Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jerez: Vettel, Hamilton & Co. im Dunkeln

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel: «Wir wissen nur, wo wir selber stehen»

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Die Analyse des ersten Wintertests ist schwierig. Die Rennställe freuen sich auf aussagekräftigere Daten in Barcelona.

In der Formel 1 dreht sich für etwas mehr als eine Woche kein Rad. In den Werken jedoch herrscht emsiges Treiben: Die Daten des ersten Wintertests werden ausgewertet, Entwicklungsteile für den kommenden Test in Barcelona (19.–22. Februar) werden bereitgestellt, die weiteren Chassis werden aufgebaut.

Die Analyse des Jerez-Tests erweist sich als Knacknuss.

Mercedes-Star Lewis Hamilton sagt, stellvertretende für alle Fahrer: «Ich habe meine Jungs nach dem Test gefragt – wo stehen wir denn nun eigentlich? Sie konnten es mir nicht sagen.»

Warum sich selbst die Teams so schwer tun: Jeder geht mit unterschiedlichen Zielen und daher auch mit unterschiedlich abgestimmten Autos auf die Bahn hinaus. Die Parameter sind zahlreich, eine kleine Auswahl haben wir mit dem BBC- und SPEEDWEEK-Technikexperten Gary Anderson zusammengestellt. Damit möchten wir dem Leser zeigen, wieso sich selbst die hellsten Köpfe unter den Technikern mit einer Standort-Bestimmung so schwer tun.

Variierendes Aero-Programm

Einige Teams investierten viel Zeit in aerodynamische Abgleiche. Dazu muss der Fahrer mit konstanter Geschwindigkeit fahren (sagen wir: 200 km/h), das Auto ist gespickt mit Sensoren. Hier geht es darum, ob die Werte von der Rennstrecke mit den Werten aus dem Windkanal übereinstimmen. Die Autos sind darüber hinaus in Jerez in ihrer ersten Version gefahren, schon im Laufe des Jerez-Tests kamen zusätzliche Teile an den Wagen (Beispiel: Frontflügel bei Mercedes).

Abweichende Abstimmung

Einige Teams beschränkten sich darauf, die Abstimmung kaum zu verändern, um eine solide Basis zu schaffen. Und um erste Erkenntnisse mit den Reifen nicht durch Abstimmungs-Varianten zu verwässern. Andere merkten schnell, dass diese Basis stimmt und konnten schon mit Feinarbeit beginnen.

Unterschiedliches Reifenprogramm

Hart, mittel, weich, superweich – nur die Regenreifen von Pirelli kamen in Andalusien nicht zum Einsatz. Ob jedoch Sebastian Vettel im Red Bull Racing eine 1:18,5 min mit harten Reifen fährt oder Kimi Räikkönen eine 1:18,9 auf mittelharten oder Felipe Massa eine 1:17,9 auf weichen, das verzerrt alles das Bild. Pirelli-Techniker sagen: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Mischungen betragen rund 0,5 sec.

Ungleichmässige Pistenverhältnisse

Am ersten Tag war die Jerez-Bahn recht schmutzig. Dennoch fuhr Jenson Button im McLaren mit harten Reifen eine 1:18,9 min – was Felipe Massa, etwas zu aussagefreudig für den Geschmack von Ferrari, als eine Zeit bezeichnete, «die nicht in unserer Reichweite liegt».

Andere Tageszeit

Nicht alle Fahrer setzten ihre Bestmarke dann, als die Pistenverhältnisse am günstigsten waren.

Differierende Spritlast

Nur im Dauerlauf und unter gleichen äusseren Bedingungen sowie mit identischen Reifentypen lässt sich ansatzweise erkennen, was die Renner gemessen aneinander wirklich können. Aber davon haben wir in Jerez zu wenig gesehen.

Zusammengewürfelte Fahrer

Natürlich ist es nicht das Gleiche, ob Felipe Massa im Ferrari sitzt oder Neuling Pedro de la Rosa oder der zweifache Weltmeister Fernando Alonso.

Ungeeignetes Jerez?

Das Wehklagen war gross, sowohl bei Pirelli als auch bei den Rennställen. Der Belag von Jerez ist so rauh geworden, dass die Reifen zu sehr körnen (wenn sich auf der Oberfläche kleine Gummirubbel bilden) und zu stark abbauen. Das hilft nicht dabei, die Feinheiten der neuen Mischungen der Italiener kennenzulernen. Gemeinsam wird darüber beraten, ob man im Winter 2014 auf eine andere Bahn ausweichen soll.

Fazit

Der gegenwärtige Champion Sebastian Vettel fasst sehr schön zusammen, was die meisten Teams nach dem Jerez-Test spüren: «Wir wissen ungefähr, wo wir stehen. Aber erst auf einer aussagekräftigeren Bahn wie Barcelona und erst im weiteren Verlauf der Tests werden wir ein erstes Bild davon bekommen, wo wir gemessen an den anderen stehen.»

Gary Anderson gibt zu bedenken: «Auch das wird nur ein vager Trend sein. Ich kann mich an Wintertests erinnern, da fuhr Jean Alesi im Prost-Rennwagen eine tolle Bestzeit. Beim Saisonauftakt aber war er nirgens. Nein, was wirklich Sache ist, das erfahren wir erst am 16. März.»

Im Abschlusstraining zum Grossen Preis von Australien.

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