Helmut Marko zu F1 2017 «Teufel steckt im Detail»
Dr. Helmut Marko: «Mit den neuen Regeln haben alle Teams die Chance, die Lücke zu den Spitzenreitern zu schliessen»
Für Dr. Helmut Marko ist klar: Die umfassenden Änderungen des Formel-1-Reglement, welche die Königsklasse des Motorsports spannender gestalten sollen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Doch der Red Bull-Motorsportberater warnt im Interview mit den Kollegen von formula1.com auch: «Wie immer steckt der Teufel im Detail. Wir haben etwa den Ausgangspreis für den Motor, auf den sich die beschlossene Preisreduktion bezieht, nicht festgelegt. Die Spanne reicht von 16 bis 28 Millionen Euro. Das ist ein Problem.»
Der Österreicher erklärt: «Dann ist auch noch weitgehend offen, wie die Performance-Angleichung der Motoren funktionieren soll. Wenn wir wirklich innerhalb der drei Zehntel pro Runde bleiben, die berechnet wurden, sind wir zufrieden. Aber es scheint, dass wir dafür keine Garantie haben. Ein weiteres Problem ist natürlich auch der Zugang. Wir sind auf einen Motorenlieferanten angewiesen, denn der Alternativ-Motor ist nun definitiv vom Tisch.»
Marko ist überzeugt, dass Red Bull Racing mit den neuen Regeln wieder auf allen Strecken konkurrenzfähig sein wird und um den Gesamtsieg mitkämpfen kann. «Wenn die Lücke nicht mehr als drei Zehntel pro Runde beträgt, dann können wir das mit dem Chassis ausgleichen. Das würde uns wieder in die Position bringen, in der wir wieder Rennen gewinnen und um den Titel mitkämpfen können», betont der 73-Jährige, beeilt sich jedoch anzufügen: «Nochmals, das hängt natürlich davon ab, ob alles so umgesetzt wird, wie es beschlossen und festgehalten wurde.»
Dass Spitzenreiter Mercedes die Frage nach der Notwendigkeit neuer Regeln wieder aufgeworfen hat, weil die ersten Rennen in diesem Jahr schon viel Action boten, gefällt Marko gar nicht: «Es geht nur darum, den eigenen Vorteil nicht zu verlieren. Aber mit den neuen Regeln haben alle Teams die Chance, die Lücke zu den Spitzenreitern zu schliessen. Natürlich sind wir wahrscheinlich die grössten Profiteure, denn wenn wir in der Vergangenheit umfassende Regeländerungen umgesetzt haben, waren wir immer vorn dabei.»
Und der Grazer fügt an: «Wir finden, die Rennen müssen wieder spannender werden, nicht mehr so voraussehbar sein. Wir hatten zwar viel Action, aber nur im Mittelfeld. Wenn es aber um den Sieger geht, weiss man, dass es ein Mercedes-Fahrer sein wird – und zwar jener, der nach der ersten Kurve in der ersten Runde vorne liegt. Ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird.»