Baumeister der modernen Formel 1 zugekommen, um Vorauszahlungen von Preisgeldern zu erbitten.

Dafür gibt es zwei Gründe.

Den ersten erklärt Bob Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India: «Nachdem Marussia und Caterham 2014 in die Zahlungsunfähigkeit schlitterten, wurden viele Lieferanten vorsichtig. Sie hatten Angst, dass sie kein Geld sehen werden. Also stellten sie die Forderungen um. Früher liessen wir Teile anfertigen und konnten die innerhalb von 30 Tagen bezahlen. Nun verlangen sie Bezahlung vor Lieferung.»

Fernley verheimlicht nicht, dass Force India einige Male Hilfe brauchte, so im vergangenen Winter und auch im Spätsommer 2015. Der Brite weiter: «Zum Glück versteht Bernie Ecclestone diese Zusammenhänge und springt jeweils mit Überbrückungszahlungen ein.»

Und damit sind wir beim zweiten Grund. Besonders im Herbst und Winter herrscht in vielen Kassen Ebbe: Von November bis Februar müssen die Rennställe wegen des Aufbaus der neuen Rennwagen viele Rechnungen bezahlen. Aber genau in dieser Zeit kann es zur Finanznot kommen, denn die Team-Anteile am Preisgeldkuchen werden in der Regel zwischen Februar und November stückchenweise vergeben. Wer wie viel Geld erhält, das hängt einerseits vom Status des Rennstalls ab (Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing haben Sonderkonditionen, so wie sie auch Renault bei der Rückkehr als Werksrennstall erhalten wird) sowie von den Ergebnissen des Teams im Vorjahr.

Vor der Saison 2015 soll Bernie Ecclestone aus diesen Gründen je 10 Millionen Euro an die Teams Force India, Sauber und Lotus vorgeschossen haben. Bob Fernley damals: «Wir haben Bernie Ecclestone klar gemacht, dass wir Probleme haben. Und wir sind nicht die Einzigen. Lotus und Sauber sind in der gleichen Lage.»

Fernley bestätigte also entsprechende Zahlungen, über die Höhe der Summen ist jedoch Stillschweigen vereinbart.

Force India hatte wegen Verzögerungen beim Aufbau des neuen Autos die ersten Wintertests verpasst. Am Ende konnten sich Nico Hülkenberg und Sergio Pérez nur zweieinhalb Tage lang in Barcelona auf die Saison 2015 vorbereiten. Ein verbessertes B-Modell kam erst zur Saisonmitte. Aber Force India hat in der Folge schön Boden gut gemacht und inzwischen einen tollen fünften Platz im Konstrukteurs-Pokal errungen. Das Problem für 2016 ist jedoch wieder das Gleiche, also muss Bernie Ecclestone erneut zu Hilfe eilen. Er ist das aus der Saison 2015 gewohnt.

Ende August sprang «Mr. Formula One» ein, nachdem das Lotus-Rennmaterial tagelang in Belgien festgehalten wurde – wegen unbezahlter Rechnungen und wegen eines Rechtsstreits zwischen Lotus und dem früheren Testfahrer Charles Pic. Ecclestone bezahlte sogar die Löhne von 400 Mitarbeitern, weil die Situation von Lotus immer düsterer wurde. Auf diese Weise hat er mitgeholfen, jenen Rennstall zu retten, der am kommenden Wochenende in Abu Dhabi wieder als Renault-Werksteam verkündet wird.

In Japan bezahlte Bernie Ecclestone für Lotus eine Rechnung aus dem Vorjahr in Höhe von mehr als 300.000 Dollar. Erst dann durften die Lotus-Mechaniker in Box und Gästebereich.

Im Oktober kam dann von Force India die nächste Anfrage nach Hilfe. Nun wurden offenbar auch wieder Sauber und Manor vorstellig.

Bernie Ecclestone wird auch dieses Mal einspringen. Denn er kann es sich nicht leisten, bei einem Feld von nur 20 Fahrzeugen (2016 dank des neuen Rennstalls von Gene Haas 22 Autos) Teilnehmer zu verlieren.

Und neu ist die Problematik auch nicht: Dem Traditionsteam Tyrrell beispielsweise hat Ecclestone in den 70er und 80er Jahren wiederholt geholfen, als sich Teamchef Ken Tyrrell bei der Sponsorensuche schwer tat. Auch andere Rennställe hielt Ecclestone jahrelang über Wasser.

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