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Lewis Hamilton: Unfall von Billy Monger eine Warnung

Von Mathias Brunner
​Mercedes-Star Lewis Hamilton spricht über die Erfolgsaussichten von Mercedes beim Russland-GP, über Stallorder, die Erkenntnisse aus den Bahrain-Tests – und über das Schicksal des jungen Billy Monger.

Das Schicksal von Billy Monger ist auch im Fahrerlager von Sotschi ein Thema. Dem 17 Jahre jungen Engländer mussten nach einem fürchterlichen Unfall in Donington Park die Unterschenkel amputiert werden, eine Sammelaktion für den tapferen Billy ist ein voller Erfolg, McLaren fährt hier in Sotschi sogar mit einer Aufmunterung auf dem Rennwagen – zu sehen auf der Frontflügel-Endplatte.

Lewis Hamilton sagt: «Der Unfall von Billy hat mich tiefer berührt als mach anderes Unglück. Ich weiss, wie es ist, sich als junger Fahrer durchzukämpfen, und dann so etwas erleben zu müssen, ist jenseits unserer Vorstellungskraft. Ich hab dann seine Nachricht auf Facebook gelesen, so kurz nach dem Crash diese Worte zu finden, das finde ich wirklich bemerkenswert.»

«Der Unfall ruft in Erinnerung, wie gefährlich unser Sport ist, nicht nur in der Formel 1, in allen Kategorien. Mir ist natürlich schnell Alex Zanardi eingefallen, der ein leuchtendes Beispiel dafür ist, wie ein Mensch einen solchen Rückschlag bewältigt. Und ich vertraue darauf, dass Billy Monger das auch schafft.»

Mercedes ist beim Bahrain-Test mit den Stammpiloten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton gefahren. Was hat der Engländer dabei gelernt, was ihm am GP-Wochenende vielleicht entgangen war? Lewis grinst: «Testen mag ich bei meinem Job ungefähr so gerne wie Interviews! Nein, ich fahre wirklich ungern Tests, weil wir beispielsweise nur ein beschränktes Kontingent Reifen haben. Früher hast du einen Satz nach dem anderen verballert, das hat mehr Spass gemacht. Zudem sind die Verhältnisse in Bahrain knifflig: Der Tag beginnt schon warm, dann wird es richtig heiss, der Wind spielt auch eine Rolle, das macht es alles schwierig, die einzelnen Läufe miteinander abzugleichen.»

«Es ging beim Test vor allem darum, die Reifen besser zu verstehen. Basierend auf den Erfahrungen aus dem Grand Prix und dank der Kollegen im Werk haben wir Einiges gelernt, das uns bei den kommenden Rennen von Hilfe sein sollte. Aber wir stehen noch immer am Anfang. Zudem ist Sotschi wieder eine ganz andere Bahn als Bahrain. Was wir in Arabien gelernt haben, wird uns eher in Spanien helfen als in Russland.»

Damit sind wir voll ihm Thema. Wird der glatte Asphalt von Sotschi für Mercedes von Vorteil sein? Lewis: «Russland ist von der Strategie her ziemlich simpel – ein Einstopprennen und basta. Die Reifen halten hier ewig, sie würden leicht die GP-Distanz verdaun, aber wir müssen vom Reglement her ja einen Stopp machen. Toll finde ich das nicht. Wir bräuchten weichere Reifen, für mindestens zwei Stopps. Das Rennen ist von den Walzen her einfacher zu verstehen, es wird nicht besonders warm, und auch wenn das Wetter schön ist, so weht immer vom Meer her eine frische Brise. Das Überhitzen der Reifen wird hier kein Thema sein.»

Es fällt auf, dass Mercedes zu Beginn der Rennen am meisten zu schwächeln scheint, wenn viel Sprit an Bord ist. Lewis differenziert: «Da spielen viele Faktoren mit hinein, es geht um weitaus mehr als Reifentemperaturen. Es geht auch um Bodenfreiheit, Anstellwinkel des Autos, um die Bremsbalance, um die Feineinstellung der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse, die Fahrzeugbalance und die Aero-Balance, um die Gewichtsverteilung. Es gibt nicht einen einzelnen Faktor, dn wir verbessern müssen. Wir müssen die Kombination aller Faktoren auf die Reihe bekommen. Aber wir kriegen das hin, da mache ich mir keine Sorgen. Wir müssen im Rennspeed dringend zulegen, um Ferrari zu Stirn zu legen.»

Schon jetzt fragen sich vor allem britische Berichterstatter: Wann kommt der Punkt, an dem Mercedes auf einen Fahrer setzen muss? Klar unterstellen die Kollegen von der Insel, dass die naheliegende Stallorder pro Hamilton sein müsse, weil er in der WM als aussichtsreicherer Kandidat gelte.

Hamilton antwortet: «Beim Thema Stallorder ist mir unwohl. Ich persönlich finde es nicht schön, über Funk zu fordern, der andere Fahrer solle gefälligst Platz machen. Aber im Zentrum der Bemühungen von Mercedes steht, den Markentitel zu erobern. Das ist Ziel Nummer 1. Erst dann kommt der Fahrertitel. Und mir ist klar – es kann Situationen geben, in welchen Valtteri der schnellere Mann ist und es für den Rennstall aussichtsreicher ist, ihn an mir vorbei zu holen. Das verstehe ich. Wir kämpfen mit Ferrari um den Titel, da geht es um jeden Punkt. In Monaco im vergangenen Jahr hätte ich keine Chance auf den Sieg bekommen, wenn Nico mich nicht vorbeigelassen hätte. Aber ich weiss, das Team versucht, mit uns so fair als möglich zu sein.»

Mercedes ist bislang in Sotschi ungeschlagen – drei Siege in Folge, 2014 und 2015 mit Hamilton, 2016 mit Nico Rosberg. Lewis meint: «Im Rennsport gibt es keine sichere Bank. Die Siege früher bedeuten gar nichts. Wenn wir gewinnen wollen, dann müssen wir uns das hart verdienen. Und wir müssen die erwähnten zahlreichen Faktoren auf die Reihe bekommen, um Ferrari zu schlagen.»

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