Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Singapur: Mercedes-Star Lewis Hamilton siegt wieder!

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton kontrollierte den Singapur-GP und holte sich damit den Sieg

Lewis Hamilton kontrollierte den Singapur-GP und holte sich damit den Sieg

Mercedes-Star Lewis Hamilton sicherte sich auf dem Strassenkurs von Singapur den siebten Saisonsieg. Sein WM-Rivale Sebastian Vettel musste sich mit dem dritten Rang hinter Max Verstappen begnügen.

Die Diskussionen nach dem Qualifying von Singapur drehten sich hauptsächlich um die Traum-Runde, mit der sich WM-Leader Lewis Hamilton im Flutlicht die Pole zum 15. Rennen der Saison gesichert hatte. Doch auch Red Bull Racing-Talent Max Verstappen lieferte auf dem anspruchsvollen Strassenkurs eine beachtliche Leistung ab, wie etwas GP-Veteran Mark Webber betonte.

Der Australier, der heute als TV-Experte für Channel 4 im Fahrerlager weilt, ist sich sicher: Hätte der Niederländer einen Silberpfeil für seine Zeitenjagd bekommen, wäre es richtig eng geworden im Duell gegen Polesetter Hamilton. «Was Max im Qualifying gezeigt hat war sensationell», lobt der Brite. Dem 20-Jährigen fehlten am Ende zwar mehr als drei Zehntel auf die Pole-Zeit des vierfachen Weltmeisters. Die genauere Analyse seiner Pole-Runde zeigte jedoch klar auf, dass er alleine auf den Geraden kurzen mehr als vier Zehntel einbüsste.

Entsprechend erwartungsvoll blickte das gesamte Fahrerlager auf den Start, schliesslich durfte der Niederländer direkt neben dem Qualifying-Schnellsten aus der ersten Reihe ins Rennen steigen. Und dahinter lauerten mit Ferrari-Ass Sebastian Vettel und Mercedes-Pilot Valtteri Bottas zwei weitere Piloten in schnellen GP-Rennern auf ihre Chance.

«Sebastian ist im Angriffsmodus, das muss er auch sein. Er muss hart zur Sache gehen und Aussen an Max vorbeiziehen. Ich bin mir sicher, dass er bis zur ersten Kurve mit dem Niederländer gleichziehen kann. Er kann es sich nicht leisten, hinter dem Red Bull zu bleiben, das würde ihm den ganzen ersten Stint vermiesen», ist sich Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Technikexperte Anthony Davidson sicher.

Startcrash von Force India-Duo

Und jene, die auf ein spektakuläres Duell gehofft hatten, wurden nicht enttäuscht. Kaum waren die Lichter der Startampel aus, ging die Action los. Die Spitzenreiter kamen zwar unversehrt durch die ersten Kurven, weiter hinten krachte es hingegen. Leidtragender war Esteban Ocon, der mit seinem Teamkollegen Sergio Pérez zusammengeriet. «Da hat er seinen Renner auch nicht gut positioniert», kritisierte der frühere GP-Star und Sky Sports F1-Kommentator Martin Brundle

«Sorry Jungs, da war kein Platz und ich habe ihn auch nicht sehen können», funkte Pérez, der nach dem Schubser weiterfahren konnte. Die Rennkommissare kündigten umgehend an, den Unfall genauer zu untersuchen. Der Rest des Feldes reihte sich hinter dem Safety-Car ein, das auf die Strecke geschickt wurde, um Ocons Force India-Renner von der Bahn schaffen zu können.

Noch bevor Bernd Mayländer zum Einsatz kam, schaffte es Vettel an Verstappen vorbei. Der Deutsche drückte sich vor der siebten Kurve durch und übernahm damit die zweite Position hinter Leader Hamilton. Hinter Verstappen waren Bottas, Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo, Pérez, Romain Grosjean, Fernando Alonso und Carlos Sainz auf den restlichen Top-10-Positionen unterwegs. Nico Hülkenberg, Pierre Gasly, Charles Leclerc, Marcus Ericsson, Kevin Magnussen, Brendon Hartley, Sergey Sirotkin, Stoffel Vandoorne und Lance Stroll folgten dahinter.

Kurz bevor das Rennen wieder freigegeben wurde, meldete die Rennleitung, dass weder Ocon noch Pérez für den teaminternen Crash bestraft werden mussten. In der vierten Runde konzentrierte sich aber alles wieder auf das Geschehen auf der Piste, denn der Re-Start gestaltete sich wieder spannend. Diesmal erlebte das Feld einen sauberen Start und Hamilton nutzte die Chance, um gleich von Anfang an einen Vorsprung von einer Sekunde herauszufahren.

An den Positionen änderte sich nicht viel. Nur Sirotkin hatte das Pech ein Trümmerteil von Ocons Renner aufzulesen, von dem sein Frontflügel beim Stopp befreit werden musste, weshalb er ans Ende des Feldes zurückfiel. In Umlauf 7 durften die Piloten endlich wieder ihre Heckflügel flachstellen und Vettel beeilte sich, um den Rückstand auf Hamilton zu minimieren, damit er vom DRS-Effekt profitieren konnte.

Auch in Runde 10 hatte sich an der Reihen folge nichts verändert und Brundle mahnte zur Geduld: «Wir müssen abwarten, denn nun schonen die Jungs ihre Reifen.» Allerdings dauerte es nicht lange, bis Hamilton mehr Tempo machte und bis auf 1,7 sec in Runde 12 wegziehen konnte. Einen Umlauf später betrug sein Vorsprung bereits 2,2 sec.

Undercut-Versuch von Sebastian Vettel misslingt

In Runde 15 bog schliesslich Vettel an die Box ab, um mit einem frühen Stopp und frischen Reifen am Polesetter vorbeizukommen. Hamilton reagierte darauf und wechselte die Reifen im kommenden Umlauf. Im Gegensatz zu Vettel, der die ultraweichen Reifen wählte, entschied sich Hamilton für die weiche Mischung. Der Brite kam vor Vettel wieder auf die Strecke und hatte das Glück, dass Pérez ihn von Vettel auf seinen aufgeheizten Ultrasofts trennte.

«Es ist unglaublich wichtig, dass Vettel nun schnell an Pérez vorbeikommt», erklärte Brundle, und der vierfache Weltmeister stellte in Runde 17 seine Klasse unter Beweis und tat, was von ihm erwartet wurde. Derweil hatte auch Bottas die Box angesteuert, und im Gegensatz zu seinem Teamkollegen, der fast drei Sekunden Standzeit hinnehmen musste, wurde der Finne in 2,4 Sec abgefertigt. Zum Vergleich: Bei Vettel dauerte der Reifenwechsel 2,7 sec.

In Runde 18 holte sich auch Verstappen einen frischen Satz der weichen Reifenmischung und schaffte es beim Ausgang der Boxengasse damit an Vettel vorbei. An der Spitze führte nun Räikkönen das Feld vor Ricciardo, Hamilton, Verstappen, Vettel, Bottas, Alonso, Sainz, Gasly, Leclerc, Ericsson, Magnussen, Vandoorne, Stroll, Sirotkin, Pérez, Hülkenberg, Grosjean und Hartley an.

Vettel ärgerte sich am Boxenfunk: «Keine Chance, wir waren schon wieder zu spät. Diese Reifen schaffen es nicht bis ins Ziel.» Er wusste: Er brauchte nun eine Safety-Car-Phase, in der er einen schnellen Stopp einlegen kann, um das Rennen noch zu gewinnen. An der Spitze sorgten Räikkönen und Verstappen für hochgezogene Augenbrauen, schliesslich waren sie immer noch auf den hyperweichen Reifen unterwegs, auf denen sie ihre schnellste Q2-Runde gedreht und den Rennstart bestritten hatten.

In Runde 23 bog schliesslich auch der Finne an die Box ab und wählte – wie Hamilton und Verstappen – die gelb markierten, weichen Reifen. Seine Standzeit betrug 3,1 sec., da der Wechsel des rechten Vorderreifen nicht reibungslos klappte. Die Teamchefs begannen daraufhin, sorgenvoll in den Himmel zu blicken, denn rund um die Strecke fielen die ersten Regentropfen. «Das sind nur ein paar Tropfen, wir erwarten keinen Regenschauer», wurde Verstappen am Boxenfunk beruhigt.

In Runde 28 holte sich schliesslich auch Ricciardo frische Reifen der weichen Sorge, und mit 2,3 sec fiel seine Zwangspause verhältnismässig kurz aus. Der Australier kam hinter Räikkönen auf Position 6 wieder auf die Strecke. «Aber er hat die frischeren Reifen als die Jungs um ihn herum», kommentierte Brundle.

Viele Strafen

In der Folge sorgte Sergio «Checo» Pérez für Diskussionen, weil er sich am Heck von Sirotkin die Zähne ausbiss und sein Team aufforderte, Rennleiter Charlie Whiting zum Handeln zu bewegen. «Das wäre das erste Mal, dass die Rennleitung einen Fahrer anweist, Platz zu machen, weil er langsamer als sein Hintermann ist. Es ist etwas lächerlich, das zu fordern», erklärte Brundle trocken. Die Antwort von der Force India-Boxenmauer fiel etwas netter aus: «Charlie sagt, du musst näher dran sein, bevor er etwas unternimmt.»

In Runde 34 krachte es schliesslich zwischen Pérez und Sirotkin beim Überholversuch des 28-Jährigen aus Guadalajara am Williams-Rookie. Der Angreifer musste an die Box zurückschleichen und Brundle erklärte: «Das war purer Frust.» Er analysierte auch: «Das war klar Checos Fehler.» Und Davidson stimmte ihm zu: «Ich denke, dafür wird er eine Strafe von den Regelhütern kassieren.»

Viel netter fiel Brundles Urteil über Hülkenberg aus, der vom Scharmützel der beiden Streithähne profitierte und kurzen Prozess mit dem Rennfahrer aus Moskau machte. «Wow, das war ein super Manöver», schwärmte der GP-Veteran, «du siehst nicht oft einen Formel-1-Piloten in der fünften Kurve auf der Aussenseite an einem Gegner vorbeiziehen!»

Während der Australier mit schnellsten Rennrunden auf sich aufmerksam machte, kämpfte Hamilton mit seinen weichen Reifen, die er im Verkehr nur schwerlich ins Arbeitsfenster bringen konnte. Tatsächlich steckte der WM- und Rennleader hinter den zu überrundenden Piloten fest, die ihrerseits nicht an Sirotkin vorbeikommen konnten. Das erlaubte Verstappen, bis auf einige Meter an den Silberpfeil heranzukommen, was wieder für Spannung an der Spitze sorgte. Auch Vettel und Bottas kamen durch die Überrundungen wieder näher an das Spitzenduo heran.

Die Regelhüter kündigten eine Prüfung des Verhaltens der zu überrundenden Piloten Grosjean und Sirotkin an, während sich Hamilton und Verstappen über Funk über die Konkurrenz beschwerten. Eine Durchfahrtsstrafe gab es für Pérez für seinen Crash mit Sirotkin, die der Mexikaner gleich in der darauffolgenden Runde 41 absolvierte. Die Schleichfahrt an den Boxen vorbei kostete ihm 29,7 sec, womit er ans Ende des Feldes zurückfiel.

Pérez blieb nicht der Einzige, der eine Bestrafung hinnehmen musste, für Grosjean gab es kurz darauf eine 5-sec-Zeitstrafe, weil er die blauen Flaggen zu lange ignoriert und die Überrundenden damit aufgehalten hatte. Und Sirotkin ereilte das gleiche Schicksal, da er dem überholenden Hartley den Weg abgeschnitten hatte, um seine Position zu verteidigen. Im Gegensatz zu Grosjean absolvierte der Formel-1-Rookie seine Strafe umgehend, weil er sich frische Reifen an der Box abholte.

Fünf Runden vor dem Ende betrug Hamiltons Vorsprung auf Verstappen 5,7 Sekunden. Vettel folgte mit mehr als 17 Sekunden Rückstand auf der dritten Position vor Bottas, Räikkönen, Ricciardo, Alonso, Sainz, Leclerc, Hülkenberg, Ericsson, Vandoorne, Grosjean, Gasly, Stroll, Pérez, Hartley, Magnussen und Sirotkin. An dieser Reihenfolge änderte sich nichts mehr, sodass Hamilton seinen siebten Saisonsieg und seinen vierten Singapur-Triumph feiern durfte. Damit baute der Mercedes-Star seine WM-Führung auf Vettel weiter aus.

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