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Force India in Baku erwacht: Grund für Aufwärtstrend

Von Mathias Brunner
Sergio Pérez in Baku

Sergio Pérez in Baku

​Der Mexikaner Sergio Pérez im ersten Training zum Grossen Preis von Aserbaidschan Drittschnellster, Esteban Ocon auf Platz 5 – scheinbar aus dem Nichts sind die rosaroten Panther wieder in Form.

Sergio Pérez hat gute und schlechte Erinnerungen an Baku. 2016 fuhr er im Training in die Mauer, im Rennen aber zu einem grandiosen dritten Platz. 2017 legte er sich ausgerechnet mit seinem Force-India-Stallgefährten Esteban Ocon an. Damit versemmelten sich die beiden rosaroten Panther die Chance auf Podestplätze. Auch vorher und nachher deutete sich an, dass Pérez und Ocon keine Liebesehe pflegen, sondern eher eine Vernunftsgemeinschaft. Mit zeitweisen Aussetzern in Sachen Vernunft.

Das ging so weit, bis Force-India-Geschäftsleiter Otmar Szafnauer die beiden zusammenstauchen musste. Der US-Amerikaner mit rumänischen Wurzeln machte seinen beiden Piloten klar: Wenn ihr euch nochmals in die Kiste rasselt, dann schaut einer bei einem Grand Prix mal zu. Seither haben sich Sergio und Esteban einigermassen zusammengerissen.

In China ein Schreckmoment am Kommandostand: Pérez kam von der Piste ab, nachdem er sich mit Renault-Fahrer Nico Hülkenberg angelegt hatte. Ocon wurde bei der ganzen Aktion behindert. Otmar Szafnauer: «Der Start und die erste Runde sind nun mal ganz schwierig zu managen. Da hast du nicht über alle Faktoren die Kontrolle. Etwa über den Faktor Hülkenberg. Pérez musste ausweichen und kam vor Esteban auf die Piste zurück. Das war ein wenig unglücklich.»

«Wir sagen in der Regel zu den Piloten: Wenn ihr in eine Situation kommt, in welcher ihr entweder ins Auto eines anderen Teams fahren müsst oder in jenes des eigenen Stallgefährten, dann doch lieber ein anderes Team. Aber uns ist klar: Wir sprechen hier von Entscheidungen in Sekundenbruchteilen. Keiner hat den Luxus, sich das in Ruhe überlegen zu können.»

Pérez im ersten Training von Baku Drittschnellster, Ocon auf Rang 5 – hoppla, was ist denn nun passiert? Szafnauer: «Zunächst mal mussten wir alle neuen Teile fertigstellen und ans Auto bringen. Dann mussten wir verstehen lernen, wie wir die alle in Einklang bringen. Wir haben nun eine Basis, die wir schon bei den Wintertests hätten haben sollen.»

«Wenn du mit dem Auto arbeitest, dann bekommst du Rückmeldungen der Fahrer und du hast Daten über den Wagen. Du gleichst das alles ab und fängst an, den Wagen so zu verändern, wie du es für richtig hältst, um ihn schneller zu machen.»

Aber genau diese Abgleichung hat nicht immer gestimmt, wie Technikchef Andy Green bestätigte. Green glaubt, dass der ganze Schlamassel zwischen den Wintertestfahrten in Barcelona und dem Saisonauftakt in Australien passierte. Gegenüber den Kollegen von Autosport sagte der erfahrene Techniker: «Wir hatten einige Zweifel an den Fahrzeugdaten. Wir haben dann in Melbourne mehr Tests durchgeführt, um zu sehen, ob wir ein echtes Problem haben oder nur eine Anomalie. Leider scheint es sich um ein fundamentales Problem mit dem Wagen zu handeln.»

Es sind Schwierigkeiten wie sie Red Bull Racing zu Beginn der Saison 2017 beklagte – die Daten aus Flussdynamikberechnung (computational fluid dynamics, CFD), Windkanal und von der Rennstrecke sind nicht deckungsgleich.

Andy Green weiter: «Am Punkt, an welchem wir uns eingestehen mussten, dass wir ein richtiges Problem haben, begann die Lösungsfindung. Es hat nichts mit der Funktion des Windkanals zu tun. Die Daten aus dem Windkanal und den Berechnungen stimmten überein, aber so bald es auf die Rennstrecke ging, passte das alles nicht zusammen.»

Konkret hatten Sergio Pérez und Esteban Ocon mit einer ungleichmässigen Balance der Hinterachse zu kämpfen, das knabberte am Vertrauen ins Auto. Green meinte: «Das beeinträchtigte auch das Abschätzen neuer Teile, wie etwa unseres jüngsten Frontflügels. Wir wussten, dass er ein Fortschritt sein musste. Aber er war dafür entworfen, mit einem Wagen zu harmonieren, der an der Hinterachse mehr Abtrieb erzeugt. Wenn die Abtriebswerte am Heck variieren, ist auch das Reifen-Management extrem knifflig.»

Inzwischen klappt das besser, daher ist nicht nur der Wagen schneller, die Fahrer können auch mehr Vertrauen aufbauen.

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