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Maurizio Arrivabene (Ferrari): Sieg nicht verschenkt

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene

Maurizio Arrivabene

​Viele Fachleute sind nach dem Australien-GP der Überzeugung: Ferrari hat einen möglichen Sieg in Melbourne verschenkt – wegen der Reifenwahl. Teamchef Maurizio Arrivabene widerspricht.

Hat Ferrari in Australien seine Siegchance verschenkt? Das ist nach dem turbulenten Saisonauftakt im Albert-Park von Melbourne eine der heissesten Fragen. Als sich Teamchef Maurizio Arrivabene den Berichterstattern stellt, hat er sein Poker-Face aufgesetzt. Es ist nicht ganz klar, ob er sich nun ärgert, weil aus der Führung von Vettel kein Sieg wurde. Oder ob er sich freut, weil Ferrari ganz offensichtlich Mercedes in Atem halten kann.

Maurizio, hast du vor der roten Flagge daran geglaubt, dass ihr diesen Grand Prix gewinnen könnt?

Vor dem Abbruch wegen des Alonso-Unfalls – ja, das habe ich geglaubt. Dann musste das Rennen unterbrochen werden. Jeder kennt die Gründe, und es gab nun auch nichts darüber zu diskutieren. Jetzt kann man natürlich darüber spekulieren, was wohl passiert wäre, hätte das Rennen ganz normal weiterlaufen können. Wir werden es nie erfahren. An der Boxenmauer sah es vor der roten Flagge recht gut aus. Wir konnten unseren Vorsprung ausbauen. Alles schien nach Plan zu laufen. Ich will jetzt nicht argumentieren, dass uns die rote Flagge das Rennen gekostet hat. Das ist eine Rennsituation, wie sie alle paar Jahr vorkommen kann. Und es hat immer gute Gründe, wieso eine Rennleitung abbricht.

Wieso habt ihr dann Vettel mit weicheren Reifen auf die Bahn geschickt, während Mercedes mit der mittelharten Mischung ausrückte?

Wir fanden, wir müssen etwas aggressiver sein als Mercedes, um unsere Siegchancen wahren zu können. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt auch – diese Rechnung kann aufgehen, es kann aber auch schief laufen. Wenn wir das Ganze als Situation mit dem berühmten halbvollen oder halbleeren Glas angucken, dann muss ich sagen: Für mich ist das Glas halb voll. Weil wir an der Spitze lagen, und weil wir bewiesen haben, dass mit uns zu rechnen ist.

Gleichwohl bin ich natürlich nicht happy, dass wir nur auf Rang 3 ins Ziel gekommen sind. Aber ich würde nicht sagen, dass wir den Sieg verschenkt haben. So weit würde ich nicht gehen.

Ich bin mit dem hohen Rennrhythmus happy. Mit der Entscheidung in Sachen Reifen vielleicht weniger, aber das Risiko schien es uns wert zu sein. Ich freue mich auf die kommenden Rennen, weil wir wissen, dass wir eine Chance haben. Und jedes Rennen hat eine andere Geschichte. In Bahrain kann es schon wieder ganz anders laufen als hier in Australien.

Hättet ihr auf der gleichen Mischung wie Mercedes, also mit mittelharten Walzen, die Silbernen nicht gefährden können?

Jedes Auto setzt die Reifen unterschiedlich unter Belastung. Wir werden nun in aller Ruhe die Daten wälzen. Ich will im Detail wissen, was denn nun mit unserer Reifenwahl war. Um vielleicht beim nächsten Mal etwas anders zu machen.

Was hast du beim Start gedacht, als eure Autos in Führung gingen?

Sebastian und Kimi sind losgedüst wie Raketen. Nachher konnten sie das Rennen kontrollieren. Da schaute noch alles gut aus. Unterm Strich zählt aber nicht der Start und auch nicht, ob du mit beiden Autos vorne liegst. Es zählt nur, dass wir auf Rang 3 ins Ziel gekommen sind und dass wir ein Auto verloren haben.

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