Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Neues Rätsel Racing-Raritäten: Ich mach dann mal blau

Von Mathias Brunner
​​​Das neue Rätsel «Racing-Raritäten» kommt Ihnen auf halbem Weg entgegen: Der Rennwagentyp ist nicht so schwer zu erraten. Aber wer ist zu sehen? Wo und wann ist das Bild entstanden? Machen auch Sie mit!

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Finne Mikko Kozarowitzky mit einem von RAM (Ralph Macdonald) eingesetzten March 761-Ford, im Training zum Grossen Preis von Schweden in Anderstorp, wir haben Juni 1977.

Mikko (eigentlich Michael) Kozarowitzky war der zweite Finne nach Leo Kinnunen, der sich in der Formel 1 versuchte. In seiner Jugend hatte es Mikko als Tennisspieler bis in die finnische Davis-Cup-Mannschaft geschafft. Ein Rollerunfall stoppte diese Karriere. Sein Aufstieg war für die damalige Zeit logisch: Formel V, Formel Super-V, Formel 2, Formel 1, so ungefähr ging das damals. Als sich Mikko den Felgenhersteller ATS anlachte, konnte er erstmals ein ernsthaftes Rennprogramm zusammenstellen. Kozarowitzky fuhr damals gegen Piloten wie den späteren Formel-1-Champion Keke Rosberg. 1975 eroberte Mikko den Super-V-Goldcup und wurde hinter Rosberg Zweiter der deutschen Formel Super-V und in der Castrol GTX-Meisterschaft.

ATS-Chef Günter Schmid baute um den begabten Finnen ein Formel-2-Team auf, Mikko konnte Geld von Marlboro Finnland mitbringen. Leider setzte das Team auf ein Lola-Chassis, mit dem Rennstall und Fahrer nicht klarkamen. Nach mehreren Nichtqualifikationen war Kozarowitzky sein Cockpit los. Schmid setzte mit ähnlich geringem Erfolg andere Piloten ins Auto und kam zum Schluss: Für dieses Geld könne er gleich Formel 1 machen. Was er ab 1977 auch tat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Mikko kam im Formel-2-Team von Ron Dennis unter (Project Four Racing), der Erfolg blieb aber auch hier aus: Eine Nichtqualifikation, zwei Ausfälle.

Marlboro Finnland war dann Steigbügelhalter in die Formel 1. Verhandlungen mit Ensign scheiterten – Marlboro Frankreich boxte ein Engagement von Patrick Tambay durch. Williams bevorzugte den Belgier Patrick Nève, der mehr Geld mitbrachte. Damit blieb für Mikko nur das Privatteam von Ralph Macdonald übrig, RAM Racing. Bei Macdonald gaben sich die Fahrer die Klinke in die Hand: Sieben gemeldete Fahrer für fünf GP-Wochenenden. Und selbst bei RAM spielte Mikko nur zweite Geige hinter dem Niederländer Boy Hayje, der mehr Mitgift vorweisen konnte.

Erst in Schweden (sechster Saisonlauf) kam Kozarowitzky erstmals zum Einsatz. Mikko ging ohne einen Meter Erfahrung ins Training, Ralph Macdonald hatte aus Kostengründen Testfahrten abgelehnt. Zur Qualifikation fehlten 2,5 Sekunden, auf Hayje zwei Sekunden, da war es auch kein Trost, dass der die Quali auch nicht schaffte.

Zweiter Versuch in Silverstone 1977: Auf einer schnellen Runde musste Mikko dem Hesketh von Rupert Keegan ausweichen, der Finne kam dabei von der Bahn ab und zog sich einen Handgelenksbruch zu. Teamchef Macdonald setzte Mikko in den zweiten March (in England pilotiert von Andy Sutcliffe) – erneute Nichtqualifikation.

Damit war die Formel-1-Karriere von Kozarowitzky zu Ende. Der Finne versuchte, für 1978 einen Tiga-GP-Renner bauen zu lassen, konnte aber die Finanzierung nicht auf die Beine stellen. Zwanzig Jahre später kümmerte er sich um die Karriere seines Sohnes Nikolai in der Formel Renault.

Vor zwei Jahren sagte der heute in Belgien lebende Mikko im Magazin HS: «Mir wurde offeriert, den in England beschädigten Wagen auch in Zandvoort zu fahren. Ich lehnte dankend ab.»

Zunächst verdiente er sein Geld in den Niederlanden als Tennislehrer. Dann wurde er zum Importeur verschiedener Produkte von Finnland in die Niederlande. In den frühen 90er Jahren exportierte er Autos von den Niederlanden nach Russland. Vier der 560 Fahrzeuge stellten sich als gestohlen heraus. 1994 wurde Mikko zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, in zweiter Instanz aber freigesprochen.

Später wurde er von einem Geldgeber seines Sohnes des Drogenschmuggels beschuldigt. Mikko Kozarowitzky hat immer seine Unschuld beteuert, er gab an, er sei hereingelegt worden. Das Gericht war anderer Ansicht. Nach dem Absitzen einer Haftstrafe stieg der Finne mit russischen Wurzeln ins Ölgeschäft ein. Der Druck war zu viel: Er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Ein Selbstmordversuch, den er sich bis heute selber nicht ganz erklären kann. Ein Freund fand ihn noch rechtzeitig.

Mikko Kozarowitzky lebt heute in Flandern, sein Sohn in New York, eine Tochter in den Niederlanden. Er wird am kommenden 17. Mai 70 Jahre alt.

Zum neuen Rätsel: Um welchen Rennwagen es sich handelt, dürfte für die meisten Rätselfüchse keine unüberwindliche Hürde sein. Aber wer sitzt am Lenkrad, und wo ist das Foto entstanden?

Viel Spass beim Rätseln!

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