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Tom Sykes verflucht die Seriennähe der Superbike-WM

Von Ivo Schützbach
Im Grunde seines Herzens ist Tom Sykes ein MotoGP-Pilot. Er hat einen extremen Stop-and-go-Fahrstil, auch mit der Technik will der Engländer ans Limit gehen. Doch die Superbike-WM entwickelt sich anders.

Seit Jahren wird die Superbike-WM immer seriennäher. Während die einen das begrüßen, weil so ein deutlicher Unterschied zu MotoGP geschaffen wurde und die Kosten sanken, klagen andere, dass die technische Entwicklung beschnitten wurde. Allen voran Ex-Weltmeister Tom Sykes.

«Ich hätte am liebsten ein echtes Rennmotorrad», sagt der Engländer. «Doch das geht heute nicht mehr. Jedes Jahr kommen neue Regeln, mehr Seriennähe hier, mehr Seriennähe dort.»

Weil das technische Reglement es Kawasaki nicht mehr erlaubt das Bike so extrem auf Sykes zuzuschneiden wie in der Vergangenheit, ist die Schlagkraft des Champions von 2013 geschrumpft. Zwar beendete er die Weltmeisterschaft seit 2012 nie schlechter als auf Rang 3, im Titelkampf hatte er die letzten zwei Jahre gegen seinen Teamkollegen Jonathan Rea aber nichts zu melden.

«Tom hat einen außergewöhnlichen Fahrstil», erklärte Sykes’ Crew-Chief Marcel Duinker. «Er bremst später und härter als andere und benützt die Motorleistung in der Beschleunigung früher und mehr. Er versucht die Kurven so kurz wie möglich zu halten – das nennt man Stop-and-go-Fahrstil. Jedes Jahr werden die Möglichkeiten der Motormodifikation mehr beschnitten, für dieses Jahr erneut. Wir dürfen am Motor fast nichts mehr ändern, die Kurbelwelle muss original bleiben, die Ausgleichswelle muss behalten werden, daraus ergibt sich für uns mehr rotierende Masse. Wenn dein Fahrstil verlangt, dass du das Bike mehr in die Kurven hineinbremsen musst, dann hat diese Änderung größere Auswirkungen auf dich als auf einen Piloten mit flüssigem Fahrstil, der mehr Speed in die Kurven mitnimmt.»

Der Niederländer gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Was ich eben beschrieben habe sind einige der Gründe, weshalb Kawasaki die letzten Jahre so stark war. Jetzt fallen diese Punkte weg – jeder kann sich ausmalen, weshalb die Regeln so gemacht wurden. Kawasaki wird in jedem Punkt eingeschränkt.»

Kawasaki hat für die Superbike-WM 2017 zwar die neue ZX-10RR homologiert, das löst aber nicht die beschriebenen Probleme. «Die Basis des Motors der R und der RR ist derselbe», verdeutlicht Duinker. «Ich weiß nicht, ob die Regeländerungen für Honda mit der neuen SP2 und Aprilia mit der RR Auswirkungen haben. Vielleicht haben sie sich mit diesen Modellen an den Regeln angepasst – gut möglich. Kawasaki hat sich an die neuen Regeln nicht angepasst. Ich weiß nicht, wann Kawasaki von den neuen Regeln erfuhr und wann sie die RR homologieren ließen. Jetzt müssen wir mit dieser Situation klarkommen.»

Ducati-Werksfahrer Chaz Davies hat sieben der letzten acht WM-Läufe 2016 gewonnen. Ist das der Vorbote dafür, wie die Weltmeisterschaft 2017 laufen wird? «Ich bin mir sicher, dass Ducati trotz neuer Regeln nichts an ihrem Motorrad ändern mussten», meinte Duinker. «Sie können mit ihrem bewährten Set-up weitermachen. Unser Motorcharakter leidet unter den neuen Regeln, wir müssen das irgendwie kompensieren. Die Voraussetzungen für Ducati sind besser als für uns, das muss aber nicht bedeuten, dass sie in der Meisterschaft vor uns landen. Wir haben die letzten fünf Jahre bewiesen, dass Kawasaki der stärkste Hersteller ist. Sicher ist aber auch, dass es schwerer wird für uns.»

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