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Lewis Hamilton, Valtteri Bottas: Falsche Wahrnehmung

Von Mathias Brunner
​Alle reden von einer Formschwäche von Lewis Hamilton und davon, dass Valtteri Bottas 2018 mit den Pirelli-Reifen besser zurechtkomme. Zwei Männer sind der Ansicht: Das ist eine falsche Wahrnehmung.

Lewis Hamilton seit einem halben Jahr ohne Sieg, Valtteri Bottas zuletzt der stärkere Mercedes-Fahrer – im Formel-1-Fahrerlager herrscht die Meinung vor: Hamilton leide an einer Formschwäche; oder Valtteri Bottas komme beim heiklen Umgang mit den temperaturanfälligen Pirelli derzeit besser zurecht. Aber Mercedes-Technikchef James Allison und Sportwagen-Weltmeister Anthony Davidson sind anderer Ansicht.

In Baku sagt James Allison: «Ich sehe zwei Fahrer, die gleich hungrig auf Siege sind. Intern ergibt sich nicht das Bild, dass ein Pilot mehr Mühe hat als der andere. Ich darf auch daran erinnern: Wir hatten in Australien das schnellste Auto, und gemäss des Rennverlaufs von China hatten dort alle drei Top-Teams die gleiche Chance auf den Sieg.»

«Wenn wir davon ausgehen, dass sechs Fahrer gewinnen können, dann macht das strategisch allen Teams erheblich Kopfweh, Fehler passieren, das sind für die Fans hervorragende Aussichten.»

Und was ist nun mit dem Reifenproblem? Lewis Hamilton sagte in Baku: «Wir wollen hier umsetzen, was wir alles bislang gelernt haben. Ein Spaziergang wird es auch hier nicht. Ferrari und Red Bull Racing waren in den letzten Jahren hier stark, und das wird auch jetzt so sein. Ich glaube daran, dass wir ein gutes Auto haben. Aber mit den Reifen ist es nicht einfach – in gewissen Situationen schaffen wir es ins beste Arbeitsfenster, in anderen nicht. Damit steht und fällt alles.»

«Ich würde nicht sagen, dass wir in Australien Glück hatten. Aber dort fiel es uns leichter, mit den Reifen umzugehen. Ich habe einfach den Eindruck, das Ferrari etwas über die Pirelli gelernt hat, das uns verschlossen bleibt. Wir haben hier auch keine Ausrede: Wir haben 2017 Reifen getestet für 2018. Möglicherweise haben die Anderen einfach schneller gelernt, das Beste aus diesen Reifen zu holen als wir. Also müssen wir das besser machen.»

Valtteri meinte: «Theoretisch ist das beste Nutzungsfenster der Reifen für alle Teams gleich. Wir haben die gleichen Mischungen wie unsere Gegner. Also ergeben sich die Unterschiede daraus, wie der Fahrer und der Wagen mit dem Reifen umgehen. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie nachhaltig sind die Bremsen auf Temperatur? Welchen Einfluss hat die Aerodynamik auf die Oberfläche des Reifens? Wie wirkt sich die Aufhängungsgeometrie auf die Lauffläche aus, an der Innen-, wie an der Aussenseite? Wie ist die Vorspur, wie der Radsturz? Das alles hat Auswirkungen. Und wir lernen ständig dazu. Ferrari und Red Bull Racing haben unter verschiedene Bedingungen das Beste aus den Pirelli geholt, wir haben das zu selten geschafft.»

Nochmals James Allison: «Wir haben die Aufgabe mit den Reifen in den Abschlusstrainings nicht immer auf die Reihe bekommen. In den Rennen sind wir mit den Pirelli recht gut zurandegekommen. Es ist unsere Aufgabe, das im Qualifying besser zu machen.»

Viele im Fahrerlager glauben: Bottas komme bei Problemen mit dem Silberpfeil besser zurecht als Hamilton. Aber Anthony Davidson, Sportwagen-Weltmeister von 2014, findet diese Darstellung dem Finnen gegenüber ungerecht. «Das erweckt den Anschein, als könne Bottas nur dann auf dem Niveau von Lewis fahren, wenn Hamilton schwächelt. Der Ansicht bin ich überhaupt nicht. In China ist Bottas brillant gefahren, vielleicht besser als bei seinen bisherigen drei GP-Siegen.»

Der 39jährige Brite weiter: «Es ist für Valtteri nicht ganz einfach, ein solches Etikett wieder loszuwerden. Ich finde, Bottas wird allgemein unterschätzt. Seine Aufgabe besteht darin, der Welt zu beweisen – er kann Hamilton schlagen, und zwar auch dann, wenn Hamilton einen guten Tag hat. Das ist auch elementar für seine Zukunft.»

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