MotoGP: Jack Miller verliert die Geduld

MotoGP-Status: Die großen Fragen vor dem Ungarn-GP

Von Thomas Kuttruf
Die Frage, wer Marc Marquez schlägt, stellt sich vor dem Comeback des Ungarn-GP nicht wirklich. Dennoch gibt es Spannungspotenzial: Hinter «MM93» ist das MotoGP-Feld in voller Dynamik. Überraschungen sind möglich.

Ducati-Überflieger Marc Marquez ließ sich auch in Österreich nicht aus der Ruhe bringen. «MM93» brach den Bann seiner bisherigen Sieglosigkeit in der Steiermark beinahe beiläufig mit den Worten: «Ich wurde hier immer wieder von einer Ducati geschlagen. Jetzt, wo ich eine Ducati bewege, siege ich.»

Mit der überragenden Vorstellung in Österreich hat sich die Weltmeisterschaft vor dem Ungarn-GP auf dem noch frischen Balaton-Circuit endgültig zu einer Einmann-Show entwickelt. Begünstigt wurde auch von der wirkungsvollen Strafmaßnahme gegen den bislang einzigen Gegner auf Augenhöhe, Bruder Alex. Allein auf dem Red Bull Ring büßte der jüngere Marquez weitere 22 Zähler ein.

Die Schlagzeilen vor Rennen 14 beziehen sich damit nicht auf den Dominator des Championats. Längst ist klar, dass sich Marc Marquez nur noch selbst schlagen kann. Innerhalb des Ducati-Lagers hat sich der sechsfache Champion der Königsklasse 2025 einen Sonderstatus erfahren. Während die WM in den vergangenen drei Jahren jeweils erst beim Saisonfinale und 2023 und 2024 zwischen den Ducati-Piloten Bagnaia und Martin entschieden wurde, kann nur ein Rennsportwunder den vorzeitigen Titelgewinn durch Marc Marquez verhindern.

Andere Themen bestimmen das MotoGP-Tagesgeschäft wenige Tage vor dem Comeback des Ungarn-GP. Allen voran die Frage wie der Kurs am Plattensee der ersten Aufführung des Grand-Prix-Zirkus standhält. Zwar bestand der Balaton Park die Generalprobe, die Superbike-WM war erst Ende Juli zu Gast, ohne Schelte, doch das sehr enge Streckenlayout wird die Königsklasse in jedem Fall vor eine Herausforderung stellen. Das Urteil jener Piloten, die bereits einen Test auf dem 4,1-km-Rechtskurs absolvierten, fiel gemischt aus. Gute bis sehr gute Noten gab es von allen Beteiligten für die famose Infrastruktur und die professionelle Organisation.

Sportlich wird es in erster Instanz um die Frage gehen, wer der erste Verfolger von Marc Marquez sein wird. Hier deutet vieles auf einen Zweikampf zwischen Alex Marquez und Aprilia-Ass Marco Bezzecchi hin. Die Mannschaft aus Italien ist seit vier GP-Events zweite Kraft. Der Lockenkopf aus Rimini holte hinter Marc Marquez die meisten Zähler. «Bezz» liegt souverän auf Rang 4 der WM und ist auf dem Weg in Richtung Bagnaia – Ungarn wird der Ducati-Pilot aber in jedem Fall vor der Werks-Aprilia verlassen.

Zu rechnen ist auch wieder mit KTM. Zwar fehlt den Österreichern weiter der Speed um über eine GP-Distanz ganz die Spitze zu gehen, doch das starke Teamergebnis in Brünn und Spielberg verdeutlicht die verbesserte Basis. Dank der vielen Unbekannten des neuen Rings zählen Pedro Acosta und Enea Bastianini auch in Ungarn zum Kreis der Mitfavoriten.

Spannend außerdem: Mit jetzt 144 Punkten hat Acosta zu den Ducati-VR46-Athleten Fabio Di Giannantonio und Franco Morbidelli aufgeschlossen. Wer in Ungarn am besten bei Sprint und GP abschneidet wird WM-Platz 5 einnehmen.

Im Match der Hersteller sind ebenfalls Verschiebungen möglich. Der Kampf um Platz 2 zwischen Noale und Mattighofen tobt weiter. Die Italiener behaupten sich mit 14 Punkten vor den Österreichern.

Viel wird hier auch von der Leistung Jorge Martins abhängen. Wann schafft es der «Martinator» sich wieder mit den Besten der Königsklasse zu messen – auch das ist eine Frage vor der ersten Ausfahrt in Balaton Park.

Plus: War der Auftritt von Joan Mir mit Platz 6 auf der MotoGP-Honda ein Einmaltreffer, oder ist es Honda gelungen die RC213V so weiter zu entwickeln, dass nicht nur Johann Zarco für die Japaner glänzen kann?

Schwer gebeutelt wurde zuletzt das Yamaha-Lager. Beim Österreich gab es eine schmerzhafte Klatsche mit den letzten vor Positionen. Der hochbezahlte Fabio Quartararo kam als bester M1-Racer sieben Sekunden hinter Trackhouse-Rookie Ogura ins Ziel. Doch die Yamaha gilt als kurvenwillig und neutral – gute Voraussetzungen um auf dem mit Schikanen übersäten Balaton-Circuit wieder konkurrenzfähig zu sein.

WM-Stand nach 26 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 418 Punkte. 2. A. Marquez 276. 3. Bagnaia 221. 4. Bezzecchi 178. 5. Morbidelli 144. 6. Di Giannantonio 144. 7. Acosta 144. 8. Aldeguer 121. 9. Zarco 114. 10. Quartararo 103. 11. Binder 82. 12. R. Fernandez 73. 13. Vinales 69. 14. Bastianini 63. 15. Marini 55. 16. Ogura 53. 17. Miller 52. 18. Mir 42. 19. Rins 42. 20. Nakagami 10. 21. Martin 9. 22. Savadori 8. 23. P. Espargaro 8. 24. A. Fernandez 6. 25. Oliveira 6. 26. Chantra 1. 27. A. Espargaro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 467 Punkte. 2. Aprilia 209. 3. KTM 195. 4. Honda 158. 5. Yamaha 134.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 639 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 397. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 288. 4. Red Bull KTM Factory Racing 226. 5. Aprilia Racing 195. 6. Monster Energy Yamaha 145. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 140. 8. Trackhouse MotoGP Team 126. 9. LCR Honda 115. 10. Honda HRC Castrol Team 97. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 61.

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