Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Felipe Massa (Williams): Bald im Formel-E-Jaguar!

Von Mathias Brunner
​Hoppla, was ist denn nun los? Formel-1-Rückkehrer Felipe Massa (35) testet in der kommenden Woche für das Formel-E-Team von Panasonic Jaguar. Wir sagen, was die Hintergründe für den Test sind.

Eigentlich hätte Formel-1-Veteran Felipe Massa 2017 in der Formel E antreten sollen, statt mit dem Rücktritt vo Rücktritt wieder Grands Prix zu fahren. Die Vorgeschichte: Der WM-Zweite von 2008 verkündete in Monza seinen Rücktritt, in Brasilien marschierte er unter Tränen zurück zur Box, nachdem er seinen Dienstwagen geschrottet hatte, in Abu Dhabi sollte dann wirklich Schluss sein. Da galt als beschlossen, dass Williams 2017 mit dem jungen Stroll und mit Bottas als Team-Leader antreten würde.

Aber dann kam Anfang Dezember der überraschende Rücktritt von Nico Rosberg. Claire Williams nahm sofort mit Massa Kontakt auf, bevor der Brasilianer für die Feiertage nach Hause flog, weilte er längere Zeit im Williams-Werk von Grove.

Felipe Massa umzustimmen, war für Williams ganz elementar: Neben dem 18jährigen Lance Stroll braucht der Traditionsrennstall dringend einen erfahrenen Mann. Massas Rückkehr ebnete überhaupt erst den Weg, dass Valtteri Bottas zu Mercedes-Benz rücken konnte. Teamchefin Claire Williams hatte zuvor schon bestätigt: «Wir werden Valtteri nur unter der Bedingung zu Mercedes ziehen lassen, dass wir eine erfahrene, glaubwürdige Alternative haben – jemanden wie Felipe Massa.»

Im Oktober und November 2016 hatte sich Massa-Manager Nicolas Todt (der Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt) nach Fahrgelegenheit für Massa umgesehen. Denn Felipe wollte durchaus nicht aufhören. Er sah in der Formel 1 vielmehr keine Gelegenheit mehr auf ein konkurrenzfähiges Auto. Todt junior hörte sich in der Langstrecken-WM um, das Interesse an Massa war lau. Todt fuhr auch Antennen Richtung DTM aus, doch dort waren die Möglichkeiten beschränkt. Danach kümmerte sich der Franzose um einen Vertrag in der Formel E. Bis heute ist unklar, wie weit diese Verhandlungen gediehen waren.

Nun bestätigt das Formel-E-Team von Panasonic Jaguar: «Wir haben eine Anfrage der Formel E erhalten, ob wir Felipe Massa die Chance zu einem Test geben würden. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach.» Der Test soll in der kommenden Woche stattfinden; wo, das steht noch nicht fest.

Dieser Test ist höchst ungewöhnlich: Denn normalerweise fahren Piloten nach ihrer GP-Karriere in der Formel E, nicht währenddessen. Der einzige Pilot 2016 im E-Renner und gleichzeitig in einem Formel-1-Auto war Formel-E-Champion Sébastien Buemi, als Testfahrer für Red Bull Racing zur Entwicklung der 2017er Pirelli-Reifen.

Vom Test Felipe Massas haben alle was: Die Formel E profitiert, weil ein aktueller GP-Pilot eines ihrer Geräte fährt. Formel-E-Chef Alejandro Agag wird die kostenlose Werbung zu schätzen wüssen. Das Team Jaguar erhält ebenfalls Publicity. Und Felipe Massa kann sich schon mal ein Bild davon machen, wie sich so ein Fahrzeug anfühlt, wenn er nicht mehr Formel 1 fahren wird (er hat bei Williams einen Einjahresvertrag unterzeichnet). Das Timing passt: Die Formel-E-Saison 2017/2018 soll erst im Dezember 2017 beginnen, also nach Abschluss der Formel-1-WM.

Auch die Formel 1 profitiert: Über einen GP-Piloten wird immer berichtet, selbst wenn oder gerade wenn er im Gerät einer anderen Serie Platz nimmt. Besonders in der Formel-1-testfreien Phase kommt das wie gerufen.

Die Jaguar-Formel-E-Stammfahrer – der Neuseeländer Mitch Evans (ein Zögling von Mark Webber) und der Engländer Adam Carroll – müssen nicht zittern: Es gibt keine Pläne, dass Felipe Massa während der laufenden Formel-1-Saison auch Formel-E-Läufe bestreiten wird. Nach Unterzeichnung eines Einjahresvertrags meinte der elffache GP-Sieger: «Wir hatten für 2017 verschiedene Möglichkeiten, aber das muss jetzt hintenanstehen. Ich werde mich ganz auf die Formel 1 konzentrieren.»

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