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Kopfschutz Halo: Machtkampf zwischen Teams und FIA

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen mit Halo

Kimi Räikkönen mit Halo

​Morgen Donnerstag (28. Juli) soll innerhalb einer Sitzung der Strategiegruppe in Genf entschieden werden, ob der Kopfschutz Halo (Heiligenschein) 2017 eingeführt wird – ein Machtkampf auf höchster Ebene.

Die so genannte Strategiegruppe muss morgen Donnerstag entscheiden, was aus dem Kopfschutz Halo (Heiligenschein) wird. Zur Erinnerung: Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig sind das Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie der «Formula One Group» (vertreten durch Bernie Ecclestone). Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen.

Der weitere Ablauf: Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission weiter. Über die gegenwärtige Zusammensetzung der Kommission ist im FIA-Reglement nichts zu finden. Einst bestand sie aus: einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir ungefähr (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 24 Fachleuten.

Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder elf wie derzeit. Wenn von diesen elf eine interne Abstimmung zum Beispiel 6:5 ausgeht, so wird die restliche Stimme zur Mehrheit addiert (7:5). Wir kommen somit auf 25 Stimmen.

Die Formel-1-Kommission hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat.

Aber Halo ist ein Sonderfall, denn hier geht es um die Sicherheit, und selbst wenn gegen den Halo ein Mehrheits-Nein fallen würde, könnte die FIA den Kopfschutz einführen.

Die Teamchefs, Jean Todt und Bernie Ecclestone werden in Genf nicht nur über den Nutzen des Halo diskutieren. Es geht auch um die Ästhetik, um die DNA des Sports. Reden wir nach Einführung eines Halo noch von offenen Rennwagen? «Für mich ist der Halo der erste Schritt zu geschlossenen Autos», ist Weltmeister Lewis Hamilton überzeugt.

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone ist gegen den Halo, Jean Todt ist ein glühender Verfechter, damit sind die Teams das Zünglein an der Waage. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat bereits erklärt, er werde gegen die Einführung stimmen. «Derzeit würde ich mich nicht dafür stark machen. Ich finde diese Lösung unelegant, und ich bin der Meinung, wir bräuchten mehr Zeit für Studien.»

Aber genau diese Zeit hat die FIA nicht. Sky-Formel-1-Experte Marc Surer: «Stell dir vor, der Halo ist für 2017 umsetzbar, die FIA legt das alles aber auf Eis, und dann haben wir erneut einen schweren Unfall mit Kopfverletzungen oder gar einem toten Fahrer. Jeder würde doch dem Autoverband zum Vorwurf machen: „Ihr hattet eine Lösung bereit, aber ihr habt sie nicht eingeführt.“»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff meint: «Sicherheit geht grundsätzlich vor, und wenn wir etwas für die Fahrer tun können, dann kommen wir darum nicht herum – selbst wenn der Halo hässlich ist. Aber das zählt alles nicht, wenn es um Sicherheit geht. Ist der Halo wirklich der Weisheit letzter Schluss? Wir müssen uns die ganzen Studien in Ruhe anschauen, wir müssen die verschiedenen Standpunkte gründlich diskutieren. Dann muss entschieden werden, und da gibt es drei Wege – das ist eine gute Sache, das ist eine gute Sache, aber sie ist noch nicht ausgereift genug, oder wir sind davon nicht überzeugt. Ich selber bin hin- und hergerissen. Ich will zuerst die Meinung anderer hören.»

Die Statistik spricht für den Halo, wenn es nach Fallstudien der FIA-Sicherheitsexperten geht. Gemäss einer Auswertung von 40 realen Unfällen hätten die Piloten eine im Schnitt um 17 Prozent höhere Überlebenschance gehabt.

Die Zweifel von Fahrern und Aerodynamikern bleiben: Wie ist die Sicht etwa in die Beraufpassage von Spa-Francorchamps hoch? Was passiert, wenn ein Wagen kopfüber liegt? Welchen Einfluss hat der Halo auf den Luftfluss um den Wagen herum? All diese Fragen sind nicht geklärt.

Toto Wolff spricht vielen GP-Fans aus dem Herzen, wenn er sagt: «Ich persönlich finde, das sieht nicht nach Formel 1 aus, das unterstreicht nicht, wie spektakulär der Sport und die Autos rüberkommen sollten. Aber es geht um die Sicherheit. Haben wir da überhaupt eine Wahl?»

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