Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Lewis Hamilton über irre Gerüchte: «Das wäre böse»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Formel-1-Champion Lewis Hamilton wusste schon von der ersten Trainingsrunde in Belgien an: Er wird von hinten losfahren müssen. Der Brite sagt grimmig: «Dafür gebe ich jetzt endlich Gas.»

Im Laufe der drei freien Trainings zum Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps hat Weltmeister Lewis Hamilton drei frische Aggregate eingefahren. Das schleudert ihn zwar in die letzte Startreihe zurück (Fernando Alonso hat noch mehr Strafplätze erhalten), aber der 49fache GP-Sieger sagt: «Die Strafe war unvermeidlich. Der Vorteil ist nun – ich muss nicht mehr mit Triebwerken haushalten, sondern ich kann endlich aus den Motoren holen, was sie hergeben. Ich weiss, dass nochmals eine Motorentwicklung von Mercedes kommen kann, aber mir ist lieber, ich kann mit drei frischen Motoren fahren.»

Wer einen geknickten Champion erwartet hätte, der wird bei Mercedes überrascht: Lewis Hamilton wirkt ausgeglichen und fatalistisch. «Es war ja nicht so, dass ich eine grosse Wahl gehabt habe. Wir haben die ganzen unterschiedlichen Elemente der Antriebseinheiten in einer Art und Weise verbraucht, die es verunmöglichte, sie für dieses Wochenende nochmals neu zusammenzustellen. Es ging einfach nicht mehr. Der letzte Motor hatte schon so viele Kilometer, dass er wohl das Wochenende nicht überstanden hätte. Daher die Entscheidung, die frischen Triebwerke hier einzuziehen.»

Was liegt für Hamilton von so weit hinten drin? Lewis: «Ich hoffe, ich kann unter die ersten Zehn vordringen. Ein Podestplatz ist eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. So wie die Reifen sich hier verhalten, mit den Problemen von allen, wird es ein hartes Stück Arbeit, nach vorne zu dringen.»

Würde Lewis Hamilton in Erwägung ziehen, aus der Boxengasse zu starten? «Nein», antwortet der Engländer. «Denn ich müsste so lange warten, dass ich allein schon zur Eau Rouge hin acht Sekunden Rückstand auf die anderen habe. Ich kann es mir nicht leisten, auch nur eine Sekunde herzuschenken. Klar besteht das Risiko, dass es in Eau Rouge zu einem Durcheinander kommt und ich darin verwickelt werde, aber damit muss ich leben.»

Es ist unter den Fans und auch im Fahrerlager diskutiert worden: Würde Lewis Hamilton absichtlich eine weitere Verwarnung riskieren, um auch diese Strafe von der Backe zu haben? Denn der Brite steht schon bei zwei Verwarnung, bei einer dritten droht die Rückversetzung um zehn Plätze.

Lewis enthüllt: «Um ehrlich zu sein, habe ich darüber nachgedacht. Aber es hätte ja auch sein können, dass mir die Rennkommissare dann die Strafe erst für Monza geben. Ich habe verschiedene Szenarien im Kopf durchgespielt – keine davon fand ich verlockend. Weil sie nicht funktionieren, vor allem aber weil es grundfalsch ist. So ein Vorgehen wäre bösartig, es wäre reglementswidrig, es wäre je nach Verhalten auf der Bahn gefährlich. Alles in allem ist das einfach keine gute Idee.»

55 Ränge zurück, ist das nicht absurd? Lewis lacht: «Ich finde das Reglement viel zu kompliziert, aber so sind eben auch die Motoren. Als ich im Fernsehen das dritte Quali sah, im Ruheraum und in Shorts, da wurde eingeblendet: 5 – 5 – 5 – 5 – 5 – 5 für Alonso. Ich dachte mir: Hm, heisst das jetzt, dass er den sechsten Motor drin hat? Wenn ich nur schon an den Begriff MGU-H denke – wer auf den Tribünen versteht das schon? Und vor allem: Wen kratzt es? Das ist doch alles viel zu technisch, viel zu kompliziert. Zudem klingen die Motoren einfach nicht gut. Ich schaue noch immer die alten Grands Prix und denke – was für ein Sound! Mir wäre am liebsten ein V12-Herz.»

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