Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Neues Auto für 2021: Die eigenen Regeln brechen

Von Mathias Brunner
​Die Formel-1-Führung und der Autoverband FIA zeigen, wie die Modellgeneration 2021 aussieht und im Windkanal getestet wird. F1-Techniker Pat Symonds gibt zu: «Wir müssen die eigenen Regeln brechen.»

Die ersten Fotos und ein Film von der Formel-1-Rennwagengeneration 2021 erzeugen starke Reaktionen. Einige GP-Fans monieren die kleinen Radabdeckungen vorne, andere den eher bescheidenen Heckflügel, wieder anderen gefällt die Form der kommenden Rennwagen. Kalt lässt das Windkanalmodell keinen. Die ersten Erkenntnisse aus dem Windkanal besagen: Wenn mit einem 2019er Boliden so viel Luftwirbel erzeugt werden, dass der Hintermann bis zu 50 Prozent Abtrieb verliert, so beträgt dieser Wert mit einem Versuchsmodell 2021 nur noch knappe zehn Prozent! Es sollte mit den küntigen Rennwagen also leichter sein, einem Gegner zu folgen.

Gar nicht leichter ist es, dies alles in ein halbwegs kugelsicheres Reglement zu giessen, wie die beiden Techniker Pat Symonds und Nikolas Tombazis auf der offiziellen Formel-1-Seite erläutern, der Brite in Diensten der Formel 1 an der Seite von Sportchef Ross Brawn, der Grieche als leitender Techniker für Einsitzersport beim Autoverband FIA.

Symonds und Tombazis wissen: Den hellen Köpfen bei den Teams ist es völlig egal, ob die Luftwirbel abnehmen. Sie sind einzig und allein daran interessiert, ein schnelles Auto zu machen. Was dahinter passiert, das ist ihnen schnuppe. Daher sagt Pat Symonds: «Wir prüfen derzeit, wie widerstandsfähig unser Reglementvorschlag ist, also wo noch Schwachstellen liegen. Ich bin sicher, am Ende werden wir die besagten zehn Prozent nicht halten können, weil die Aerodynamiker ständig am Optimieren ihrer Rennwagen sein werden. Aber auch so wird es für den Hintermann massiv leichter sein, einen Gegner zu verfolgen.»

«Wir haben bereits Bereiche gefunden, welche die Techniker nutzen werden, um mehr Speed zu gewinnen – was aber die Luftwirbel wieder verstärkt. Wir versuchen also vorauszuahnen, was die Aerodynamiker machen werden, wir versuchen, die eigenen Regeln zu brechen. Wir suchen Schlupflöcher mit Konsequenzen. Das ist nicht ganz einfach.»

Nikolas Tombazis fügt hinzu: «Wir suchen nach Änderungen, welche den Wagen schneller machen. Wir versuchen so zu denken wie die Techniker denken. Gegen Speed haben wir nichts einzuwenden. Aber wir wollen nicht, dass die Luftwirbel wieder dramatisch zunehmen. Daher forschen wir derzeit nach etwaigen, fundamentalen Schwächen im Reglement.»

«Wir wollen unsere Luftwirbelvorgabe schützen, gleichzeitig wollen wir aber auch, dass nicht alle Autos gleich aussehen werden. Wir haben Bereiche entdeckt, die den Rennwagen schneller machen, aber keine besonders nachteilige Auswirkung auf die Wirbel hat. In solchen Bereichen werden wir mehr Freiheiten erlauben.»

Tombazis sagt: «Die Autos werden sich noch ändern, wenn wir uns das Windkanalmodell betrachten. Wir arbeiten derzeit sehr intensiv an der Form des Frontflügels. Wir wollen, dass er weniger rechteckig aussieht.»

Die Formel-1-Techniker und die FIA-Experten planen zwei weitere Windkanaltests bei Sauber, einen im Oktober, einen im Dezember. Tombazis sagt: «Im Oktober wird das komplette Reglement 2021 veröffentlicht. Grundsätzlich wird es dabei bleiben. Wenn wir aber einen Bereich finden, von welchem wir glauben, dass wir nachlegen müssen, um unsere Ziele zu erreichen, dann werden wir das auch tun.»

Pat Symonds: «Unsere Arbeit wird im Dezember nicht einfach aufhören. Wir werden weiter forschen, wie das Reglement genutzt werden kann und wir werden auch weiterhin im Windkanal forschen.» 

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