MotoGP-Asse: Devices auf einigen Strecken verbieten
Elf Runden lang führte Yamaha-Ass Fabio Quartararo im Grand Prix in Silverstone, bis ihn ein technischer Defekt an seiner M1 in Runde 12 zur Aufgabe zwang. Sein höhenverstellbares Fahrwerk (Ride-Height-Device) fuhr nicht mehr nach oben, der Franzose rollte aus und war am Boden zerstört. Zu diesem Zeitpunkt lag der MotoGP-Weltmeister von 2021 über 4,5 sec voraus – Aprilia-Pilot Marco Bezzecchi erbte die Führung und holte den Sieg.
Für Quartararo wäre es der erste Sieg seit dem Sachsenring-GP 2022 gewesen. «Verdammt, es ist so beschissen, was passiert ist», klagte Quartararo im Anschluss. Nach dem Desaster im britischen Grand Prix wurde der Franzose nach seiner Meinung zu den Devices befragt. «Sie sind ein großer Vorteil, aber wenn wir sie alle weglassen, dann ist das auch gut», meinte er. «In meinem Fall war es zwar nicht so gefährlich, aber du weißt, dass du sehr hart bremsen musst, um die Devices vorne und hinten zu deaktivieren. So etwas ist gefährlich, aber ich bin nicht derjenige, der die Regeln macht. Solange alle anderen diese Systeme benutzen, werden auch wir sie verwenden. Die Systeme sind somit sehr wichtig.»
Dasselbe Problem hatte Yamaha-Teamkollege Alex Rins. Das hydraulisch betätigte System, welches das Heck des Motorrads hebt und senkt, verlor auch bei ihm an Druck. Bei Rins tauchte der Defekt aber erst drei Kurven vor dem Ende des Rennens auf, sodass er noch über die Ziellinie fahren und immerhin drei WM-Punkte retten konnte.
Beim ersten Start war Alex Marquez gestürzt, weil sich sein Ride-Height-Device beim Anbremsen auf die erste Kurve nicht deaktivierte. Es war eine gefährliche Situation für den Gresini-Piloten. Trotzdem spricht er sich nicht für ein generelles Verbot noch in diesem Jahr oder 2026 aus. «Wir, insbesondere die Fahrer, müssen uns anschauen, wo wir diese weglassen. Ich glaube, die Devices müssen nicht auf allen Stecken verboten werden, aber beispielsweise in Le Mans schon. In Silverstone ist es normalerweise nicht so gefährlich», grübelte er nach dem Grand Prix, als er in der Medienrunde danach gefragt wurde.
Neben Fabio Quartararo und Alex Marquez, die am Silverstone-Wochenende die Leidtragenden von nicht korrekt funktionierenden Vorrichtungen zur Fahrwerkshöhenverstellung waren, wurden auch die Top-3 nach ihrer Meinung zu den Systemen gefragt.
«Am Ende kann ein Crash in der ersten Kurve nach dem Start immer passieren», meinte Silverstone-Sieger Marco Bezzecchi zum Sturz von AM73. «Für mich sind die Devices cool. Ich bin in die MotoGP gekommen, als diese bereits verwendet wurden. Für mich passen sie.»
Eine ähnliche Meinung dazu hat Honda-Pilot Johann Zarco. Der Franzose könnte sich aber vorstellen, die Devices beim Start nicht auf allen Strecken einzusetzen. «Ich mag die Devices auch. Wir sollten als Fahrer darüber entscheiden, auf welchen Strecken wir sie beim Start benötigen und wo nicht. Le Mans ist beispielsweise eine Piste, wo wir sie weglassen könnten», betonte der Sieger des Frankreich-GP. «Die erste Kurve in Silverstone ist schnell, aber wir haben ausreichend Bremsraum, um es zu deaktivieren. Ansonsten kannst du es auch in Kurve 3 vollständig deaktivieren. Alex kann das mit Sicherheit besser beantworten. Die Devices sind für die Weiterentwicklung sehr interessant und es ist gut, dass wir sie weiterhin einsetzen.»
Einen anderen Aspekt hob der achtfache Weltmeister Marc Marquez hervor: «Für mich machen die Devices die MotoGP einfacher, ohne diese wäre es schwerer. In Le Mans oder in Silverstone ist es in der ersten Kurve etwas unsicher, da die Fahrer auf eine seltsame Weise bremsen müssen. Aber auf der anderen Seite war das Bike dieses Mal im Grand Prix mit dem Rear-Device bei diesem starken Wind stabiler.»
Fakt ist, dass die Devices einen großen Performance-Vorteil bieten, aber auch zusätzliche Gefahren mit sich bringen, wenn sie während der Fahrt versagen. Mit den neuen MotoGP-Regeln ab 2027 werden jegliche Vorrichtungen zur Fahrwerkshöhenverstellung ohnehin verboten.
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Rennen (25. Mai):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 19* Runden in 38:16,037 min
2. Johann Zarco (F), Honda, +4,088 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +5,929
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,946
5. Alex Marquez (E), Ducati, +6,024
6. Pedro Acosta (E), KTM, +7,109
7. Jack Miller (AUS), Yamaha, +7,398
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,584
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +9,764
10. Joan Mir (E), Honda, +10,320
11. Maverick Vinales (E), KTM, +11,318
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +16,175
13. Alex Rins (E), Yamaha, +16,312
14. Brad Binder (ZA), KTM, +16,262***
15. Luca Marini (I), Honda, +23,729**
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,641
17. Enea Bastianini (I), KTM, +54,225**
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +56,488**
19. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:04,884 min**
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 7 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Honda, 16 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 16 Runden zurück
*Renndistanz nach Neustart auf 19 Runden verkürzt
** 16 Sekunden Strafe wegen falschen Reifendrucks
*** 1 Platz Strafe wegen Überfahrens der Streckenbegrezung
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Sprint (24. Mai):
1. Alex Marquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:53,657 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, +3,511 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,072
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +5,668
5. Johann Zarco (F), Honda, +6,707
6. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,057
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +7,231
8. Pedro Acosta (E), KTM, +9,186
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,923
10. Luca Marini (I), Honda, +10,206
11. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,898
12. Joan Mir (E), Honda, +11,405
13. Maverick Viñales (E), KTM, +11,933
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +15,376
15. Enea Bastianini (I), KTM, +18,135
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,213
17. Aleix Espargaro (E), Honda, +20,468
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +20,968
19. Raúl Fernández (E), Aprilia, +24,729
20. Alex Rins (E), Yamaha, +26,919
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +32,532
– Brad Binder (ZA), KTM, neun Runden zurück
WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.