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Keine Glücksache

Von Guido Quirmbach
Monza 2008: Vettel hatte die Chance und zeigt dem Rest erstmals die lange Nase

Monza 2008: Vettel hatte die Chance und zeigt dem Rest erstmals die lange Nase

Wäre Sebastian Vettel Fussballer, dann wäre er aufgrund seiner Chancenverwertung Torschützenkönig.

«Hätte ich damals…», das ist ein Satz, den man auch im Motorsport gerne hört. Meist kommt dahinter eine Erklärung, warum der Fahrer heute nicht in der Formel 1 oder gar Weltmeister ist. Besonders gerne sprechen Piloten oder oft deren Väter davon, dass sie bzw. ihr Sohn ja damals gegen den oder den, der heute in der Formel 1 ist, Kart gefahren ist. Und diesen natürlich meist besiegt hat. Es lag nur am fehlenden Glück, und sei es nur das Glück, die richtigen Sponsoren zu finden, sonst wäre er bzw. sein Sohne heute ganz oben…

Sebastian Vettel ist Weltmeister, mit gerade einmal 24 bereits zum zweiten Mal. Hat er in seiner Karriere Glück gehabt? Möglich, wohl auch sehr wahrscheinlich. Vielleicht, im richtigen Moment die richtigen Menschen kennenzulernen. Und einen grossen Teil dieser Menschen heute noch um sich zu haben, ist vielleicht das noch grössere Glück. Damit hat es sich auch.

Audi-Werkspilot Allan McNish hat zu Glück eine eigene Meinung: «Ich glaube nicht an Glück, ich denke, fehlendes Glück dient denen als Entschuldigung, die ihre Mission nicht erfüllt haben» so der Schotte in dem Kultfilm «Truth in 24». Ich denke, Glück kann einen Moment prägen, aber sicher keine ganze Karriere.

Sebastian Vettel hat neben allem unbestrittenen Talent die Gabe, die die meisten erfolgreichen Rennfahrer auszeichnet: Den Killerinstinkt! Die Chancen zu nutzen, die plötzlich auftretenden Schwächen des Gegners auszunutzen. Das hat wenig mit Glück zu tun.

Es waren im Laufe der letzten 15 Jahre viele junge Piloten im Red-Bull-Nachwuchskader. Der Kader öffnete Türen für viele, ist aber sicher kein gemachtes Bett auf Lebenszeit. Durchgehen müssen die Piloten selbst. Doch mancher blieb auch hängen. Warum, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Aber Vettel ging durch.

Seine Niederlage gegen Maximilian Götz in der Formel BMW wird er ebenso wenig mit fehlendem Glück analysiert haben wie die gegen Paul di Resta in der Formel 3 Euroserie.

Die wichtigen Chancen nutzte er: 2006 im ersten Einsatz als Freitagstester Bestzeit am Freitag in Istanbul in seinem BMW. Natürlich sind Freitagszeiten sportlich schwer einzuschätzen, aber man muss die Zeit erst einmal fahren.

Als es im Qualifying 2008 in Monza regnete, schlug er zu und stellte den Toro Rosso auf die Pole. Als es auch am nächsten Tag nicht wirklich trocken war, gewann er. Das ist Killerinstinkt, ähnlich wie bei Schumachers erstem Sieg 1992 in Spa.

Vettel liess sich nicht in die Irre treiben, als es Mitte 2010 nicht so rund lief. Besann sich auf seine Chance und tat das, was er machen kann. Nicht mehr und nicht weniger. Dass im Finalrennen in Abu Dhabi Fernando Alonso patzte, kann man als Glück für Vettel bezeichnen. Oder aber: Er war da, als Alonso patzte, da sind wir wieder beim Killerinstinkt.

Er ist nicht der einzige Pilot, der mit dieser Gabe ausgestattet ist. Jenson Button ist ebenfalls ein Beispiel dafür. Er nutzte die Chance zur Jahrtausenwende im Shootout um das Williams-Cockpit, wartete lange auf die Titelchance, die er 2009 dann bekam. Mit dem in der ersten Saisonhälfte überlegenen Brawn wurde er Weltmeister. Button nutzte die Chance, Kollege Barrichello nicht. Und er hat in Japan gestern gezeigt, dass es fatal wäre, auf seine Schwäche zu spekulieren. Es gibt viele Piloten, die gegebene Chancen nutzten, aber bedeutend mehr, die es trotz vieler Chancen nicht schafften.

Manche Fahrer haben als Weltmeister ihr Lebensziel erreicht, auf die Wiederholung legen sie keinen gesteigerten Wert. Kimi Räikkönen ist so ein Beispiel, dessen Motivation 2008 nach seinem Titel im Vorjahr nicht mehr die gleiche war. Sebastian Vettel wird diesen Gefallen seinen Gegnern in der Formel 1 auch nach dem zweiten Titel nicht tun. Zum Glück nicht…

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