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Krummi: «Erwartung ist hirnrissig, richtig arrogant»

Von Ivo Schützbach
Randy Krummenacher

Randy Krummenacher

Superbike-Rookie Randy Krummenacher holte in acht von zehn WM-Läufen 2017 Punkte. Trotz dessen offenbart sich immer deutlicher: Sein Team Kawasaki Puccetti ist mit seinen Leistungen nicht zufrieden.

Dass Leon Haslam bei seinem Heimrennen in Donington Park am letzten Mai-Wochenende mit Wildcard für das Team Puccetti Kawasaki als zweiter Fahrer neben Randy Krummenacher antreten wird, ist seit Anfang April bekannt.

Der Engländer ist für 2018 Wunschfahrer von Teamchef Manuel Puccetti. Wenn in Donington Park ein gutes Ergebnis herausspringt, Haslam und Puccetti hoffen auf die Top-5, dann wird der Vizeweltmeister von 2010 auch in Jerez und Katar mit Wildcard dabei sein.

Puccetti will sein Team für kommende Saison auf zwei Superbike-Fahrer aufstocken. Ob Randy Krummenacher einer davon sein wird, ist fraglich. Haslam soll die Nummer-1-Position einnehmen, für den zweiten Platz ist der 20-jährige Türke Toprak Razgatlioglu gesetzt – sofern er die Superstock-1000-EM gewinnt. Nur dann hat er den Platz garantiert. Nach drei von neun Rennen liegt er mit 16 Punkten Rückstand auf Michael Rinaldi (Aruba Ducati) auf Rang 2.

Für Krummenacher, der ebenso wie das Puccetti-Team die erste Superbike-Saison bestreitet, sind die vorpreschenden Äußerungen seines Teamchefs nicht nachvollziehbar.

«Ich bin sehr professionell, habe meine Klappe nie richtig weit offen», sagte der Schweizer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Für mich ist es enttäuschend zu sehen, dass die Leute nicht so professionell sind, wie sie meiner Meinung nach sein müssten. Man kann nicht nach vier Events über die nächste Saison sprechen – man kann es nicht. Es ist völlig überrissen zu sagen, der Krummi muss regelmäßig Top-8 fahren, wenn nicht Top-5. Das Team hat jetzt fünf Rennwochenenden Erfahrung in der Superbike-WM. Es gibt Werksteams von Kawasaki, Ducati, Yamaha, Honda, Aprilia, dazu Barni Ducati, MV Agusta, BMW – die haben alle 50 Mal mehr Erfahrung als wir. Die haben alle hunderte von Rennen hinter sich, meines will diese Teams alle regelmäßig schlagen. Und das noch mit weniger Budget. Wie soll das gehen?»

Krummi weiter: «Klar, ich war verletzt, deshalb habe ich weniger getestet. Wir hatten im Winter eineinhalb Tage Test. Wie sollen wir mit weniger Erfahrung, das alles in fünf Wochenenden kompensieren? Die anderen machen das schon seit Jahren. Die müssten ja alle nach Hause gehen, wenn dem so wäre. Sicher war Haslam im Portimão-Test schnell, er ist generell schnell, ich will seine Leistung nicht schmälern. Aber das war ein Test. Ich weiß auch nicht, wie viele den Qualifyer gebraucht haben, so wie er. Es ist wahr, er hat in einem Sektor eine halbe Sekunde verloren, war aber trotzdem gleich schnell wie Davies. Mir kann keiner erzählen, dass Davies da auch mit einem Qualifyer unterwegs war. An einem Rennwochenende sehe ich keinen, der in einem Sektor eine halbe Sekunde schneller ist als die anderen. Leon ist clever, er brauchte diesen Test, weil er in die Superbike-WM zurückkommen will. Alles richtig, ich kritisiere ihn nicht und will ihn auch nicht schmälern. Für ihn war der Portimão-Test super, das ist die Chance zurückzukommen. Ich würde es gleich machen. Aber ich bin müde, ständig von diesem Test zu hören. Er soll diese Leistung in Donington zeigen.»

Haslam blieb nur der Ausweg BSB

Obwohl Haslam das letzte Superbike-Rennen 2015 in Katar gewann, WM-Vierter wurde und in dem Jahr neun Podestplätze (2 Siege) eroberte, fand er für 2016 keinen WM-Platz. Der 33-Jährige dockte bei Kawasaki in der Britischen Superbike-Meisterschaft an. Letzte Saison wurde er für das Team JG Speedfit Vizemeister, 2017 führt er nach sechs von 26 Läufen, obwohl er beim letzten Rennen in Oulton Park einen so brutalen Abflug hatte, dass es seine ZX-10RR in zwei Teile zerriss.

Dass er mit den Weltbesten nach wie vor mithalten kann, bewies Haslam beim Superbike-WM-Finale 2016, als er bei einem einmaligen Einsatz für Pedercini Kawasaki in Katar auf den fünften Platz donnerte und damit für das beste Teamergebnis im Trockenen sorgte.

«Man sollte ihn nicht mit mir vergleichen», mahnt Krummenacher, der als bestes Superbike-Ergebnis Rang 10 in Australien vorzuweisen hat. «Der Typ kennt Donington aus dem Effeff, ist dort dieses Jahr schon ein Rennen in BSB gefahren, er fährt seit 15 Jahren Superbike. Ich würde mich freuen für das Team, wenn sie mit ihm die gewünschten Resultate erzielen. Aber es war niemals die Rede davon, dass wir das machen müssen. Meine Crew ist das erste Jahr in der Superbike-WM, er will seine mitnehmen. Sein Motorrad wurde von Puccetti aufgebaut, aber er hat seine eigene Crew dabei.»

Abschließend adressierte der Dritte der Supersport-WM 2016 an sein Team: «Gewisse Leute verstehen nicht, dass das nicht die Supersport-WM ist, das ist ein Riesenunterschied. Ich will Supersport nicht schmälern, die sind alle schnell. Aber von der Technik und dem Wissen, das du als Fahrer brauchst – wenn ich mit Haslam spreche, was der alles weiß, um gewisse Probleme zu umfahren, das ist alles neue Information. Das brauchst du in der Supersport-WM alles nicht. Dasselbe gilt für das Team, wir müssen alle lernen. Ich habe ein gutes Selbstvertrauen und ich vertraue auch dem Team. Ab und zu können wir gewisse Leute schlagen, die mehr Erfahrung haben, in Assen war ich am Freitag 0,022 sec hinter Melandri. Aber das konstant zu erwarten, ist völlig hirnrissig, richtig arrogant. Das zeigt, dass nicht alle im Team kapieren, was Superbike für einen Level hat. Die sind zum Teil unwissend.»

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