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Jonas Folger: Starke Zeiten bei Kalex-Test in Brünn

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger hat bei seinem zweiten Test auf dem Moto2-Kalex-Triumph-Prototyp gestern in Brünn die letztjährige Pole-Zeit von Mattia Pasini egalisiert.

269 Tage waren vergangen, als sich Jonas Folger vor drei Wochen von Dienstag bis Donnerstag (19. bis 21. Juni) auf dem MotorLand Aragón wieder auf eine Rennmaschine schwang.

Er testete zuerst eine Kalex mit Honda CBR-600RR-Einheitsmotor, um sich wieder ans Fahren zu gewöhnen, dann probierte er den neuen Kalex-Prototyp mit dem 765-ccm-Dreizylinder-Motor von Triumph, der erstmals mit der neuen Einheits-Elektronik von Magneti Marelli ausgestattet war.

Folger hatte im Herbst vor dem Japan-GP in Motegi einen totalen Zusammenbruch erlitten, von Pfeifferschem Drüsenfieber, Epstein Barr Virus, Gilbert Syndrom und schließlich von einem Burn-out war die Rede.

Folger teilte Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal Mitte Januar 2018 mit, dass er sich nicht imstande fühle, die Saison 2018 zu bestreiten. Für ihn wurde Hafizh Syahrin engagiert.

Folger kündigte alle Verträge und löste seinen Management-Vertrag mit der amerikanischen Wasserman Group auf.

Der fünffache GP-Sieger aus Schwindegg kam zwar bei allen erdenklichen Teams zur Sprache, die im Frühjahr Ersatzfahrer für ihre verletzten Stammpiloten suchten – bei Milwaukee Aprilia statt Eugene Laverty, bei Intact statt Schrötter, bei Kiefer statt Aegerter.

Aber erst beim Catalunya-GP wurde berichtet, Folger habe ich bei Alpinestars eine neurale Lederkombi anfertigen lassen. Zwei Tage nach dem Rennen stieg er in Aragón auf die Kalex mit Triumph-Motor.

Jetzt wird mit Spannung verfolgt, ob die bakterielle Infektion bei Folger ausgeheilt ist, ob er sein Erschöpfungssyndrom nach der fast neunmonatigen Pause endgültig überwunden hat und ob er den Belastungen einen kompletten GP-Saison gewachsen wäre.

Gestern und vorgestern testete Folger in Brünn, wo er 2012 auf der Kalex-KTM des Aspar-Teams gewann und 2016 auf der Kalex des Intact-Teams, zum zweiten Mal eine Kalex-Moto2-Maschine mit Triumph-Motor.

Beobachter schilderten, Folger sei konstant Zeiten um 2:03 min gefahren.

Zum Vergleich: Mattia Pasini stand 2017 in Brünn auf der Kalex des Italtrans-Teams mit 2:02,611 min auf der Pole-Position.

«Jonas ist sogar eine beste Rundenzeit von 2:02,6 min gefahren», schilderte Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel gegenüber SPEEDWEEK.com.

Der zweite Test mit Folger nach Aragón war von Kalex nicht an die große Glocke gehängt worden. «Ich habe Jonas versprochen, dass wir vor dem Test niemanden informieren. Er will absolut nicht in die Presse, er will nicht zu den Tests befragt werden.»

Folger fuhr am Mittwoch gemeinsam mit den MotoGP-Piloten von Repsol, LCR, Marc VDS und den Moto2-Teams von Marc VDS sowie Idemitsu. Am Donnerstag wurde ein zweiter Testtag absolviert.

«Es waren gute Bedingungen. Wir haben mit den Elektronikern von Magneti Marelli Fortschritte erzielt», berichtet Baumgärtel. «Wir konnten auch am Set-up ein bisschen arbeiten, haben aber nur die harten 3er-Reifen benutzt. Wir wollten Konstanz in das System bringen. Es waren zwei wertvolle Tage. Es war wichtig, dass wir wertvolle Informationen an Magneti Marelli liefern konnten.»

Kalex wird bei der Testarbeit auch von Roland Diebold, einem Elektronik-Ingenieur des deutschen Data-Recording Spezialisten 2D, unterstützt.

«Am Donnerstag hat uns dann zu Mittag der Regen mal für zweieinhalb Stunden außer Gefecht gesetzt», schilderte Alex Baumgärtel.

Warum fuhr Folger jetzt zweimal mit der Startnummer 67 statt mit der üblichen 94? Baumgärtel: «Die 67 ist unsere Kalex-Nummer. Wir haben sie auch bei unseren Merchandising-Artikeln im Webshop in Verwendung.»

Kalex setzt jetzt in der Moto2-Klasse in der Entwicklung der Triumph-Maschine in erster Linie auf Testfahrer Folger, Jesko Raffin wurde nicht nach Brünn beordert. «Im Moment sieht es so aus, als würden wir vorrangig mit Jonas testen. Er ist zwar noch nicht so weit, dass er sagen kann, wie es bei ihm weitergeht. Aber wenn es die Möglichkeit gibt, möchten wir auf das wertvolle Know-how von Jonas zurückgreifen, der ja auch MotoGP-Erfahrung mit Magneti Marelli hat.»

Baumgärtel: «In Assen ist erstmals beschlossen worden, dass wir am Montag-Test nach dem Aragón-GP erstmals gleichzeitig mit den aktuellen Moto2-Teams auf die Strecke gehen dürfen.»

Ursprünglich war geplant, dass die mit Triumph beschäftigten Hersteller (Kalex, KTM, Speed-up, Suter und NTS) während der Saison 2018 nicht an den offiziellen IRTA-Tests teilnehmen dürfen. Aber jetzt wurde überraschend eine Freigabe dafür erteilt.

Bisher wollten Dorna und IRTA keinen direkten Vergleich zwischen den Bikes mit Honda- und Triumph-Motoren auf der Rennstrecke erleben. Jetzt wird darauf keine Rücksicht mehr genommen.

Denn inzwischen zeichnet sich sowieso bereits ab, dass die 765-ccm-Triumph-Maschinen schon zumindest gleich schnell sind wie die bisherigen Bikes mit Honda-600-Motoren.

«Wir schauen jetzt, ob wir vor dem Aragón-Montag-Test vom 25. September noch auf einer anderen Piste fahren können. Es hängt davon ab, ob wir bis dahin noch ein Chassis-Update hingekommen oder nicht», sagte Baumgärtel.

Kümmert sich Alex Baumgärtel auch darum, dass Jonas Folger in einem Kalex-Team einen Moto2-Platz für 2019 erhält?

«Da gibt es von der Seite von Jonas bisher keine Bestrebungen», sagt Baumgärtel. «Er hat bisher noch gar nichts über die Zukunft gesagt und ob er 2019 eine komplette Saison bestreiten will. Das respektieren wir.»

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