Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Bahrain-Test: Schumacher (Ferrari) 8., zwei Mal Regen

Von Mathias Brunner
​Am Montag fegte ein Sturm über Bahrain hinweg und schaufelte ordentlich Sand auf die Formel-1-Rennstrecke. Und als wäre heute der 1. April sind am ersten Testtag zwei Regengüsse hinzugekommen.

Das Wetter spielt verrückt in Bahrain: Schon am Renntag war es sehr windig gewesen beim zweiten WM-Lauf, am Montag wurde daraus ein handfester Sandsturm. Das Ergebnis: Reichlich Sand auf der prächtigen Rennanlage des Bahrain International Circuit, daher waren die Rundenzeiten zu Beginn des ersten Testtages eher mau. Besser wird das so bald nicht: Denn im Verlauf des Dienstagmorgens begann es – kein verspäteter 1.-April-Scherz – zu regnen, und das gleich zwei Mal! Nach acht trockenen Wintertesttagen in Barcelona also ausgerechnet in der Wüste von Sakhir erstmals nasse Bahn.

Die Strecke ist nicht im besten Zustand. Ein Vergleich: Haas-Fahrer Romain Grosjean hält derzeit die Bestzeit mit 1:30,982 min, die Pole-Position vom vergangenen Samstag hatte der Monegasse Charles Leclerc mit einer Zeit von 1:27,866 min erzielt.

Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso ist für Pirelli unterwegs, so wie an diesem Dienstag auch Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kvyat. Die beiden Testpiloten für den Mailänder Reifenhersteller sind leicht zu erkennen – die Experimentalreifen für die GP-Saison 2020 haben keine weiss, gelbe oder rote Markierungen.

Die Regenfälle sind sehr ärgerlich für die zehn Rennställe, die sich ein umfangreiches Testprogramm zurechtgelegt hatten. Beispiel Williams: Die Techniker des Traditionsrennstalls rätseln darüber, wieso die Fahrzeuge von Robert Kubica und George Russell unterschiedliche Abtriebswerte erzeugen, obschon die Abstimmung der beiden Rennwagen identisch ist. Aus diesem Grund rückte der junge Russell mit gewaltigen Messgittern aus, die über und über mit Pitot-Rohren bewert sind. Die Gitter messen in der Regel den Luftdruck und -strömungen in kritischen Bereichen, beispielsweise in den Verwirbelungen um die Räder herum oder beim Einlass der Seitenkästen. Die Gitter sind dafür mit so genannten Pitot-Rohren ausgerüstet.

Das Rohr ist benannt nach dem Franzosen Henri de Pitot (1695–1771), einem Wasserbauingenieur, gelernter Mathematiker. Er war von den Strömungen in Flüssen und Kanälen fasziniert. Früher herrschte die Annahme, die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers würde mit der Tiefe zunehmen. Henri de Pitot erfand ein Gerät, um diese Geschwindigkeit zu messen – die einfach-geniale Vorrichtung heisst nach ihm Pitot-Rohr, ein gerades oder L-förmiges, einseitig offenes Rohr zur Messung des Gesamtdruckes von Flüssigkeiten oder Gasen, in unserem Falle Luft. Es dient vorrangig bei Flugzeugen und Hubschraubern zur Geschwindigkeitsmessung, aber eben auch bei Formel-1-Rennautos.

Wenn wir schon dabei sind: Von den Rennställen ebenfalls gerne benutzt – FloViz. Hier geht es um einen Vergleichstest zu den Werten aus der Flussdynamikberechnung (computational fluid dynamics, kurz CFD), wenn also die Luftströmung um den Rennwagen herum simuliert wird. FloViz ist eine Abkürzung für «flow visualization» (Flussveranschaulichung). In der Formel 1 ist die Verwendung dieser Paste verhältnismässig jung: McLaren benutzte die Farbe 2010 erstmals auf dem Testplatz in aller Öffentlichkeit. In den Werken war schon länger damit gearbeitet geworden. Wieso das späte Debüt an der Teststrecke? Weil nicht nur die eigenen Techniker den Strömungsverlauf sehen, sondern auch die Argusaugen der Konkurrenz.

Die Paste muss flüssig genug sein, um sich leicht auftragen zu lassen und wenig zu tropfen. Aber auch aushärtend genug, um nicht vom Luftstrom komplett weggeschmiert zu werden. Die Ingenieure wissen: Die CFD-Progamme können noch so hochgestochen sein, der Windkanal nach dem jüngsten Stand – nichts ersetzt die Arbeit an der Strecke.

Das Vorgehen ist immer gleich: Ein bestimmtes aerodynamisches Teil, sagen wir ein Frontflügel, wird mit der Paste eingeschmiert. Der Fahrer legt eine Runde zurück. Die Farbe verschmiert nach Strömungszwang und trocknet aus. An der Box können die Spezialisten dann überprüfen, ob der Verlauf so ist, wie sie sich das vorgestellt hatten.

An sich wird beim Bahrain-Test ohne Pause neun Stunden durchgefahren (von 9.00 Uhr Lokalzeit bis 18.00 Uhr, das heisst für Europa – 8.00 bis 17.00 Uhr). Beim Wintertest schwiegen die Motoren jeweils um 13.00 Uhr für 60 Minuten, um auch den Streckenposten eine Verschnaufpause zu gönnen. Da die Piste ohnehin nicht im besten Zustand ist, nutzen einige Rennställe die Regenfälle, um das Mittagessen aufzutischen.

Bahrain-Test, Tag 1 (Dienstag, 2. April), nach 4 Stunden

1. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:30,982 (42 Runden)
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:31,089 (47)
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:31,319 (40)
4. Carlos Sainz Jr. (E), McLaren MCL34-Renault, 1:32,059 (32)
5. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:32,067 (22)
6. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:32,232 (50)
7. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:32,455 (23)
8. Mick Schumacher (D), Ferrari SF90, 1:32,552 (33)
9. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:33,006 (32)
10. Fernando Alonso (E), McLaren MCL34-Renault, 1:33,289 (45)
11. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:33,653 (34)
12. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:33,682 (27)
Am Nachmittag im Einsatz
Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, für Sainz
Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, für Russell

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