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Dani Pedrosa in Misano: Es war einfach sein Tag

Von Manuel Pecino
Dani Pedrosa feierte in Misano seinen ersten Sieg seit dem Malaysia-GP 2015

Dani Pedrosa feierte in Misano seinen ersten Sieg seit dem Malaysia-GP 2015

Wie ist es möglich, dass wir innerhalb einer Woche zwei sehr unterschiedliche Dani Pedrosas erlebten? Vor einer Woche in Silverstone war er der einzige Spitzenfahrer, der keinen Gegner überholt hatte. Dann kam Misano.

Nach dem Silverstone-GP wurde kritisiert, dass Dani Pedrosa als einziger Fahrer der Gruppe hinter Maverick Viñales keinen Gegner überholen konnte und es ihm nicht gelang, seine Position gegen seinen Teamkollegen zu verteidigen. Nur sieben Tage später können wir nun das komplette Gegenteil schreiben: Pedrosa war mit Abstand der kompromissloseste Fahrer, wenn es um die Überholmanöver ging – mit einer «Killer»-Mentalität. Wie kam es zu dieser magischen Wandlung? Welchen Zaubertrank nahm Dani Pedrosa zwischen Silverstone und Misano zu sich?

In seinen Interviews nach dem Rennen erklärte Pedrosa, dass das Geschehene ein Resultat einer Änderung der Arbeitsweise in der Box und einer riskanten Reifenwahl war. Das machte im Rennen den Unterschied. «Ich hatte den weichen Vorderreifen in keinem Training am Nachmittag getestet, sondern nur am Morgen», sagte Dani. «Ich folgte meinem Bauchgefühl und lag richtig. Ich gebe zu, dass ich in der Startaufstellung Schmetterlinge im Bauch hatte, denn ich wusste, dass ich der einzige Fahrer bin, der sich für diesen Reifen entschieden hat.»

Der betreffende Reifen war der neue Vorderreifen mit einer steiferen Karkasse, den Michelin zum ersten Mal in diesem Jahr einsetzte. Es gab zwei Versionen: ein Reifen mit einer weicheren Mischung als der andere. Dani suchte sich den weicheren Reifen aus. Doch bevor er erklärte, warum dieser Michelin-Vorderreifen ihm zu seinem ersten Sieg seit 2015 in Malaysia führte, sprach Dani über die Veränderungen in seiner Box.

«Beim Test nach dem Brünn-GP verglichen wir alte und neue Teile. Wir probierten einige neue Komponenten aus und auch ein neues Chassis. Wir waren durch die ganzen Experimente, die wir machten, schon verrückt geworden. Nichts sah besonders vielversprechend aus. Also gingen wir zurück und endeten dann eigentlich dort, wo wir begonnen hatten. So fühlte ich mich am wohlsten. Das Bike war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber wir entschieden uns, das als Basis zu nehmen und die Experimente zu beenden. Unser Ziel war es, immer mit demselben Bike zu arbeiten, um besser zu verstehen, wie wir das Beste aus der Elektronik, den Reifen und auch den Bremsen herausholen können.»

Dani erklärte, dass er sich schon in Silverstone wohler auf der RCV fühlte. Seine Leistung in Misano war eine Bestätigung der neuen Arbeitsweise. «Dieser Sieg ist großartig, aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Es ist wichtig, dass wir fokussiert bleiben und weiter so arbeiten wie bei den letzten beiden Grands Prix.»

Es ist nicht an uns, die Erklärung des Fahrers in Frage zu stellen, warum er in Misano einen so brillanten Sieg einfahren konnte, aber die Analyse des Rennens zeigt, dass der Vorderreifen der Hauptschuldige war, der Rossi davon abhielt, den Sieg zu feiern, den er sich am meisten gewünscht hatte: vor über 100.000 «Tifosi» in Misano. Was am Sonntag passierte, ist, dass die Sterne für Pedrosa richtig standen, damit er so siegen konnte, wie er es tat. In anderen Worten: Es war Danis Tag.

Die Hitze war sein Komplize. Erinnert euch daran, wie Pedrosa in Österreich erläuterte, dass er große Probleme hatte, genug Temperatur in die Reifen zu bringen. In einer der Trainingssessions entschied er sich sogar dazu, nicht auszurücken, da die Strecke zu kalt war. Er wusste, dass er die Michelin-Reifen nicht auf Temperatur bringen würde. Die Reifentemperatur war für den Spanier ein Albtraum – vor allem bei den Rennen im nördlichen Europa.

Glücklicherweise war es in Misano sehr warm, was seine Probleme beseitigte. Misano ist zudem eine Strecke, auf der der Vorderreifen entscheidend ist und vor allem in einem Rennen über 23 Runden stark strapaziert wird. Was in vielen Rennen für Pedrosa ein Nachteil ist – seine geringe Körpergröße von 1,60 Meter und 50 Kilogramm Gewicht – erlaubte es ihm diesmal, der einzige Fahrer zu sein, der den weichsten Vorderreifen einsetzten konnte. Das Resultat? Er ging mit mehr Grip am Vorderrad in das Rennen als der Rest des Feldes.

Und nun kommt der Clou: Pedrosa gelang es, den Gripvorteil am Vorderreifen das gesamte Rennen aufrechtzuerhalten. Das war der Schlüssel zum Erfolg in Misano. Wir wissen nicht, ob ihm dies aus seiner Erfahrung heraus bewusst war oder ihn Michelin informierte, dass es entscheidend sein wird, den Vorderreifen nicht zu überhitzen. Zeit hinter einem anderen Fahrer beim Versuch zu überholen zu verlieren, war daher keine Option.

Rennsport ist keine Wissenschaft, aber die Zahlen helfen uns, die Dinge zu verstehen. Dani fuhr in der 15. Runde die schnellste Zeit des Rennens mit 1:32,979 min. Elf Runden später bis zwei Runden vor dem Ende des Rennens legte er 1:33,0er-Zeiten vor. Von der fünften Runde bis zwei Runden vor Schluss reduzierte er seine Pace nicht oder fuhr keine Runde über 1:33 min, auch als er Dovizioso, Viñales, Márquez, Lorenzo und Rossi überholte. Der zögernde Pedrosa, der Dani, der Schwierigkeiten beim Überholen hat, wurde in Misano zu einem «Killer». Ein Fahrer, der nicht eine Sekunde hinter seiner Beute zögerte. Die Art, wie er sich den Reifen einteilte, den nur er im Rennen einsetzte, brachte ihm den Sieg.

Kurz gesagt: Der Schlüssel zu Pedrosas überwältigendem Sieg in Misano war eine Kombination aus einem wie für ihn geschaffenen Reifen, dem Wetter, das ihm erlaubte, das Potenzial dieses Reifens voll zu nutzen und einer Herangehensweise an das Rennen, die es ihm erlaubte, diese günstige Situation zu hundert Prozent auszunutzen.

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