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Lewis Hamilton: Neid und Negativität statt Verehrung

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Toto Wolff

Lewis Hamilton und Toto Wolff

​Wieder einmal ist Formel-1-Weltmeister in einen Fettnapf gestolpert und wird von den britischen Medien genüsslich an den Pranger gestellt. Teamchef Toto Wolff ist von diesem Verhalten genervt.

Im Rahmen der BBC-Gala zur Wahl der Sportpersönlichkeit des Jahres (SPOTY) ist Mercedes-Star in einen Fettnapf gestolpert. In seiner Rede bezeichnete er seinen Heimatort Stevenage als Elendsviertel. Der fünffache Weltmeister bemerkte seinen Patzer und korrigierte sich selber unverzüglich, aber da war der Schaden bereits angerichtet. Spott und Hohn, Verachtung und Unverständnis ergossen sich danach über den 73fachen GP-Sieger, an einem Triumph bei der Zuschauerwahl war nicht mehr zu denken.

Und das sagte Hamilton genau: «Es war eine lange, lange Reise. Ich mache Motorsport, seit ich acht Jahre alt bin, und ich bin sehr stolz, dass ich heute Abend hier bin. Ich habe meine Familie dabei, meine Mutter, meinen Vater, meinen Bruder und seine Freundin, meinen Onkel Terry. Wir hatten als Familie einen Traum, den Traum aus den Elendsvierteln rauszukommen, sozusagen.»

Hamilton bemerkte sogleich, dass das Wort «slums» wohl nicht gut ankommen würde, der Rennfahrer korrigierte sich. «Ich meine, Elendsviertel waren es keine, aber wir wollten uns einfach hocharbeiten und etwas erreichen. Wir haben uns die Ziele sehr hoch gesetzt. Mein achtjähriges Ich würde meinem heutigen Ich sagen, dass es sehr stolz ist.»

Die Aufregung hat sich seither nicht wesentlich gelegt, auch wenn sich Hamilton einige Tage später auf Instagram entschuldigte. Er wolle eine Nachricht an die Menschen in Grossbritannien und in Stevenage schicken, «wo ich aufwuchs, und wo ich extrem stolz drauf bin, dass ich dort herkomme und es bis heute liebe».

«Bitte – wenn ihr euch über einen Fehler, den ich auf der Bühne gemacht habe, aufregt, ärgert euch nicht darüber. Schmeisst es weg, das ist negative Energie, mit der ihr euch nicht herumschlagen müsst. Niemand ist perfekt. Ich mache definitiv ziemlich oft Fehler. Als ich auf der Bühne stand und versucht habe, die richtigen Worte zu finden, habe ich die falschen benutzt. Ich meinte das nicht böse. Diejenigen, die mich kennen, wissen das.»

Dass sich viele Menschen über die Worte von Lewis Hamilton nachhaltig ärgern, das ärgert wiederum Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters macht sich der Wiener Luft: «Wir erleben einen der grössten Rennfahrer aller Zeiten auf der Höhe seines Könnens. In Amerika werden die Leute von Erfolg inspiriert. In Europa, so scheint mir, löst Erfolg oft Neid und Negativität aus. Klar bin ich hier nicht objektiv, denn ich bin Lewis verbunden, dem grössten britischen Sportler der Gegenwart.»

«Jeder möchte, dass seine Leistungen anerkannt werden, ganz besonders im eigenen Land. Vielleicht ist er auch deshalb ein so herausragender Sportsmann, weil Hamilton polarisiert. Ich schätze, das ist ihm lieber, als mit der Menge im Mittelmass zu schwimmen und langweilig zu sein. Er bleibt sich und seinen Wertvorstellungen immer treu, das ist das Wichtigste.»

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