Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Alfa Romeo in der Formel 1: Nur ein Marketing-Gag?

Kolumne von Mathias Brunner
Das berühmte Logo von Alfa Romeo

Das berühmte Logo von Alfa Romeo

​Das Gerücht hält sich hartnäckig: Ferrari-Präsident Sergio Marchionne wolle die Marke Alfa Romeo in den GP-Sport zurückbringen – zu Sauber. Ist dieser Schachzug wirklich klug?

Seit mehr als zwei Jahren spricht Fiat/Chrysler-Konzernchef Sergio Marchionne davon, die ruhmreiche Marke Alfa Romeo in den Grand-Prix-Sport zurückzubringen: «Alfa Romeo könnte zum Brutkasten junger Nachwuchsrennfahrer werden. Ich finde es erstaunlich, welchen Platz die Marke Alfa Romeo in den Herzen der Menschen noch immer hat.»

Wo Marchionne Recht hat: Alfa ist eine Marke, die Emotionen weckt und die auf eine glorreiche Rennvergangenheit zurückblicken kann.

Aber seit der Formel-1-Steinzeit der 50er Jahre und den WM-Titeln von Farina und Fangio hat sich viel getan: Alfa Romeo, bis Mitte der 80er Jahre in finanzielle Schräglage geraten, wurde 1986 wie Lancia in den Fiat-Konzern integriert. Alfa Romeo 2017 hat mit dem Alfa Romeo von damals nur noch den Namen gemein, das Firmenlogo und die Passion der treuen Alfa-Fans.

Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur lässt sich auch in Abu Dhabi nicht in die Karten blicken, was er derzeit mit Marchionne ausheckt.

Der Fiat/Chrysler-Konzernchef machte kein Geheimnis daraus, dass er bei einem Team am liebsten beide Juniorfahrer unterbringen würde, also den Monegassen Charles Leclerc und den Italiener Antonio Giovinazzi. Teambesitzer Gene Haas hat das abgelehnt: Romain Grosjean und Kevin Magussen sind für 2018 gesetzt.

Also Sauber: Vasseur braucht wenig Überredungskunst, um Charles Leclerc für 2018 zu engagieren – der Formel-2-Champion ist eines der grössten Nachwuchstalente der letzten Jahre.

Aber Vasseur lobt in Arabien auffällig Marcus Ericsson: «Seit wir ihm ein um zehn Kilo abgespecktes Auto zur Verfügung gestellt haben, zeigt er bessere Leistungen.»

Die Ferrari-Motoren in den Sauber-Rennern Alfa zu nennen und auch auf den Autos entsprechend für die italienische Automarke zu werben, würde dem üblichen Vorgehen von Ferrari widersprechen.

Für den Formel-1-Rennstall wird viel investiert, Kunden wie Sauber und Haas sind ein Weg, um einen Teil dieser Investitionen abzufedern. Ein italienischer Insider: «Es macht überhaupt keinen Sinn, Sauber die Motoren günstiger abzugeben, nur um Alfa auf die Autos zu schreiben oder beide Junioren einzusetzen. Zumal der Marketing-Wert fragwürdig ist.»

Das ist ein interessanter Punkt. TAG-Heuer gibt dem Motor den Namen, der im Heck der Red Bull Racing-Renner steckt. Aber die Fans lassen sich nicht hinters Licht führen: Sie wissen ganz genau, dass es sich dabei um einen Renault-Motor handelt.

Natürlich wäre es für die neue Formel-1-Führung angenehm zu sagen: Schaut her, wir haben einen weiteren Autohersteller in der Formel 1. Aber jeder wüsste: Das ist eine Mogelpackung.

Was ebenfalls gegen Alfa bei Sauber spricht: Fred Vasseur hat mehrfach betont, dass sein Team unabhängig bleiben soll. «Klar können wir uns überlegen, ob wir die Kooperation mit Ferrari in der Zukunft ausbauen. Denn über 2018 hinaus besteht keine Unsicherheit in Sachen Motorpartner. In Sachen Teile gilt es, eine gesunde Balance zu finden. Wenn du als Team jedoch Fortschritte machen willst, musst du auf eigenen Beinen stehen. Wir haben eine gute Infrastruktur, die will ich bewahren. Generell bin ich nicht davon überzugt, dass Sauber eine Art B-Team von Ferrari werden sollte. Wir müssen unser eigenes Ding durchziehen.»

Das klingt nicht nach Alfa Romeo.

Aus einer anderen Quelle hören wir in Abu Dhabi: Vasseur und Marchionne pokern anhaltend. Der Franzose weiss genau, dass Marcus Ericsson keine andere Formel-1-Chance hat, der rennt ihm also nicht davon. Giovinazzi auch nicht. Vielleicht gambelt Vasseur so lange um den Preis, bis Marchionne einknickt.

Sergio Marchionne wiederum wird sich fragen müssen: Will ich die Marke Alfa Romeo auf Autos herumfahren sehen, denen nicht mehr als ein Mittelfeldplatz zuzutrauen ist? Wie werbewirksam ist ein «Alfa Romeo»-Rennwagen, der nur bei einer Überrundung im TV-Bild zu sehen ist?

Jüngste Tendenz in Abu Dhabi: Elektrisierende Neuigkeiten wird es nur dann am Abu Dhabi-Wochenende geben, wenn Vasseur und Marchionne ein unerwarteter Durchbruch gelingt. Es wird wohl eher Dezember werden.

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