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Formel 1 2017 unter Liberty Media: Das sind die Ziele

Von Mathias Brunner
​Der US-amerikanische Konzern Liberty Media ist Grossaktionär der Formel 1, die Ära Bernie Ecclestone ist zu Ende. Liberty-Media-Spitzenmanager Sean Bratches (56) spricht über seine Ziele.

Montag, 23. Januar 2017, ist ein Datum, das in die Formel-1-Historie eingehen wird: Der Tag, an dem die Ära Bernie Ecclestone zu Ende gegangen ist. Der 86jährige Engländer, der es vom Gebrauchtwagenhändler in einer beispiellosen Karriere zum Herr über das grösste Sportspektakel der Welt und zum Multimilliardär gebracht hat, ist als Diktator der Formel 1 entmachtet – zum Ehrenpräsidenten weggelobt von Liberty Media, dem neuen Formel-1-Grossaktionär.

Die US-Amerikaner wussten: Ecclestone als Baumeister der modernen Formel 1 ist in dieser Form nicht zu ersetzen, weil dieser Führungsstil nicht zeitgemäss ist, statt dessen teilt sich die Leitung der Formel 1 künftig auf mehrere Personen.

Chase Carey ist Formel-1-Verantwortlicher von Liberty Media im Range eines Vorstandsvorsitzenden. Ihm zur Seite steht Ross Brawn, Wegbegleiter von Michael Schumacher bei Benetton, Ferrari und Mercedes. Der 62jährige Engländer wird sich um die sportliche Entwicklung der Formel 1 kümmern, im Range eines Geschäftsleiters Motorsport.

Ebenfalls an Careys Seite: Sean Bratches, langjähriger Marketing-Chef des Sport-TV-Senders ESPN. Der US-Amerikaner leitet ab sofort den kommerziellen Teil des Sports, ebenfalls im Range eines Geschäftsleiters. Hier reden wir exakt von jenen Bereichen, welche bislang den Kern von Bernie Ecclestones Arbeit bildeten: Verhandlungen mit den Rennställen, Ausarbeiten von Verträgen für bestehende und künftige WM-Läufe, Anwerben von Seriensponsoren, Organisation von Bandenwerbung.

Greg Maffei als Präsident und CEO von Liberty Media wird sich zusammen mit Carey um strategische Fragen kümmern – digitale Inhalte, Ausbau des WM-Programms und so fort.

Nachdem sich Chase Carey und Ross Brawn ausführlich zu ihren Plänen geäussert hatten, nahm jetzt erstmals auch Sean Bratches dazu Stellung, wie er sich die Zukunft vorstellt.

Der 1960 in Berlin geborene Bratches, langjähriger Marketing-Chef des erfolgreichsten Sportsenders ESPN, sagt gegenüber CNN: «Ich werde mich auf vier Bereiche konzentrieren. Da ist zunächst einmal die Formel 1 als Marke. Wir werden diese Marke verstehen lernen, dann putzen wir sie heraus. Die Marke Formel 1 ist zentral für alles, was wir tun. Die Marke wird in Sachen Sponsoren oder Vermarktung auf ein ganz anderes Niveau gehoben.»

«Der zweite Bereich sind digitale Medien. Wir wittern bei der Formel 1 eine enorme Gelegenheit, digitale Angebote des GP-Sports komplett neu zu erfinden. Wir wollen die Fans viel mehr einbinden, und wir wollen auch, dass sich unsere Geldgeber auf solchen Plattformen mehr einbringen.»

«Das dritte Ziel besteht darin, auf erheblich demokratischere Art und Weise mit den Partnern umzugehen – Teams, Sponsoren, Promoter, Rechtehalter.»

«Zu guter Letzt die Formel 1 als Erlebnis für einen Besucher. Wir wollen dem Fan Mehrwert bieten, die GP-Anhänger vor Ort und vor den TV-Geräten viel mehr einbringen. Auch da erkennen wir grosse Entwicklungsmöglichkeiten.»

Was Chase Carey und Sean Bratches beispielsweise planen: Die Formel 1 soll erheblich mehr Seriengeldgeber erhalten. Die Profis von Liberty Media waren erschüttert, als sie erkannten, wie in der bisherigen Struktur von Formula One Management mit solchen Themen umgesprungen worden ist. Carey wies bei seinen zahlreichen Interviews etwa darauf hin, wie in der nordamerikanischen Baseball-Meisterschaft rund achtzig Fachkräfte allein zur Sponsorenbeschaffung eingestellt sind, bei der Formel 1 war es exakt eine Person. Auf der Suche nach einer Marketing-Abteilung in Bernie Ecclestones Büro wurde Liberty Media leider nicht fündig.

Daher ist auch Sean Bratches davon überzeugt, dass in der Formel 1 weitaus grössere Marketing-Macht schlummert. Wie zuvor Chase Carey zieht auch er einen Vergleich mit dem grössten Anlass im American Football, dem Super Bowl. Bratches: «Für uns besteht eine Formel-1-Saison aus 20 Super Bowls, und das wollen wir betonen. Die Formel 1 hat sich bislang unter Wert verkauft.»

Bratches lässt sich nicht darauf festnageln, was das in Zahlen bedeutet. Er sagt lediglich: «Wir werden anders an die Aufgaben herangehen. Bislang war die Arbeit sehr Vertragsabschluss-orientiert. Wir verfolgen eine Vision zur Entwicklung des Sports auf lange Sicht. Die kommerzielle Seite der Marke Formel 1 bietet riesige Chancen.»

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