Frankie Carchedi über sein Jahr mit Marc Marquez
Die Zusammenarbeit von Gresini Ducati und Marc Marquez in der MotoGP-Saison 2024 ist eine Erfolgsgeschichte. Für das italienische Satelliten-Team war es eine spannende Erfahrung ein derartiges Kaliber im Team zu haben. Der achtfache Weltmeister wiederum hat in die Erfolgsspur zurückgefunden und vier Rennen – drei Grand Prix und einen Sprint – gewonnen. Er wurde Dritter in der Gesamtwertung, für die Saison 2025 hat er sich einen Platz im Ducati-Werksteam neben Pecco Bagnaia gesichert.
Der Brite Frankie Carchedi war 2024 der Crew-Chief von Marquez. Carchedi spielte auch 2023 eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von Fabio Di Giannantonio zum MotoGP-Sieger. Zuvor konnte er 2020 an der Seite von Joan Mir im Suzuki-Werksteam einen WM-Titel bejubeln.
Im Podcast von Crash.net zog Carchedi Bilanz über ein aufregendes Jahr mit Marc Marquez, das er nicht so schnell vergessen wird. «Er ging ein unglaubliches Risiko ein, indem er mit Leuten arbeitete, von denen er keine Ahnung hatte, in einem Team, von dem er keine Ahnung hatte, auf einem Motorrad, das ein Jahr alt war», sagte Carchedi über die Entscheidung von Marquez vom Honda-Werksteam ins private Gresini-Team zu wechseln. «Das Gleiche gilt für uns bei Gresini. Wir haben einen achtfachen Weltmeister verpflichtet. Alles ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, und ich glaube, am Ende waren alle glücklich, aber auch traurig, denn jeder hat viel Arbeit investiert. Man bekommt alles, und bevor man sich versieht, fängt man mit jemand anderem wieder an.»
Die Anwesenheit von Marc Marquez hat für Gresini Ducati vieles verändert. Das Team bekam sehr viel mediale Aufmerksamkeit und stand unter ständiger Beobachtung. Die Truppe wusste damit sehr gut umzugehen. «Das einzige Mal, dass ich mich zurücklehnte und dachte, 'Wow', war wahrscheinlich beim Valencia-Test, als ich morgens ankam und 200 Leute vor der Box standen», erinnerte sich Carchedi. «Aber um ehrlich zu sein, wenn man anfängt zu arbeiten, vergisst man alles andere. Egal, wer es ist, man will das Gleiche erreichen: möglichst weit vorne ins Ziel kommen.»
Carchedi sprach auch über die gestiegenen Chancen des Teams im Titelkampf nach den beiden Siegen von Marquez in Aragon und Misano. «Marc hatte seine Ziele, wir hatten unsere. Ich bin mir sicher, dass er in Zukunft andere Ziele haben wird», erklärte er. «In dieser Saison ging es mehr darum, jeden Aspekt des Motorrads zu verstehen. Jeder Fahrer, egal wer er ist, hat Stärken und Schwächen. Das Erfreulichste für mich war die Verbesserung in den schnellen Rechtskurven am Ende des Jahres. Zu Beginn des Jahres haben wir in den Kurven vielleicht drei oder vier Zehntelsekunden verloren, das war eine ganze Menge. Am Ende so gut zu sein, in einem Bereich, den er sicher immer noch als seine Schwäche bezeichnen wird... er ist in einer ziemlich guten Position für die Zukunft, wenn man so will.»
Wie konnte sich Marquez so stark verbessern? «Sicherlich haben wir das Motorrad im Laufe des Jahres weiterentwickelt. Inwieweit das geholfen hat und es daran lag, dass Marc verstanden hat, wie man das Beste aus solchen Kurven herausholt, ist schwer zu sagen», so Carchedi. «Ich kann nur sagen, dass es ein Bereich ist, in dem wir zumindest in der ersten Jahreshälfte wirklich gekämpft haben, und in der zweiten Jahreshälfte haben wir große Schritte gemacht.»
Apropos Weiterentwicklung: Welche Vergleiche wurden dafür herangezogen? «Für uns waren es immer die anderen GP23. Das ist ein sehr fairer Vergleich. In der Tat haben wir bis zum letzten Wochenende fast erreicht, was wir wollten. Da wir in jedem Rennen als erste GP23 ins Ziel kamen, hatten wir bis zum Barcelona-Sprint, wo Alex vor uns ins Ziel kam, keinen Ausfall zu verzeichnen», betonte Carchedi. «Natürlich will man immer mehr. Man will alle anderen schlagen. Aber das ist der realistische Vergleich. Was er dann auf dem Bike macht.... Ich habe mit Marc darüber gelacht, besonders in den letzten Wochen. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, wie er die Linkskurven fährt, denn er ist auf einem anderen Niveau. Ich habe es jetzt verstanden, wie er es macht, aber ob man es erklären kann und jemand anderes es nachmachen kann, ist eine andere Geschichte. Ich bin mir sicher, dass andere Fahrer seine Daten gesehen und versucht haben, es nachzumachen, aber es ist eine Sache zu verstehen, was er macht und eine andere, es nachzumachen.»